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Gewinne und Risiken

Bernd

Well-Known Member
Registriert
3. Mai 2004
Beiträge
8.643
Liebes Forum.

Wenn die deutsche Polizei die Atomlobby vor Atomkraftgegnern schützt, um Gewinne zu sichern, ist es doch eigentlich logisch, dass die Bundesmarine nun die Schiffe der Reeder vor somalischen Piraten beschützt, Lösegeldforderungen würden deren ohnehin kargen Gewinne schmälern. Also warum nicht deutsche Kriegsschiffe auch für diese Aufgabe an die somalische Küste.

Oder nicht?
Wie war das noch, wir haben jetzt ganz entrüstet in der Finanzkrise bemerkt, private Gewinne werden von der Allgemeinheit geschützt und daraus gelernt?

Hab ich da irgendwas wieder nicht verstanden?
Bernd
 
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AW: Gewinne und Risiken

wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

eigentlich wäre es klüger, die sozialen/wirtschaftlichen Bedingungen in Somalia zu verbessern,
anstatt 'zehn kleine Negerlein' zu spielen
 
AW: Gewinne und Risiken

Hallo,

da ist eine gewisse Entrüstung auf Grund von Ungerechtigkeit rauszuhören und sicherlich mit Recht. Diese Formen der Ungerechtigkeit zwischen Staat, Wirtschaft und Bevölkerung sind vorhanden und fallen in unterschiedlichen Regionen bzw. Ländern ganz unterschiedlich und mehr oder weniger stark aus.
Die Somalia empfinden sicherlich die Lebensweise der meisten Deutschen im Vergleich zu ihnen für Ungerecht. Ganz Afrika empfindet den Reichtum Europas für ungerecht, zumal er oft auf Kosten der Kolonien entstanden ist und heute noch durch "Entwicklungsländer" vermehrt wird.
Ungerechtigkeiten gibt es wohin man schaut, warum hat der Nachbar eine dickeres Auto und fährt dreimal im Jahr in den Urlaub?
Warum wird immer ein Kollege gemoppt der eh schon so blass und zart ist?
Empfinde Ungerechtigkeit auch als Angriff auf persönliche Werte und gehe dagegen vor, oft ohne Rücksicht auf Verluste, das war schon in der Schule so und hat mir manchen Verweis eingebracht.
Heute als Erwachsener hat das Kämpfen gegen Windmühlen keinen produktiven Sinn außer, dass man sich selbst verheizt.
Mit Ungerechtigkeiten muss man wohl leben lernen, sie lassen sich nicht mit einer Handbewegung vom Tisch wischen.
Der Trost ist oft der Rückblick in die Vergangenheit, in die Geschichte der Menschheitsentwicklung. Dort waren die Ungerechtigkeiten zwischen den Schichten und Ständen um ein vielfaches größer als es heute der Fall ist.
Heute darf jeder Bürger solche Themen öffentlich besprechen und zur Diskussion stellen in Europa, dafür wäre man zu anderen Zeiten verfolgt, verurteilt und hingerichtet worden.
Ohne Frage, die Wirtschaftslobby ist die mächtigste und die ungerechteste, ihre Fehler und ihre Gier werden von vielen gedeckt und nach wie vor von der Bevölkerung beglichen wie seit eh und je.
Auf der anderen Seite ist ein millionenschwerer privater Konzerninhaber nicht unbedingt glücklicher im Leben, denn wie heißt es so schön, ein wahres ehrlich gemeintes Lächeln kann man nicht kaufen...

gruß fluuu
 
AW: Gewinne und Risiken

Hallo fluuu,

wenn ich dich nicht sonst lesen und schätzen würde, würde ich den Vortrag als besänftigende Kanzelrede aufnehmen. Bleibt schön ruhig, meine Schäfchen, Geld macht nicht glücklich und wenn es Unrecht in A gibt, dann darf es das auch in B geben. „Sie gewöhnen sich schon dran.“
*mit großen Augen meine Tablette nehme*

Es geht doch nicht um allgemeine Ungerechtigkeit, es geht um einen einfachen Sachverhalt. Die Somalis sind arm. Vor ihrer Nase sehen sie Öl und andere Leckereien vorbeischwimmen. Da wollen sie natürlich einen Teil vom Kuchen abhaben, logisch. Und der Kuchen, das ist das Geschäft der Reeder, der Mineralölwirtschaft und ganz allgemein „Import-Export“, also die lieben Containerschiffe. Übrigens haben deutsche Reeder ihre Schiffe garnicht in Deutschland angemeldet, man kann also nicht gerade sagen, dass sie sich mühen Steuern beizusteuern, um solche Maßnahmen aus Steuermitteln mühen sie sich schon.

Wenn einer in solchen Gewässern Handel betreibt und damit Geld verdient, dann kann der normalerweise auch eine eigene Eskorte bezahlen. Die Kosten könnte er gleich mit der fallenden Versicherungsprämie verrechnen. Man braucht sicher keine Kriegsschiffe, um Piraten abzuhalten. Wär doch auch garnicht so übel für die europäische Wirtschaft, wenn der billige Importplunder deshalb etwas teurer werden würde. Wenn es hier um den Schutz von Leben gänge, dann müssten wir auch bei Grubenunglücken und Umweltverschmutzung in Fernost „eingreifen“. Maßnahmen zum Menschen- und Umweltschutz würden jedoch die Produkte weiterhin verteuern...vielleicht ist es ja das, was nicht sein darf?

Zum Thema Schutz von braunem Gold...wenn ich vom Feinkostladen mit ner Kiste voller Süßigkeiten komme, dann kann ich auch nicht die Polizei bitten, die Straße zu sperren, damit mich keine Naschkatze überfällt. Dass die Menschen, durch deren Straßen ich dabei im Dunkeln husche, nichts zu essen haben, „da kann ich ja nix für“. Dass deren Kinder mir die billigen Schokoweihnachtsmänner erst so billig erschaffen haben, davon weiß ich nichts. Für die kann ich ja dann beten.

Bernd
 
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AW: Gewinne und Risiken

Die EU will ab Mitte Dezember eine eigene Flotte zur Sicherung der Seewege ans Horn von Afrika entsenden, um dort die jetzige NATO-Flotte abzulösen. Als Mitglied der NATO beteiligt sich Deutschland heute schon zumindest indirekt an der Sicherung dieser Handelsrouten.

Die Piraten schrecken auch nicht davor zurück, sich ein Gefecht mit Kriegsschiffen zu liefern, wie die indische Fregatte INS Tabar kürzlich erfahren durfte. Auch wenn die INS Tabar das Piratenschiff versenkt hat, zeigt es doch, dass der Schutz von Handelsschiffen nicht so einfach ist, wie du dir eventuell vorstellst.
 
AW: Gewinne und Risiken

Auch wenn die INS Tabar das Piratenschiff versenkt hat, zeigt es doch, dass der Schutz von Handelsschiffen nicht so einfach ist, wie du dir eventuell vorstellst.

Hallo Benjamin.
Dass ein Kriegsschiff ein Piratenschiff geentert oder gar versenkt hat, ist m.E. keine Begründung dafür, dass man Kriegsschiffe braucht. Möglicherweise braucht man aber welche, um klarzustellen, dass man dieses Gebiet beherrscht. Kennen wir diese Methode nicht?

Da wir hier ja im Denkforum unterwegs sind und nicht an Gut und Böse kleben müssen, kann die Möglichkeit mitbedacht werden, dass es sich bei den Bösen ja auch um Menschen handelt, die dort schon immer wohnen. Wir nicht. Was sie machen, dass das nun gerade uns nicht passt, die nur ven deren Landschaften profitieren, dass ändert nichts daran, dass wir uns in deren Gebiet einmischen und nicht umgekehrt. Wenn also Piraten aufrüsten und wir dann nachrüsten, ergibt sich für uns noch keine Legitimation.

Mir ist das Thema ja egal, ich war das letzte mal Pirat, als ich 5 Jahre alt war...und mein Schiff war eine Zinkbadewanne, aber wenn wir uns für die Guten halten, dann dürften wir zumindest bei diesem Thema erkennen, dass wir geistig noch immer 5 sind, unsere Entwicklung nur darin bestand, aus Spiel ernst zu machen..

Soweit mit Grüßen
Bernd
 
Dass ein Kriegsschiff ein Piratenschiff geentert oder gar versenkt hat, ist m.E. keine Begründung dafür, dass man Kriegsschiffe braucht.

Das sehe ich genauso. Darum schrieb ich aber auch "auch wenn..." und nicht "weil...". ;)
Die Begründung sollte darin liegen, dass die Piraten nicht davor zurückschrecken auf Kriegsschiffe zu feuern, eine etwas hinkende Begründung, ich weiß.

Da wir hier ja im Denkforum unterwegs sind und nicht an Gut und Böse kleben müssen, kann die Möglichkeit mitbedacht werden, dass es sich bei den Bösen ja auch um Menschen handelt, die dort schon immer wohnen. Wir nicht. Was sie machen, dass das nun gerade uns nicht passt, die nur ven deren Landschaften profitieren, dass ändert nichts daran, dass wir uns in deren Gebiet einmischen und nicht umgekehrt.

Na ja, wenn sie einen Öltanker kapern, mischen sie sich schließlich in andere Gebiete ein.

Es stimmt leider, dass man schon als kriminell gilt, wenn man sich nicht an die Spielregeln der Obrigkeit (des Welthandels) hält. Das ist freilich eine einseitige und beschränkte Sicht der Dinge. Dennoch lässt sich das Vorgehen dieser so genannte Piraten meines Erachtens nicht rechtfertigen, auch wenn es sich erklären lässt.
Schließlich wäre es gefährlich, einer Aufrüstung ihrerseits keine Antwort zu liefern.

Meiner Auffassung nach sollte man das Problem an Land, direkt in Somalia, angehen, indem man der Bevölkerung dort hilft, eine sichere Lebensgrundlage zu entwickeln. Und damit meine ich jetzt alles andere als die Entwicklungshilfe der Industrienationen.
Doch welches Land würde sich schon bereit erklären aus eigenen Mitteln den Aufbau eines anderen Landes zu finanzieren? Keines. Nicht einmal, wenn der Aufbau in Summe weniger ausmachen würde, als die Besetzung. Siehe Irak.
 
AW: Gewinne und Risiken

Hallo fluuu,

wenn ich dich nicht sonst lesen und schätzen würde, würde ich den Vortrag als besänftigende Kanzelrede aufnehmen. Bleibt schön ruhig, meine Schäfchen, Geld macht nicht glücklich und wenn es Unrecht in A gibt, dann darf es das auch in B geben. „Sie gewöhnen sich schon dran.“
*mit großen Augen meine Tablette nehme*
Bernd

...es ist auch so gemeint denn diese außenpolitischen Themen kann man in Mitteleuropa als Stammtischdiskussion Tage-, Wochen- und Jahrelang führen ohne die geringste Veränderung. Es ist Augenwischerei nach dem Motto gut mal drüber geredet zu haben und der Neid, die Gier und die Gefühllosigkeit geht weiter. Kein User dieses Forums kann die Situation in Somalia ändern, bei der theoretischen Erkenntnis es müsste sich dort etwas tun bleibt das Verhalten stecken.
Es müsste sich nicht dort etwas ändern sondern für uns müsste sich hier etwas verändern und zwar im Bewusstsein und wenn es zunächst die Einsicht ist unser Lebenswandel ist gegenüber dem Lebenswandel der Somalias eine Ungerechtigkeit. Dieses schlechte Gewissen führt dann leider oft dazu sich per Spenden freizukaufen, wie fast immer alles mit Geld geregelt wird, anstatt das eigene Verhalten zu Überdenken und im Vergleich zu den Somalias zu überprüfen und zu Reflektieren. Dann bräuchten die dicken Exportfrachtschiffe nicht an Somalia vorbeifahren um unseren Wohlstand zu Vermehren, sondern die Somalias könnten sich ohne Piraterie der Entwicklung ihres Landes widmen.

Ansonsten gab ist in der Geschichte schon immer Räuberei bei ungerechter Verteilung, kann mich erinnern, dass bei Kinderfilmen die Robin Hoods immer die guten wahren. Das Problem ist wohl bloß, dass es unser eigener materieller Reichtum im Lande ist der durch die Piraten geschmälert wird.
Es wird mir und Dir etwas weggenommen weil wir als Mitteleuropäer zu den Reichen zählen und das darf nicht sein oder?

gruß fluuu
 
AW: Gewinne und Risiken

Mal eine Frage.

Die EU will doch die Piraten bekämpfen.
Das Unrecht bekämpfen. Das ist doch lieb, hmm?

Vor der Küste Ghanas fischen diverse illegale große Fischereiboote und schaffen einen Teil davon nach Europa. Europa bezieht inzwischen einen beträchtlichen Teil seiner Fischimporte aus diesen illegalen Quellen.

Ist die EU dann nicht mittelbar Räuber vor den afrikanischen Küsten?

Räuber bekämpft Pirat?
Ist doch lieb, hmm?

Bernd
 
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AW: Gewinne und Risiken

die Entwicklungshilfe lässt sich kritisieren

Benjamin
Meiner Auffassung nach sollte man das Problem an Land, direkt in Somalia, angehen, indem man der Bevölkerung dort hilft, eine sichere Lebensgrundlage zu entwickeln. Und damit meine ich jetzt alles andere als die Entwicklungshilfe der Industrienationen.

normalerweise müsste jetzt jemand aus der staatlichen Elite eine Grundsatzrede halten,
welches das Problem 'Afrika zwischen Kriminalität und Elend' aufgreift
und den Handlungsspielraum der reichen Industrienationen auslotet

falls das nicht geschieht,
wird dieses Auswirkungen im Wahlkampf haben

scilla
wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

eigentlich wäre es klüger, die sozialen/wirtschaftlichen Bedingungen in Somalia zu verbessern,
anstatt 'zehn kleine Negerlein' zu spielen
 
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