In dieser Woche veranstaltet eine große deutsche Handelskette eine "Woche der russischen Spezialitäten", man kann eine Kurzreise nach Moskau gewinnen, gesponsert von jener Hamburger Vertriebsfirma, deren Produkte exklusiv angeboten werden. Ansonsten wird mit Aktionspreisen geworben.
Die Resonanz ist offenbar unterschiedlich. Während Salzgurken und marinierte Tomaten ebenso wie Baltische Sprotten in Öl scheinbar Ladenhüter sind, verschwanden die Fertigpelmeni schnell aus den Regalen. Muss noch erläutert werden warum?
Liegengeblieben sind auch die Kochbeutelpackungen mit Buchweizen und die Sonneblumenkerne "zum Snacken". Ich gebe zu, letztere mag ich auch nicht. Vielleicht, weil mir die slawische Fertigkeit fehlt, den Kern zwischen den Zähnen einzuklemmen, mit der Zunge auszupulen und dann gekonnt die Samenschalen in die Gegend zu spucken.
Unter Umständen aber auch, weil ich mit diesen ungenießbaren Teilen meine ersten ukrainischen Erfahrungen verbinde. Wir waren im Kiewer Dynamo-Stadion zu einem Europapokal-Spiel und hinter mir sitzende Zuschauer spuckten ihre ausgeluschten Schalenreste (absichtlich oder unabsichtlich?) in meinen Hemdkragen. Verdammt unangenehm!
Anders dagegen der Buchweizen. Eigentlich ein irriger Name, den Buchweizen ist die Sammelbezeichnung für eine Pflanzengattung (Fagopyrum) aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae, Höre ich da Kleingärtner klagen: Kenne ich, Riesenknöterich, furchtbar, bekomme ich nicht weg!?). Also kein Getreide, wie der Namen vermuten ließe!
Aber als Kascha (Buchweizengrütze), als sättigende Universalbeilage, süß oder pikant, aus der russischen Küche nicht wegzudenken. Natürlich von Maria Iwanowna selbst gekocht, nicht in der Kantine oder Mensa, da dort kaum genießbar. Wie es ja auch hierzulande mit vielen Dingen ist!
Nach Kartoffel und Reis (!) folgt in der Bedeutung für die Lebensmittelgrundversorgung in Russland, Brotmehl und Backwaren ausgenommen, der Buchweizen. Die Russen verbrauchen etwa 450.000 Tonnen davon im Jahr, ernten selbst normalerweise etwas mehr als das Doppelte und exportieren.
Nicht so in diesem Jahr. Am 20. Oktober war man bei etwas mehr als 350.000 Tonnen angekommen, es wird eng, Handel und Verbraucher haben schon reagiert. Hamsterkäufe, leere Regale, Einzelhandelspreise um ca. 35 % höher (trotz staatlichen Drucks) als zur gleichen Zeit im Vorjahr.
In Moskau hat man gar begonnen, in Polikliniken (Ärztehäusern) Buchweizen auf Rezept an Diabetiker ermäßigt zu verkaufen, die Stadt versucht momentan für diesen Zweck, 6.000 Tonnen aufzutreiben.
Auch in Deutschland war Buchweizen einst ein wichtiges Grundnahrungsmittel, doch dann trat vor mehr als 200 Jahren die Kartoffel ihren Siegeszug an. Heute ist Buchweizen in der deutschen Küche weitestgehend unbekannt.
Zum Schluss rechnen wir ein wenig (in Anlehnung an den Thread "Frisch auf den Müll"): Gegenwärtig kaufen die Großhändler den Buchweizen für ca. 750 EURO je Tonne von den Erzeugern in Russland auf. Das sind ca. 30 % mehr als vor einem Jahr. Gehen wir also davon aus, dass der Buchweizen der Handelskette aus der Vorjahresernte stammt, dann sind dies 0,50 EURO/kg. Dazu die Handelskosten und die Gewinnerwartungen der Anbieter. Das führt zu 3,73 EURO/kg im Kochbeutel als Aktionspreis! Und nun?
Aber wir können uns trösten. Warum? Wer es will, kann Buchweizen kaufen, es gibt genug, denn er ist ein Ladenhüter. Die Russen sehen das wohl anders. Aber von denen gibt es hier im Ort ja nur wenige...
Die Resonanz ist offenbar unterschiedlich. Während Salzgurken und marinierte Tomaten ebenso wie Baltische Sprotten in Öl scheinbar Ladenhüter sind, verschwanden die Fertigpelmeni schnell aus den Regalen. Muss noch erläutert werden warum?
Liegengeblieben sind auch die Kochbeutelpackungen mit Buchweizen und die Sonneblumenkerne "zum Snacken". Ich gebe zu, letztere mag ich auch nicht. Vielleicht, weil mir die slawische Fertigkeit fehlt, den Kern zwischen den Zähnen einzuklemmen, mit der Zunge auszupulen und dann gekonnt die Samenschalen in die Gegend zu spucken.
Unter Umständen aber auch, weil ich mit diesen ungenießbaren Teilen meine ersten ukrainischen Erfahrungen verbinde. Wir waren im Kiewer Dynamo-Stadion zu einem Europapokal-Spiel und hinter mir sitzende Zuschauer spuckten ihre ausgeluschten Schalenreste (absichtlich oder unabsichtlich?) in meinen Hemdkragen. Verdammt unangenehm!
Anders dagegen der Buchweizen. Eigentlich ein irriger Name, den Buchweizen ist die Sammelbezeichnung für eine Pflanzengattung (Fagopyrum) aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae, Höre ich da Kleingärtner klagen: Kenne ich, Riesenknöterich, furchtbar, bekomme ich nicht weg!?). Also kein Getreide, wie der Namen vermuten ließe!
Aber als Kascha (Buchweizengrütze), als sättigende Universalbeilage, süß oder pikant, aus der russischen Küche nicht wegzudenken. Natürlich von Maria Iwanowna selbst gekocht, nicht in der Kantine oder Mensa, da dort kaum genießbar. Wie es ja auch hierzulande mit vielen Dingen ist!
Nach Kartoffel und Reis (!) folgt in der Bedeutung für die Lebensmittelgrundversorgung in Russland, Brotmehl und Backwaren ausgenommen, der Buchweizen. Die Russen verbrauchen etwa 450.000 Tonnen davon im Jahr, ernten selbst normalerweise etwas mehr als das Doppelte und exportieren.
Nicht so in diesem Jahr. Am 20. Oktober war man bei etwas mehr als 350.000 Tonnen angekommen, es wird eng, Handel und Verbraucher haben schon reagiert. Hamsterkäufe, leere Regale, Einzelhandelspreise um ca. 35 % höher (trotz staatlichen Drucks) als zur gleichen Zeit im Vorjahr.
In Moskau hat man gar begonnen, in Polikliniken (Ärztehäusern) Buchweizen auf Rezept an Diabetiker ermäßigt zu verkaufen, die Stadt versucht momentan für diesen Zweck, 6.000 Tonnen aufzutreiben.
Auch in Deutschland war Buchweizen einst ein wichtiges Grundnahrungsmittel, doch dann trat vor mehr als 200 Jahren die Kartoffel ihren Siegeszug an. Heute ist Buchweizen in der deutschen Küche weitestgehend unbekannt.
Zum Schluss rechnen wir ein wenig (in Anlehnung an den Thread "Frisch auf den Müll"): Gegenwärtig kaufen die Großhändler den Buchweizen für ca. 750 EURO je Tonne von den Erzeugern in Russland auf. Das sind ca. 30 % mehr als vor einem Jahr. Gehen wir also davon aus, dass der Buchweizen der Handelskette aus der Vorjahresernte stammt, dann sind dies 0,50 EURO/kg. Dazu die Handelskosten und die Gewinnerwartungen der Anbieter. Das führt zu 3,73 EURO/kg im Kochbeutel als Aktionspreis! Und nun?
Aber wir können uns trösten. Warum? Wer es will, kann Buchweizen kaufen, es gibt genug, denn er ist ein Ladenhüter. Die Russen sehen das wohl anders. Aber von denen gibt es hier im Ort ja nur wenige...