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EU - 'mal menschlich betrachtet...

chaosbarthi

New Member
Registriert
8. März 2006
Beiträge
103
Ein fröhliches Hallo an euch alle...

seit dem Thread
"Seit Mitternacht ist die EU um 10 Mitgliedsländer reicher"
sind fast 2 Jahre vergangen. Damals klang einerseits die Freude über ein chancenreiches großes Europa durch und andererseits auch Skepsis in die Richtung gehend, dass wirtschaftlich zusammenwächst, was menschlich längst nicht von Gemeinschaft getragen wird.

Ich finde, dass dieses Thema nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren hat und würde es daher gerne wieder aufleben lassen. Wie seht ihr die menschlichen Chancen und Risiken in der EU zwei Jahre nach eurem Ursprungsthread?

LG chaosbarthi
 
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chaosbarthi schrieb:
Ich finde, dass dieses Thema nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren hat und würde es daher gerne wieder aufleben lassen. Wie seht ihr die menschlichen Chancen und Risiken in der EU zwei Jahre nach eurem Ursprungsthread?

LG chaosbarthi
Beginne, stell Deine Thesen auf, dann werden Antworten kommen.
Das Thema selbst ist hochaktuell, hat eher noch an Sprengkraft gewonnen - s. Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.

Gruß - Ziesemann
 
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Hallo Ziesemann,

eine Erörterung im Sinne von These und Antithese wirst du von mir an dieser stelle nicht bekommen ;), wohl aber ein persönliches Statement, das hoffentlich auch zum Widerspruch reizt :) . Zum Einstieg ein bißchen meiner eigenen Geschichte:

Ich hatte rein zufällig das große Glück eine multikulturelle Schulklasse zu besuchen. Ich hatte Schulkollegen aus Griechenland, der Türkei, aus Polen, Jugoslawien, Neuseeland und dem Libanon. Zum privaten Freundeskreis gehörte damals noch ein Junge aus Ghana. Zu keiner Zeit hat sich irgendeiner von uns Gedanken über irgendwelche Unterschiede gemacht. Im Gegenteil, wir waren einfach nur eine tolle Truppe, die die Köpfe voller blöder Ideen hatte. So bin ich in einem Umfeld aufgewachsen, dass mir zunächst das Gefühl gab, dass es im Grundsatz weltweit gleiche Wertvorstellungen geben muss. Im Rahmen einer Jugendreise nach Plymouth und London wurde ich erstmalig mit Ausländerhass konfrontiert, wobei unsere deutsche Truppe die Ausländerseite repräsentierte. Ich war 16 Jahre alt und fassungslos (es gab ein paar blaue Augen), war ich mir doch keiner Schuld bewusst und hatten wir nicht sogar versucht, in der Landessprache einen positiven Kontakt aufzubauen?

Später schlug mir dieser unbändige Hass insbesondere in den ländlichen Gegenden der Niederlande entgegen (ick praat niet goet nederlands, maar een betje). In Frankreich wurden die Menschen freundlich, sobald sie in ihrer Sprache angesprochen wurden... in Spanien und Österreich sind mir keine derartigen Probleme begegnet. Die EWG wurde damals gerade erweitert und ich habe mir erstmalig die Frage gestellt, wo das hinführen kann, wenn Menschen aus so ähnlichen Kulturkreisen wirtschaftlich zusammengepfercht werden, obwohl zwischenmenschlich so viel Hass und Unverständnis da ist. Da auch die deutschen Politiker und die deutsche Presse immer wieder Ausländerhass propagieren (Arbeitsplätze, mangelnde Integrationsbereitschaft usw.), ist meinem ganz persönlichen Empfinden nach das Klima in Deutschland in den letzten 25 Jahren diesbezüglich eher schlechter als besser geworden.

Politisch betrachtet, haben in der Vergangenheit viele Nationen gezeigt, dass sich das, was nicht zusammengehören will, langfristig auch nicht zusammenhalten lässt (Jugoslawien, Tschechoslowakei, Sowjetunion...). Jetzt befinden wir uns in einer Zeit des rasanten Ausbaus dieses Vielstaaten-Systems der EU. Wir haben fast überall die gleiche Währung, eine weitreichende Öffnung der Grenzen und viel Unverständnis, was einerseits die politischen Minimal-Kompromisse des Europa-Parlamentes angeht und den (in meinen Augen) Unsinn einer europäischen Normengebung (bin zwar Frau... kann aber nachempfinden, dass einem normalgroß gewachsenen Mitteleuropäer ein Pinkelbecken, das nach EU-Norm installiert wurde, zu tief hängt). Für mich sind das Aktivitäten auf unsinnigen Nebenschauplätzen.

Bei Betrachtung vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Belange oder hinsichtlich einer größeren Einflussnahme im Rahmen der zunehmenden Globalisierung mag vieles positiv erscheinen. Ansonsten befürchte ich, dass die EU zunehmend zu einem unbeweglichen Moloch wird, der aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen weitere Nationen einbindet, bevor auch nur erste Schritte in Richtung eines verbesserten zwischenmenschlichen Verständnisses und Verhältnisses angedacht wurden. Ich stelle somit die Behauptung auf, dass das Projekt EU schneller scheitern wird, als es laufen lernen kann. Es fehlen wesentliche Schritte und Entscheidungen, die zwingend notwendig sind, um die EU langfristig zu stabilisieren.

LG chaosbarthi
 
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