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Gegensätze

Miriam

New Member
Registriert
26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Ob für dieses Thema "Philosophie allgemein" der richtige Ort ist? Ich weiss es nicht. Ich wollte aber über zwei Themen parallel erzählen, die mich eben durch den Kontrast den sie bieten, beschäftigt haben.

Da wäre einerseits dieses für mich leidige Thema, ja fast schon ein Leitmotiv, welches zur Zeit in Deutschland kursiert: "Du bist Deutschland" - tönt uns und schein uns bildhaft von vielen Stellen entgegen, und erzeugt bei mir eine gewisse Irritation.
Nein, ich denke nicht, dass es daran liegt, dass ich keine gebürtige Deutsche bin. Und immer mehr vernehme ich Stimmen, die diese Aktion als "geplanten Optimismus" bezeichnen, eine Parole zum sich aufraffen, mit billigen Mitteln, mit suggestiv-plakativen Werbegags, die oft peinlich wirken.
Ich bin also Max Schmeling, (ich begucke heimlich meine Fäuste, die etwas klein geraten sind), dann sei ich auch Ludwig Erhard (ich frage mich wieso ich dabei so wenig Ahnung von Finanzen habe) und dann kommt der Gipfel: ich sei Goethe heisst es, und ich denke an dieses leidige Thema des Dativ/Akkusativ.

Gelesen habe ich einige gute Texte dazu, zum Beispiel:

"Eines ist jedoch sicher. An der Parole "Du bist Deutschland" kommt in den nächsten Wochen keiner vorbei, sogar Leute nicht, die bisher glaubten, sie seien Türkei, Frankreich, Russland oder Italien. Hinter dieser wohlklingend dämlichen Parole verbirgt sich nämlich die größte Social Marketing Kampagne in der Mediengeschichte der Bundesrepublik..."

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21014/1.html

Ich frage mich, ob man tatsächlich denkt die grossen Probleme dieses Landes durch ein gekünsteltes Wir-Gefühl lösen zu können. Und dieser nationale Akzent den die Campagne setzt, macht mich nachdenklich, und lässt mich überleiten zum anderen Ereignis über das ich hier erzählen wollte:

das Konzert zur Wiedereröffnung der Dresdner Frauenkirche, welches am 17. November stattfinden wird.

Warum die Überleitung zu einem ganz anderen Thema?

Darüber schreibe ich gleich weiter...
 
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Weiter einiges über das Konzert zur Wiedereröffnung der Dresdner Frauenkirche, welches am 17. November stattfinden wird.

Uraufgeführt wird dabei die "Berceuse für Dresden" welches das Werk eines britischen Komponisten ist, Colin Matthews, das er für diese Gelegenheit komponiert hat. Gespielt wird dieses Stück vom Cellisten Jan Vogler, ein Deutscher der in New York lebt. Und der Initiator dieser Aktion ist Garry Fischer, ein Amerikaner der deutscher Abstammung ist und in Boston als pensionierter Neurochirurg lebt.

Ihm gelingt dadurch ein für mich sehr beeindruckender symbolischer Brückenschlag zwischen den Ländern, die damals, als Dresden brannte, verfeindet waren. Einige Worte von Garry Fischer zu seiner Aktion:

"Das eigentliche Motiv liegt in mir selbst, in meinen Gefühlen für Deutschland und Amerika und in meiner Auffassung, wie die Menschen miteinander umgehen sollten. Musik ist eben eine großartige Möglichkeit, das auszudrücken.

Fischer gründete mit diesen Gedanken und geleitet von den Gefühlen die er sowohl für Deutschland als auch für Amerika hat, seine Stiftung: "Friends of Dresden Music". Ausser den Cellisten Jan Vogler und den Komponisten Colin Matthews, gewann Fischer für sein Projekt auch die New Yorker Philharmoniker, die von Lorin Maazel geleitet werden.

Für mich ist dieses Konzert in der Dresdner Frauenkirche, ein Zeichen, dass wir mehr sind als nur Deutschland. Ein Ort, an dem anlässlich der Wiedereröffnung der Frauenkirche, Engländer, Amerikaner und Deutsche, in einem symbolischen Akt der Versöhnug, zusammenfinden werden.

Brauchen wir eigentlich nicht viel eher solche Aktionen, die uns daran erinnern, dass wir eine Welt sind, und haben wir nicht eher solche Menschen nötig, die wie Garry Fischer, zur Völkerverständigung beitragen?
 
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