Zwölf Glockenschläge trägt der Wind vom nahen Kirchturm herüber. Wieder liegt er wach. Sein Herz beginnt, wie immer zu dieser Stunde, zu rasen und er kennt, so glaubt er, auch den Grund. Es ist die Angst. Seine Angst! Weil er alleingelassen ist? Weil die Dunkelheit so vollkommen bedrohlich und undurchdringlich ist? Auch, aber vor allem, weil zur Mitternachtsstunde all sein gequältsein immer aufs Neue hervorbricht! Und plötzlich wieder Stille. Er dreht sich herum, versucht nicht das zu denken, was sein Verstand immer wieder aus den Tiefen hervorholt. Und doch, die Gedanken kommen, immer öfter kommen sie und sie gehen nicht mehr weg. Nisten sich ein. Kalte Erinnerungen! Wo waren die Anderen, als er sie brauchte? Sie ließen ihn einfach allein, wandten sich ab und überließen ihn dem…….Ja, auch sie hatten Angst. Auch sie waren besorgt, aber nicht um ihn sondern bloß um sich selbst. Er wusste, dass sie ihn gehört haben, ja gehört haben mussten, als er nach ihnen rief, ihre Hilfe brauchte. Aber sie kamen nicht! Und immer wieder dieselbe Frage! Warum, woran mag es gelegen haben? Haben sie nicht begriffen dass er alleine war, schutzlos war, wehrlos war? Sein Herz schlägt jetzt noch schneller und kalter Schweiß tritt ihm auf die Stirn. Er wollte bloß noch vergessen! Vergessen, was sie ihm angetan haben und was sie ihm weiterhin antun. Vielleicht wissen sie es nicht einmal, oder doch und es ist ihnen egal, dass er jede Nacht um dieselbe Stunde gebannt ist, gebannt in dunklen Erinnerungen. Aber sie mussten es doch wissen! Oder war er ihnen nicht wichtig genug? Warum? Er hat Angst verlassen und vergessen zu sein. Genau wie jetzt! Er wälzt sich herum und empfindet wie damals, durchlebt alles erneut. Aus all den Gefühlen tritt alleine nur mehr die Angst hervor. Er ruft, genauso wie er damals gerufen hat. Doch vergebens! Er ruft immer und immer wieder, bis seine Stimme versagt und die Ermattung über die Angst obsiegt. Draußen verkündet, in die Kälte der Nacht hinein, das Schlagen der Kirchturmglocken, die erste Stunde des Tages!