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Quo vadis Rossija 2011?

Diese Frage wird man wohl völlig unterschiedlich beantworten. Je nachdem, ob man in der Russischen Föderation lebt und welchen sozialen Status man hat oder ob man von außen zuschaut als bloßer und geschäftiger Analytiker oder Freund im Herzen.
Wirtschaftlich steht das Land vor einem schwierigen Jahr und die überwiegende Mehrheit der Menschen wird den Gürtel spürbar enger schnallen müssen.
Russland ruft nach ökonomischer, technologischer und militärischer Modernisierung, dafür muss u. a. ausländisches Kapital ins Land gelockt und das der Auslandsrussen mobilisiert werden, die Rohstoffabhängigkeit gilt es drastisch zu verringern und vor allem der Staatshaushalt muss saniert werden. Nicht nur das Jahr der Naturkatastrophen 2010 hat ihn schwer belastet, schon Sotschi 2014 ließ es im Getriebe knirschen und nun wirft die Fußball WM 2018 lange Schatten voraus.
Auch in Russland werden die Zeche dafür nicht die Oligarchen, die Superreichen und die Moskauer Party-Löwen zahlen, weder Elena Baturina, noch Juri Luschkow, weder Nikita Michalkow noch Xenia Sobtschak werden merken, dass am Ende des Geldes noch soviel Monat übrig ist.
Opfer der Misere sind jene einfachen Menschen, denen bis 2012 weder Reallöhne, noch Sozialleistungen noch die Renten aufgestockt werden, die aber schon jetzt für das tägliche Brot beständig mehr zahlen müssen und die gnadenlos drauflegen, wenn der morgige Tag auf dem Kalender steht.
Den steigenden Steuern bei Tabak und Alkohol kann man leicht ausweichen, nicht aber bei Bezin und Diesel. Die Tarife für E-Energie steigen um 9,9 bis 10,1 %, wer sich nicht mit 100 Watt – Gühbirnen bevorratet hat, zahlt entweder für sündhaft teure Energiesparlampen drauf oder setzt die Lesebrille bei schwächerem Licht auf. Bis 2015 sollen dann in Russland alle Glühlampen ausgedient haben. Steigen werden Mieten und die Tarife für kommunale Dienstleistungen, im öffentlichen Nahverkehr Moskaus kostet dann ein Einzelfahrschein zwischen 4 und 8 % mehr, Jahres-, Monats- und Wochenkarten verteuern sich um bis zu 10 %. Der gute Rat folgte prompt: Kaufen Sie Ihre Dauerkarten schon jetzt, wo es noch billig ist!

2011 will Russland dann beginnen, große Anteile an halbstaatlichen Monopolen zu privatisieren, angefangen bei den Eisenbahnen, über Rosgidro – den Monopolisten bei der Erzeugung erneuerbarer Energien - bis hin zur Handelsflotte, es gilt immer größere Löcher im Budget der Föderation zu stopfen.

Im Ausland blickt man dagegen eher skeptisch auf die innenpolitische Entwicklung. Wird 2011 das Jahr des Zweikampfes zwischen Staatspräsident und Premier? Wer wird sich durchsetzen und damit einen Pflock für die Präsidentschaftswahl 2012 einschlagen: Dmitri Medwedjew mit seiner Konzeption einer modernen, pluralistische Bürgergesellschaft, getragen auch von mehr direkter Demokratie oder Wladimir Putin mit seiner Politik des russischen Konservatismus, der Absage an eine liberale Demokratie, getragen vom Konzept einer führenden Partei, den Einheitsrussen, und der russisch-orthodoxen Kirche?

Im Spannungsfeld der Botschaft Medwedjews an die Föderale Versammlung vom 30. November, Putins jährlichem TV-Liveforum am 16. Dezember und Medwedjews TV-Auftritt am 24. Dezember hat das Chodorkowski-Lebedew-Urteil am vorletzten Tag des Jahres eigentlich gezeigt, wohin politisch die Reise Russlands 2011 gehen soll.
Nicht zuletzt am Szenario des YUKOZ-Prozesses lässt sich erkennen, wer der wirkliche Herr im Kreml ist und der moderne Zar Russlands werden will.
Im Land selbst hat man dieses so bezeichnende Geschehen höchstens als Randnotiz wahrgenommen, denn „Russland ist groß und der Zar ist weit.“ Vergessen wir das nie!

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Timirjasevez
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