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Gemeinschaftssinn

Mongi

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BAKTERIEN HABEN GEMEINSCHAFTSSINN

Am Anfang der Darwin’schen Evolution stehen die Cyanobakterien auch bei Wolfgang Hess in der Schänzlestraße in der Bioinformatik in Freiburg. "Das sind hier die ältesten Spuren des Lebens, die wir kennen", sagt der Biologe. Auf dem Tisch liegt ein Stein, gestreift wie ein Tiger, bunt leuchtend in Schwarz, Braun, Gelb und Gold – eine Probe aus Gesteinsformationen in West-Australien – aus sogenannten Stromatoliten. "Dort lassen sich Cyanobakterien-Spuren nachweisen, die mindestens 2,5 Milliarden Jahre alt sind." Seitdem ist eine Menge Zeit ins Land gezogen – und trotzdem gibt es die Keime noch. In der Probe aus dem dampfenden Wasserbecken im Botanischen Garten schwimmen unter dem Mikroskop kleine grüne Flecken wild durcheinander – das Cyanobakterium Mikrocystis, das amtlich in jedem zweiten baden-württembergischen See gemeldet ist.

Eine Probe Wüstensand – schon wieder trifft man auf Cyanobakterien. Diesmal als gelbe Würmchen mit grünen Flecken – ein Beweis dafür, dass selbst seelen- und zellkernlose Bakterien auf der Suche nach Höherem sind und Gemeinschaftssinn haben. In diesem Fall haben sich die runden Cyanobakterien zu länglichen Zellverbänden zusammengeschlossen – zu kleinen Gemeinschaften, die sogar Arbeitsteilung kennen. Während in der Mitte die Zellen fleißig mit der Photosynthese und Nahrungs- und Energieproduktion beschäftigt sind, saugen an den Enden Artgenossen Stickstoff aus der Luft. Über Zellverbindungen werden die Produkte untereinander ausgetauscht. Es gibt sogar Cyanobakterien-Communities, die einzelne Mitglieder an den Rand abgeordnet haben, um dort im Verband mit ein paar anderen Zellen eine Art Gliedmaßen zu bilden. Kleine Ärmchen, mit denen sich die Bakterien durchs Wasser schlängeln.

KEIN FORTSCHRITT, KEINE VOLUTION?

Dem begeisterten Professor ist das Unverständnis anzusehen: "Biologisch gesehen sind die Cyanobakterien ungeheuer erfolgreich", sagt Hess. "10 – eine Quadrilliarden Organismen leben auf unserem Planeten, sie sind die häufigste Photosynthese betreibende Lebensform überhaupt. Ohne sie würde die Nahrungskette im Ozean zusammenbrechen." Als Überlebenskünstler hätten sie es sogar geschafft, alle globalen Katastrophen zu überstehen und sich Antarktis, Wüste und heißen Quellen anzupassen." Merke: Evolution ist nicht gleichzusetzen mit pausenlosem Fortschritt. Wer sich fleißig vermehrt – Cyanobakterien teilen sich alle 24 Stunden – und sich ökologischen Nischen und Herausforderungen anpasst, kann für sich auch ohne das Recht des Stärkeren den Titel eines evolutionären Siegers beanspruchen. Und generös neues Leben schenken. Erst die Sauerstoffproduktion der Cyanobakterien wandelte die giftige Ur-Atmosphäre in die heutige um. Und ermöglichte die Evolution neuer Lebensformen.


Dieser Artikel aus "Bildung und Wissen" -"So ein Zufall" der Badischen Zeitung von 07-02-2009 veranlasst mich zu fragen: Wie wirkt sich das DENKVERMÖGEN des Menschen auf den Gemeinschaftssinn aus? Wie verhält es sich mit Individualismus und Gemeinschaftssinn? Wie hilfreich ist das Denken im sozialen Kontext?

Gruß Mongi



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