AW: Elias Canetti
Die "Blendung" habe ich drei Mal gelesen. Die ersten zwei Male hat mich das Buch mächtig runtergezogen, weil ich mich selbst in Professor Kien wiedererkannt habe. Erst bei der dritten Lektüre, mehrere Jahre später, ging mir auf, dass das Ding auch eine Groteske ist und eine bitterböse Satire auf die menschliche Fähigkeit, an alles zu glauben, wenn man es sich nur fest genug einbildet - und ich habe an manchen Stellen lauthals lachen müssen. Herrlich ist z.B. die Szene, in der Kien die Bücher der städtischen Bibliothek "rettet", zum Schießen komisch ist der Versuch von Therese, mit dem "Herrn Puta" im Möbelhaus anzubändeln. Ins kafkaesk bedrohliche gleitet Kiens ganz wie selbstverständlich vorgenommene (Selbst-) Erniedrigung bei dem Hausmeister - hier allerdings ist der Humor des Werkes äußerst gallig und nichts für schwache Nerven.
Die "Blendung" ist imho Canettis erstes großes Werk, und es scheint mir, als habe er damit ein paar Quälgeister seiner eigenen Seele verjagt und sich die Freiheit geschaffen für seine späteren Arbeiten. Die Unerbittlichkeit und Aufrichtigkeit, mit der er diese Selbstanalyse vorgenommen hat, spricht für ihn.
Schwerer tat ich mich mit seinem Roman "Die Blendung" [...]
Die "Blendung" habe ich drei Mal gelesen. Die ersten zwei Male hat mich das Buch mächtig runtergezogen, weil ich mich selbst in Professor Kien wiedererkannt habe. Erst bei der dritten Lektüre, mehrere Jahre später, ging mir auf, dass das Ding auch eine Groteske ist und eine bitterböse Satire auf die menschliche Fähigkeit, an alles zu glauben, wenn man es sich nur fest genug einbildet - und ich habe an manchen Stellen lauthals lachen müssen. Herrlich ist z.B. die Szene, in der Kien die Bücher der städtischen Bibliothek "rettet", zum Schießen komisch ist der Versuch von Therese, mit dem "Herrn Puta" im Möbelhaus anzubändeln. Ins kafkaesk bedrohliche gleitet Kiens ganz wie selbstverständlich vorgenommene (Selbst-) Erniedrigung bei dem Hausmeister - hier allerdings ist der Humor des Werkes äußerst gallig und nichts für schwache Nerven.
Die "Blendung" ist imho Canettis erstes großes Werk, und es scheint mir, als habe er damit ein paar Quälgeister seiner eigenen Seele verjagt und sich die Freiheit geschaffen für seine späteren Arbeiten. Die Unerbittlichkeit und Aufrichtigkeit, mit der er diese Selbstanalyse vorgenommen hat, spricht für ihn.