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Der Liebespakt

EarlGrey

Well-Known Member
Registriert
5. September 2007
Beiträge
3.475
die meisten haben wohl schon davon gehört - die beziehung zwischen sartre und simone beauvoir
wie seht ihr sie - intellektueller unfug oder sinnvolles modell für ein erfülltes leben?
 
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Ist es nicht primär Aufgabe der Klatschpresse, sich mit Beziehungsdetails von Personen, die das Zielpublikum persönlich nicht kennt und in der Regel auch nie getroffen hat oder jemals treffen wird, zu beschäftigen ?

Und wer, der sich intensiv damit beschäftigt, kann irgendwelche Aussagen bezüglich eines "erfüllten Lebens" tätigen ?
 
es geht hier nicht um diffuse beziehungsdetails von personen sondern um konkret formulierte prämissen und vereinbarungen über eine zu führende beziehung welche im film wiedergegeben werden. dabei handelt es sich um existentielle philosophische aspekte und nicht um klatsch oder gerüchte - falls du den unterschied verstehen solltest ..
 
Es mag eine Kleinigkeit sein, aber zuallererst kritisiere ich persönlich sehr stark Satres Formulierung der kontingenten Liebschaften, die er als "nicht wesentlich" bezeichnet.
Denn ich bin mittlerweile der Ansicht, dass mein persönlicher Weg zu einem "erfüllten Leben" nur der sein kann, in Beziehungen in einer viel umfangreicheren Art zu investieren, durch welche ich die Personen besser kennenlerne, und zwar verstärkt auch von der nicht-sexuellen Seite ihrer Persönlichkeit. Um in der Folge diese Beziehungen auch dann weiter aufrechtzuerhalten, wenn Sexualität aus welchem Grund auch immer keine Rolle mehr spielt. Für mich gibt es keine mehr oder weniger wesentlichen Beziehungen. Alle sind auf ihre Art besonders. Allein das Wort unwesentlich stuft sie damit von ihrer individuellen Besonderheit herab.

Das thematisierte Beziehungsmodell erscheint mir ähnlich der heutzutage manchmal beschriebenen "offenen Beziehung". Auch hierbei sind konkret formulierte Vorgaben wichtig.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich erzählen, dass sich allerdings ungeahnte Schwierigkeiten ergeben können,
wenn nicht beide Teile gleichermaßen, im Grunde gleichzeitig, durch eine zweite Beziehung beschäftigt sind. Zumindest habe ich es so erlebt, dass ein solcher Pakt sonst viel zu stark zu Grübeleien vereint mit Eifersucht führen kann.
Sehr interessant finde ich es, dass Satre davon ausgeht, dass Erfahrungen schon allein durch das Erzählen
weitergeben werden können. In meinem Fall wurde zwar vorab vereinbart, sich alles zu erzählen, schlussendlich wurde diese Regel aber schnell geändert.

Ich muss zugeben, dass mich das Nachdenken über derartige Modelle dennoch fasziniert, weil mich die damit verbundene, kaum vorstellbarer persönliche Freiheit reizt.
Allerdings sehe ich es im Allgemeinen sowieso als eher kritisch an, Besitzansprüche an jemanden zu stellen, auch bzw. gerade in einer Partnerschaft.
Also kurz und gut: Ja, ich denke das derartige Beziehungen zu einem erfüllteren Leben beitragen können. Man sollte allerdings nicht darauf vergessen, dass sich damit zusätzliche Herausforderungen ergeben. Unglaubliche Ehrlichkeit, ein sehr großes Maß an Vertrauen, ein sehr positives Selbstbild seien hier nur mal als Stichworte genannt.

Übrigens: bewundernswert schlagfertig, EarlGrey :)
 
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Was ist eigentlich der Unterschied zwischen ge-storben und ver-storben ?

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(außerdem hat Himmel und Hölle nichts mit Tod zu tun!)
ge-storben betont die noch körperliche gegenwärtigkeit in der materiellen existenz des seienden - ver-storben dagegen das verschwundensein aus der sozial/lebendigen existenz des seienden.
 
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