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GfK-Marktforschung

Katarina

New Member
Registriert
18. Februar 2006
Beiträge
4
Hallo,
und zwar habe ich Folgendes zu berichten.
Nachdem ich mein Abitur bestanden habe, habe ich mir einen Nebenjob besorgt, und zwar führe ich Umfragen durch bei dem größten dt. Marktforschungsunternehmen, der GfK(Gesellschaf für Konsumforschung).
Die ersten Umfragen fand ich OK, aber gestern sass ich neben einer Kollegin, die eine Umfrage zum Thema Autos durchführte. Da meine eigene Umfrage eine normale, relativ langweilige war, zum Thema regenerative Energien, und inwiefern die Unternehmen diese benutzen, sah ich ab und zu auf den Bildschirm meiner Kollegin.
Und da wurde mir echt übel. Nebst Fragen wie "Wie finden Sie *** Automarke?" kamen solche Fragen: "Hat die Automarke *** Sex-Appeal?"/"Ist die Automarke *** feminin oder maskulin?"/"Inwiefern identifizieren Sie sich mit der Automarke ***" Und so weiter in der Richtung :haare: :haare: :haare: Ich habe meinen Augen nicht getraut!
Ich meine, wenn solche Fragen gestellt und ohne Wimpernzucken auch beantwortet werden können, dann gehen die Werbeprofis doch tatsächlich davon aus, dass man ein Auto SEXY:haare: finden kann! Das heißt doch, dass es uns eingetrichtert wird :haare: . Ich fand es dermaßen erschreckend, dass ich mir sogar überlegt habe, den Job aufzugeben.
Vielleicht ist es nicht ganz klar, wieso ich so erschrocken war. Es ist so, dass ich vor kurzem Fight Club gesehen hab, und damals dachte ich schon, dass es übertrieben ist, wie es dort dargestellt wird. Aber mittlerweile, wenn ich mir all die Werbung und jetzt diese Umfragen ansehe... Langsam habe ich das Gefühl, dass wir uns tatsächlich mit Persil und Odol und Colgate identifizieren. Dass uns die Industrie tatsächlich darauf drillt, dass wir, um es mit Fight Club auszudrücken "das Geld auf unserem Konto und unsere Möbel" sind. Erwachsene Leut sagen doch tatsächlich, dass ein Auto sexy ist :haare:.
Heute habe ich eine Umfrage zu Stromversorgern durchgeführt. Unter anderem habe ich gefragt, ob die Verbraucher sich mit diesem Unternehmen identifizieren.
OK, Umfragen müssen ja neutral sein. Aber ist nicht schon eine Suggestivfrage, ich meine, von alleine kommt doch keiner druff, das VW Mini SEXY sein soll!
Also, wenn jemand ähnlich empfindet oder aber ganz anders, oder wenn jemand solche Erfahrungen gemacht, hat, dann schreibt doch einfach mal....
Eure geschockte Katarina
 
Werbung:
Ich empfinde es ähnlich.

Dein tiefer Wesenskern, jener der aus Liebe zu den Menschen und der
Welt bestehtm, hat dir schon eine eindeutige Empfehlung gegeben.

Umfragen sollen eine Übersicht über die Realität geben.

So die Vorgabe.

Aber sie sind zum größeren Teil selber ein Manipulationsmittel.

Warum?

Weil sie den großen geistig schwachen Teil der Bevölkerung ansprechen, der
sacht an der Hand geführt werden soll.

Diese Menschen sind häufig unsicher in der Bewertung von Aktivitäten
im politischen, wirtschaftlichen oder militärischen Sektor.

Der Anteil dieser Menschen beträgt über fünfzig Prozent. Würde das nicht
der Fall sein, ergäbe sich ein stark schwankendes Gewicht in der
Gesellschaft mit der Folge von Unruhen.

Mit "modifizierten" Umfragen die man in den Mainstream-Medien wie
ein Regen auf die Menschen hereinprasseln lässt, modifiziert man auch
deren Meinungen.

Die gewünschte neue Marschrichtung wird dann in der Umfrage als die
von der Masse favorisierte ausgelegt. Die unsicheren Menschen möchten
sich aber nicht aus der Gruppe ausgeschlossen fühlen und schließen sich
der "Mehrheit" an, denn "so viele Menschen können ja nicht irren".

Was die speziellen Fragen mit dem Auto angeht: Häufig prüfen Werbefirmen
den Erfolg ihrer Spots, also ihrer "bedingten Lügen". Falls die Strategie nicht
ankommt, muß sie halt geändert werden. Die Grundstrategie der Werbe-
industrie gerade bei Prestigeprodukten ist ja eigentlich immer dieselbe:

Erkennen von emotionalen Bedürfnissen in statisch relevanten Größen-
ordnungen und Anpassung der Werbekampagne. Das Produkt hat ja
eigentlich wenig mit SEXAPPEAL etc. zu tun, denn wer hat schon
Geschlechtsverkehr mit seinem Auto, aber die versprochene UND
ERHOFFTE Befriedigung des emotionalen Durstes treibt die Käufer dann
in die "Falle".

Die Wirtschaft ist auch daran interessiert, daß das Vermögen der
Privathaushalte nie über das notwendige hinaus anwächst.
Die Menschen müssen gezwungen sein in die Fabriken und zu ihren
Arbeitsplätzen zu gehen.

Käme es zu einer geistigen Evolution in der wir mehr Zeit zur Selbst-
verwirklichung wünschten und auf vieles Unnötige verzichten würden,
dann würde der Absatz von Produkten drastisch sinken und
der sklavische Faktor des Geldes eingeschränkt.

Beides sind für die Anführer der gegenwärtigen Industriegesellschaften,
und damit meine ich nicht unsere Politiker, inakzeptable Zustände.

Es wird bereits bei den jungen Menschen dafür Sorge getragen, das
sie sich optimal in das illusionäre Uhrwerk einfügen können.

Die Schuldbildung ermöglicht es ihnen ohne Probleme Fabriken, Laboratorien,
Universitäten und Panzer nutzen zu können, sie bildet sie aber nicht
für die Wahrheit des Lebens, das Spiel von Herrschern und Beherrschten,
aus.

Dafür gibt es besondere Schulen, welche man nur als privilegierter
betreten kann. Dort wird das ganze Geheimnis gelehrt.

Um als Sprößling alter Dynastien das Erbe fortzusetzen.

Folge deinem Herzen, es lässt dich nie im Stich, wenn du in jeder
Situation fest an seinen Rat glaubst.
 
Ö

Fragwürdig
<Herbert Grönemeyer, "Ö">

wie stehn sie persönlich zum zungenkuss
zum ladenschluß
zu ostern, was tun sie gegen streß
wie sehn sie den radikalenerlaß, rasieren sie sich naß
was geben ihnen psychotests
wir bauchen kurzes statement zur lage der nation
spontan am telefon, schnell und originell

man ist prominent, in jeder umfrage erwähnt
ob's um's ozonloch geht, heute schon gelebt
glauben sie noch, was in zeitungen steht

man ist prominent, das telefon brennt
wohin sehn sie zuerst bei einer frau
gefällt ihnen die frisur von johannes rau
was ist ihre lieblingsfarbe
wo sitzt ihre schönste narbe
verkehren sie noch mit leuten die rauchen
ist die zukunft schon gelaufen

wie stehn sie persönlich...

man ist prominent, für alles kompetent
ist abrüstung für den frieden riskant
braucht es die monarchie auf lummerland
tragen sie bei der liebe strümpfe
was sagt ihnen das lied der schlümpfe
wer wird der galopper des jahres, schon fertig - das war es

wie stehn sie persönlich...

tragen sie bei der liebe strümpfe
was sagt ihnen das lied der schlümpfe
wer wird der galopper des jahres, schon fertig - das war es

wie stehn sie persönlich...

wo sehn sie den zeitgeist, hat man den noch
das sommerloch, was fällt ihnen dazu ein
warum ist es eigentlich am rhein so schön...

http://portal.herbert-groenemeyer.de/discographie/cds/oe/08.html
 
Sex sells heißt es doch in dem Gewerbe. Oder wie ich es vielleicht besser ausdrücken würde: Wir machen euch glauben das sex sells.
Identifikation ist vielleicht das Ziel, aber irgendwie find ich die neuen Wagen immer scheußlicher.
 
Danke für die Antworten!
Ich muss sagen, je mehr ich darüber nachdenke, um so deutlicher sehe ich es. Wieso mache ich z.B. diesen Nebenjob? Um Kohle zu haben, um was zu kaufen, was mir vorher durch Werbung - nicht durch ein dringendes Bedürfnis - schmackhaft gemacht worden ist. :baden: Irgendwie haben mich Werbungen schon immer genervt - wen nerven sie nicht? -, aber ich schau eigentlich sehr wenig fern, und die ganzen Plakate sind ja viel weniger aufdringlich. Trotzdem, besonders in letzter Zeit, weil ich nach der Schule sehr viel über Leben und Sinn u.s.w. nachgedacht habe, hatte ich so ein unbestimmtes Gefühl der Gereiztheit gegenüber unserer Art zu leben, vor allem diese schreckliche Konsumwut, ich will alles, und jetzt - Freuds ES lässt grüßen!
Dann habe ich "Fight Club" gesehen, einen schon älteren Film, von dem ich eigentlich nichts großartiges erwartet habe. Vielleicht werden ihn einige nicht kennen, es geht einfach um Konsumismus der modernen Gesellschaft und einen Menschen, der an seinem eigenen Leben zerbricht. (Mehr möchte ich nicht verrraten, falls jemand ihn noch nicht gesehen hat, die anderen verstehen ja, was ich meine.)
Dann hatte ich mit einem sehr guten Freund ein Gespräch über Möbel. Das klingt lustig, aber ich war high (halluzinogene Pilze) und in diesem Zustand erkennt man schon einige Sachen im Leben deutlicher. Die Sache ist die, meine Mutter hat sehr lange gespart, wir haben relativ knapp gelebt, sie hat persönlich auf Vieles verzichtet - und kauft sich jetzt von diesem angesparten Geld MÖBEL. :pcwut: Sie hat sich echt gestresst wegen dem Geld und jetzt - als Krönung des ganzen - kauft sie einen Kühlschrank und eine Küchenausstattung :confused:. Die Freundin meines Kumpels hat eine Katze, diese Katze lebt nun bei meinem Kumpel, weil sie MÖBEL kaputtgemacht hat! Wenn man jetzt an Fight Club denkt, in dem die Hauptperson einen Möbeltick hat - nun, wir sind alle nicht weit davon entfernt! :ola:
Und schließlich, wie das Tüpfelchen auf dem I - kommt dieser Nebenjob, der relativ harmlos anfing und jetzt seine schönen Seiten zeigt. Es gibt auch eine Studie zu Werbungen, die selbst Werbung ist für die Produkte! Das kann mir doch keiner erzählen, dass das keine Suggestivfragen sind! Und wir, die Interviewer, KENNEN diese Produkte tatsächlich schon dem Namen nach und die Energieanbieter und deren Image - oder erwünschtes Image.
Geh ich nun eine Straße entlang und sehe irgendwo Werbung - früher habe ich darüber hinweggesehen - sehe ich nun ganz genau hin. Was, wieso und vor allem WIE wollen die mir verkaufen? Brauche ich es, oder erschafft das Produkt selbst das Bedürfnis, das es befriedigt? Ich muss sagen, dass die meisten Werbungen ja megadumm sind. Aber gut, Hitlers Reden waren auch kein Kunststück der rhetorischen Kunst. Fallen wir eigentlich auf alles rein, wenn es nur bunt genug, laut genug, BLÖD genug ist:wut1: :wut1: :wut1: ?
Was mich vor allem beschäftigt, wie kann ich selbst diesem Gefängnis entkommen? Bin ich nicht schon so damit angesteckt, dass es keinen Ausweg gibt? Ich werde studieren, dann arbeiten, um das zu kaufen, was die mir verkaufen wollen - ha ha, von wegen Käuferorientierung! - und die seltenen klaren Momente wie jetzt werden in der Konsumwut erstickt:haare:
Im Ernst, ich gehe nach Afrika!!!
 
Die Pilze sind billiger...

...und hätten in deinem gegenwärtigen Zustand wohl die gleiche
Wirkung wie dein weltlicher Trip: Kopfschmerzen.

Die Front liegt direkt zu deinen Füßen.

Fang an und verwirkliche Liebe in dir! Zu allen Dingen und Wesen.

Eine andere Chance hast du nicht um die zu befreien.

Egal an welchem Platz.
 
Werbung:
Huhu Katarina.

von Katarina:
Aber gut, Hitlers Reden waren auch kein Kunststück der rhetorischen Kunst. Fallen wir eigentlich auf alles rein, wenn es nur bunt genug, laut genug, BLÖD genug ist

Ja, aber wir sind noch zu feige, das zuzugeben. Einer der gründe, warum wir die Menschen und uns selbst scheinheilig behandeln. Wenn ich willenlose Konsumenten als Deppen bezeichne, lehne ich mich wahrlich nicht weit aus dem Fenster. Aber weit genug, um in ein Wespennest verlogener Tugend zu stechen.

Bitte geh nicht „nach Afrika“.

Viele Grüße
Bernd
 
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