Teile der Journaille als willige Helfer der Kriegstreiber-Propagandisten.
Hartmut hat im Beitrag #14 angetönt, der Affäre Herman würde unangemessen viel Aufmerksamkeit
geschenkt.
Dieser Einschätzung würde ich auch zustimmen, wenn die Journaille die manipulativ verzerrte
Darstellung von Sachverhalten nur bei vergleichsweise wenig folgenschweren Angelegenheiten
an den Tag legte.
Erschreckenderweise legen aber namhafte Teile der Journaille genau das gleiche
unverantwortbare Verhalten auch bei höchst brisanten Angelegenheiten an den Tag,
die für große Teile der Menschheit überaus weitreichende Konsequenzen haben,
wie z.B. bei der Kriegs-Hetze gegen den Iran.
Da werden zuerst Falschmeldungen produziert und mit großen Getöse in die ganze Welt
verstreut; eine Richtigstellung, zeitnah und mit annähernd gleichem Publizitätsgewicht,
wird aber nicht als notwendig erachtet, sodass in weiterer Folge
die Träger allerhöchster politischer Ämter, wie Präsidenten oder Bundeskanzler,
ihre öffentlichen Stellungnahmen auf dieser Falschmeldung aufbauen können.
Am Beispiel der Kampagne gegen den Iran soll hier aufgezeigt werden,
wie die Manipulation der öffentlichen Meinung durch verzerrte Berichterstattung
im Dienste einer perfiden Kriegstreiber-Hetzpropaganda konkret aussieht.
Dazu werden einige Schlüssel-Passagen aus dem Dokument
"Israel von der Landkarte löschen" herausgegriffen.
Drohender Kriegsschauplatz Iran schrieb:
'Israel von der Landkarte löschen' - Der Krieg gegen den Iran hat längst begonnen
Über die angeblichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad,
9.3.2006
Israel dem Erdboden gleichmachen, zerschlagen, vernichten, zerstören, tilgen,
ausradieren, von der Landkarte löschen - das habe der iranische Präsident
gefordert - lesen oder hören wir Ende Oktober 2005 in der 'taz', in der
'Berliner Zeitung', der 'Welt', im 'stern', im 'Spiegel', in der 'Zeit',
in der F.A.Z., der Frankfurter Rundschau, beim ZDF, in der Tagesschau
und bei N24 - um nur einige zu nennen.
Das, was hier verbreitet worden ist, hat gewirkt.
Eine Kriegserklärung des Iran an Israel sei das.
Man ist sich in den Medien offensichtlich einig in der Empörung.
Sie geht rund um die Welt.
Aber lesen wir genauer, was der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad gesagt hat.
Es ist das Verdienst der 'New York Times',
uns die Rede komplett zur Verfügung zu stellen.
[...]
Es wird klar. Die Äußerungen des iranischen Präsidenten
sind in den Medien manipuliert wiedergegeben.
Irans Präsident bezeichnet die Beseitigung der Regime, die in Israel
und den USA an der Macht sind, als mögliches Ziel. Das ist richtig.
Aber nirgends fordert er die Beseitigung oder Auslöschung Israels.
Er macht deutlich, daß Veränderungen möglich sind.
Das von den USA gestützte Schah-Regime in seinem eigenen Land wurde überwunden.
Das östliche Herrschaftssystem der Sowjetunion kollabierte.
Die Herrschaft Saddam Husseins ging zu Ende.
Und so gibt er der Hoffnung Ausdruck, daß auch in Israel bzw. Palästina
Veränderungen möglich sein werden.
Gewiss, Ahmadinedschad überträgt diese Äußerung hinsichtlich eines
Regierungswechsels auch auf das besetzte Palästina.
Das muß erlaubt sein.
Sich in einem Land andere Verhältnisse zu wünschen,
ist weltweit durchaus an der Tagesordnung.
Aber aus der Forderung nach Beseitigung eines 'Regimes' die Forderung
nach Beseitigung eines Staates zu konstruieren, ist grobe Irreführung.
Das ist gefährliche Demagogie.
Das ist Teil des Krieges gegen den Iran, der mit den Worten von Georg Meggle,
Professor für Philosophie an der Universität Leipzig,
bereits begonnen hat - nämlich mit der möglicherweise wichtigsten,
der vorbereitenden Propaganda-Phase.
[...]
Greifen wir ein Beispiel heraus.
tagesschau.de schreibt am 27.10.2005 über Irans Präsidenten:
"Er zitierte den iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini:
'Wie schon der Imam sagte, muss Israel von der Landkarte getilgt werden.'"
Das ist eindeutig - und wir müssen befürchten bewußt - falsch wiedergegeben.
Die beiden Stellen im Text des iranischen Präsidenten mit Bezug auf
Ayatollah Khomeini lauten:
"When our dear Imam said that the regime [Schah-Regime] must be removed, many of those
who claimed to be politically well-informed said it was not possible."
Und:
"Our dear Imam said that the occupying regime must be wiped off the map
and this was a very wise statement."
In deutscher Übersetzung:
"Als unser lieber Imam sagte, das [Schah-] Regime müsse beseitigt werden,
sagten viele von denen, die sich für politisch gut informiert hielten,
dass das nicht möglich sei."
Und:
"Unser lieber Imam sagte, das Besatzungsregime müsse von der Karte gefegt werden.
Und das war eine sehr weise Äußerung."
Nirgends nehmen diese Äußerungen Bezug auf Israel.
Und wenn es zulässig sein sollte, einen solchen Bezug hinein zu interpretieren,
bleibt es eindeutig unzulässig zu suggerieren, die Äußerungen hätten sich
nicht auf das 'Regime', das die Palästinenser-Gebiete besetzt hält,
sondern auf die Existenz des Staates Israel bezogen.
Eine andere Manipulation ist es, wenn tagesschau.de schreibt:
"Es gibt keinen Zweifel: Die neue Anschlagswelle in Palästina
wird das Stigma im Antlitz der islamischen Welt ausradieren."
Dort, wo das Wort 'wave' steht, lesen wir bei tagesschau.de 'Anschlagswelle'.
'Das Wort 'wave' mit 'Anschlagswelle' wiederzugeben, ist Desinformation.
Korrekt könnte es heißen: "Die neue Bewegung in Palästina
wird den Schandfleck aus der islamischen Welt enfernen."
Auch diese Äußerung bezieht sich
auf das - im vorangegangenen Satz benannte - Besatzungsregime.
[...]
Betrachten wir den Redetext zur Sicherheit noch
in einer weiteren Übersetzung - in einer Fassung des in Washington ansässigen
Middle East Media Research Institute (MEMRI):
Hier kommt das Wort 'Karte' bzw. 'Landkarte',
auf das die Medien so breit Bezug nehmen, gar nicht vor.
Während es in der 'New York Times' geheißen hatte:
"Our dear Imam said that the occupying regime must be wiped off the map"
heißt es hier in der Fassung von MEMRI:
"Imam [Khomeini] said: This regime that is occupying Qods [Jerusalem]
must be eliminated from the pages of history."
Auf deutsch:
"Imam sagte: Dieses Regime, das Jerusalem besetzt hält,
muß von den Seiten der Geschichte entfernt werden."
[...]
Eine unabhängige Übersetzung aus dem Persischen Original
(wie es bei ISNA veröffentlicht ist) ergibt,
daß Ahmadinedschad den Begriff 'Landkarte' nicht verwendet.
Er zitiert Ayatollah Khomeini mit der Aussage,
dass das Besatzungsregime aus dieser Welt - wörtlich übersetzt:
aus der Arena der Zeit verschwinden müsse.
Also sinngemäß:
für ein Besatzungsregime ist in dieser Welt bzw. in dieser Zeit kein Platz.
Die von der 'New York Times' verwendete Formulierung 'wipe off the map'
ist eine freie, verschärfende Übersetzung,
die soviel wie 'dem Erdboden gleich machen' oder 'ausradieren' bedeutet.
Die kaskadenartige Übersetzung zunächst ins Englische ('wipe off the map')
und dann von dort ins Deutsche - und das noch dazu wörtlich
('von der Landkarte löschen') - führt immer weiter vom Original weg.
Das Perfide an dieser Übersetzung ist, daß das Wort 'Landkarte'
nur in der einen (beabsichtigten) Weise einsetzbar ist:
ein Staat läßt sich von der Landkarte entfernen,
nicht aber ein Regime, von dem Ahmadinedschad tatsächlich spricht.
Die Übersetzung direkt aus dem Persischen Original weiter:
"Ich habe keinen Zweifel, daß die neue Bewegung, die in unserem
geliebten Palästina stattfindet, eine spirituelle Bewegung ist,
die die gesamte islamische Welt umfaßt
und bald diesen Schandfleck aus der islamischen Welt entfernen wird."
Es stellt sich also die Frage, wie es möglich ist,
'spirituelle Bewegung' bzw. 'Welle der Moral'
mit 'Anschlagswelle' gleichzusetzen und zu übersetzen.
[...]
Eine Reuters-Meldung vom 21.2.2006 bestätigt:
"Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki hat [...] dementiert,
dass sein Land den jüdischen Staat Israel 'von der Landkarte tilgen'
wolle. [...]
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad sei falsch verstanden worden.
'Niemand kann ein Land von der Landkarte entfernen.'
Ahmadinedschad habe nicht den Staat Israel sondern das dortige Regime
gemeint [...]. 'Wir erkennen dieses Regime nicht als rechtmäßig an.' [...]
Mottaki erkannte auch an, dass es den Holocaust gegeben hat, bei dem
während des Nationalsozialismus sechs Millionen Juden ermordet worden waren."
[...]
Vor einer Verwendung dieses Dokumentes als Fundament für eigene Urteile und Feststellungen
muss natürlich erst die Korrektheit des Textes und die Seriosität der Autoren abgeschätzt
werden.
Mir sind in diesem Text keinerlei Anzeichen einer unseriösen Vorgangsweise der Autoren
aufgefallen, deshalb schätze ich ihn als im Wesentlichen korrekt ein.
Als Quintessenz ergibt sich daraus:
Obwohl in jeder nur halbwegs seriös recherchierenden Redaktion
schon spätestens seit Februar 2006 bekannt sein musste,
dass Ahmadinedschad nicht von einer Auslöschung Israels gesprochen hat,
wird in etlichen hiesigen Medien auch heute noch gebetsmühlenartig wiederholt,
Ahmadinedschad habe die Auslöschung Israels gefordert.
Da drängt sich mit Vehemenz die Frage auf:
Wessen Propaganda betreiben diese Teile der Journaille mit ihrer Desinformation?
Für mich liegt offen auf der Hand, dass die Lobby der Rüstungsindustrie
an einem "Clash of Civilizations" interessiert ist,
und dass namhafte Teile der Journaille eine diesem Zweck dienende
manipulative Verzerrung der Berichte über Sachverhalte betreiben.
Von diesen Leuten wurde das Streben nach Wahrhaftigkeit offenbar längst preisgegeben,
anstelle einer Wahrheitsfindung wird zweckdienliches Lügen angestrebt (nennt man sowas
heutzutage "Political Correctness"??).
Im Endeffekt verdingen sich diese Leute
als willige Helfer einer perfiden Kriegstreiber-Hetzpropaganda.
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.