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Das Leiden wird mir lieb

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fusselhirn schrieb:
Zustimmung.

Ich finde wir sollten hier aber die Begriffe Melancholie und Weltschmerz gegenüber der Depression abgrenzen. Ich finde sie widersprechen sich.
Melancholie und Weltschmerz sind für mich Gefühle der Trauer. Depression heisst, für mich Gefühlosigkeit. Mangel an Gefühl.

Trauert die Gesellschaft oder ist sie depressiv?


Genau - Du hast Recht. Es ist sicher interessant und auch ein Zweck des Forenschreibens, wenn es mal ad personam hin und her geht - siehe ober mir das lustige Geplänkele zwischen Miriam und Sibel und Bernd.
Soll sein - erheitert.
Aber im Sinne einer genauen Problemdurchleuchtung genügt es wohl - meiner Meinung nach - nicht, obwohl eine historische Betrachtung für mich *ggrr* immer Sinn macht - also, es genügt nicht, in dieser stecken zu bleiben.
Wir müssen klar erkennen, dass - obwohl möglicherweise aus dem gleichen Gen herrührend, Trauer über Misserfolge, Melancholie und Depression verschiedene paar Schuhe sind.

Im Thema: "Das Leiden ist mir lieb" ist ja zunächst jede persönliche Auseinandersetzung mit dem Leiden zulässig.


Und: Jeder, der schon Depressionen hatte, weiß, dass ein Depressiver so nie formulieren würde. Er kann nichts lieb oder nicht lieb haben.
Ein Trauernder kann das schon eher.
Beweise für dies Behauptung: in meinen und Deinen Postings zu finden.

Der Ausdruck Melancholie wird heute kaum mehr benutzt. Früher verstand man in seiner Verwendung eine bestimmte seelisch/charakterliche Veranlagung, die den Melancholiker so und nicht anders handeln lässt.
Also: sogar mi dieser Definition sehen wir, dass auch ein Melancholiker seine Melancholie nicht " lieb " hat: er ist so, wie er ist. Und wenn er sich lieb hat, so macht er nix anderes als alle anderen Menschen, die sich lieb haben oder eben nicht.


Marianne
 
Möchtest Du, Sibel,Du, Bernd, auch Gedichte über Einsamkeit per link erfahren ----
Nur zu.....

Marianne


Leichter geht es aber, Ihr gebt das Stichwort gleich so unter Lyrik und Einsamkeit ein....



Das klappt auch beim Stichwort" leiden" sehr gut, denn Ihr Bösen äußert Euch ja nicht über mein fabelhaftes eigenes Gedicht. *ggrr*

Marianne


Ich gehe jetzt gleich ein wenig leiden - wo und wobei, verrate ich aber nicht....
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, was das Leiden angeht betrachte ich mich als Expertin. Ich kenne alle Formen.
Das Leiden wird mir lieb - das ist bei der Melancholie schon ein Aspekt. Melancholie enthält auch einen Anteil an Selbstdarstellung. Ein Hauch von Leid im umflorten Blick, tragisch gerunzelte Stirn, schwarze Kleidung, ein Seufzen parat. Teils echt, aber sicherlich ein bisschen dramatisiert. Ach wie schlimm ist doch unser Leben, ach wie tragisch ist mein Schicksal, ach wie schlecht ist unsere Welt.

Aber auch sehr praktisch. Der Melancholiker sieht keinen Handlungsbedarf, er leidet lieber. (....ist mir lieb!) Er ist damit verwandt mit dem Nörgler, er ist nur nicht so aufdringlich und penetrant. Seufzen ist einfach schöner als schimpfen - bringt aber ähnliche Ergebnisse.

Künstler schöpfen aus dem Leid. Ich sagte einmal zu meiner Freundin Kathi, entweder ich gehe zu einer Therapie oder ich schreibe weiter Gedichte. Leid zu beenden bedeutet auch, dass der Stoff für viele Themen verlorengeht.

In meinem Fall kann ich sagen, es ist mir dennoch lieber, dass ich jetzt nicht mehr weiß, was ich zu Gedichten verarbeiten soll. :zunge3:

herzlich
lilith
 
von Miriam:
Lieber Bernd,
wenn ich ins Kittchen komme weil ich vielleicht etwas Unerlaubtes mache, werde ich dir einen Zettel zukommen lassen, was du bei deinen Besuchen mir nettes bringen könntest. Ja?

Ja, ich werde dir ne Eisensäge und ne Feile in einen Kuchen einbacken und in einem Stofftier ne „Wumme“ (Handfeuerwaffe) einnähen. Wir müssten uns noch über den Termin einigen, wann ich mit dem Fluchtwagen, mit laufendem Motor vorm Kittchen stehe. Ich bin der Eisverkäufer mit dem weißen Mützchen und dem Sprechfunk im Waffeleisen.

Danke für das Bild.

von Sibel: Das ist ja verrückt...ich sehe so aus,wie die blonde Frau auf dem Bild...nicht zu fassen.....

Ich auch!, zumindest von der Haarfarbe und der Körperhaltung her.


Leidet der Melancholiker bewusst (weil er die Stimmung mag...sich dadurch spürt) oder unbewusst (wie beispielsweise der anteilig überwiegende masochistische Charakter)?

Viele Grüße
Bernd
 
Bernd schrieb:
Ja, ich werde dir ne Eisensäge und ne Feile in einen Kuchen einbacken und in einem Stofftier ne „Wumme“ (Handfeuerwaffe) einnähen. Wir müssten uns noch über den Termin einigen, wann ich mit dem Fluchtwagen, mit laufendem Motor vorm Kittchen stehe. Ich bin der Eisverkäufer mit dem weißen Mützchen und dem Sprechfunk im Waffeleisen.

Lieber Bernd,

ein sehr guter Beitrag, wir müssten einen neuen Punkt anschneiden: von der Melancholie zur Romantik...

In großer Erwartung

Miriam
 
Ich finde - habe mir nun beide im Link angegeben Artikel durchgelesen - dass diese ganze Fragerei irgenwie eine Ablenkerei von den sozialen Problemen unserer Zeit bedeutet.
Da wird so auf Melancholie, Depression usw gedrückt - mit schönen, gescheiten, kulturhistorisch bedeutsamen Beispielen.

Ich kann in diesem Trend nur eine ganz spezifische Form der neuen deutschen Innerlichkeit sehen und diese genau so bedenklich finden wie ihre "Schwester im Vormärz" ( 19, JH.)


Es ist ja wirklich prima, dass heute mehr und mehr Depressionskranke - sogar Männer - anfangen, über diese Krankheit zu reden und damit oft genug einen gewissen Heilungsprozess beschleunigen.
Aber darum geht es mMn nicht in den Artikeln.
Hier wird eine neue "Leidenssucht " stilisiert - eine, ach so romantische Sucht nach Leid.
Das halte ich für einen Blödsinn - abgesehen davon, dass " die Romantik" als Kunstepoche alles andere war, als das, was wir heute alltagsmäßig glauben. Die RomantikeInnenr waren zerissene Künstler und Menschen, die ihr Leid an der Welt in der romantischen Ironie auflösten - einer Weltsicht, die Realität und Traum nicht unterscheidet.

So gesehen wäre eine Übernahme des romantischen Gedankenguts eine Katastrophe für jeden Menschen, der willens ist, sich den Problemen der Realität zu stellen.
Diese sind heute dringend - Flucht in die Innerlichkeit dient nur den anonymen Mächten, von denen gerade sensible Menschen sich umzingelt sehen.

Marianne
 
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Liebe Marianne,

aus deinen Zeilen lese ich Arroganz (Du bist wahrscheinlich niemals depressiv und hast immer alles im Griff) und Unverständnis für Menschen, die so ganz anders sind als du.

Ich wünsche dir ein Mehr an Liebe und Verständnis, denn es sind gerade Menschen wie du, an denen die depressiven Romantiker zerschellen.

Es geht an der Realität vorbei, wenn ich erwarte, dass ein jeder jeden zu verstehen versucht und mir ist klar, dass es immer Menschen geben wird, die nicht gewillt sind, sich in die Psyche anderer einzufühlen oder es gar nicht erst vermögen.

Ich kann dich verstehen, denn Depressionen sind deinem Wesen fremd und was fremd ist, erscheint oftmals als falsch und unverständlich. Doch gerade das, was wir verurteilen und ablehnen, ist oftmals genau das, was uns fehlt, um ein vollständiger Mensch zu sein (ein menschlicher Mensch).

:kuss1:

lieb gemeinte Grüße mit der Bitte darüber nachzudenken
 
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