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Gibt es ein Leben ohne Janukowitsch?

Kategorische Absage an die NATO, Zurückhaltung im Hinblick auf die EU, aber zunehmende Abhängigkeit von internationalen Kredittöpfen…
Das größte Land Europas ist hierzulande wieder in den medialen Dornröschenschlaf versetzt worden. Dort aber verschärfen sich unübersehbar explosive gesellschaftliche Probleme.
Am 25. Februar 2011 veröffentlichte die Online-Zeitung UKRAINSKAYA PRAVDA einen Exklusivartikel des Journalisten Michail Dubinjanskij. Er kommentierte darin das erste Regierungsjahr des ukrainischen Staatspräsidenten Viktor Janukowitsch. Wir geben ihn hier als Übersetzung wieder:

Michail Dubinjanskij

Gibt es ein Leben ohne Janukowitsch?

Schenkt man der Website BrainyHistory Glauben, so begann alles mit dem Konzil von Rockingham, auf dem der Hl. Anselm von Canterbury sich gegen den englischen König Wilhelm II. (William Rufus) stellte.

Es folgten die Patenterteilung auf den Revolver Colt, die Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft an Adolf Hitler, die Rede Chrustschows auf dem XX. Parteitag, das erste legale Bordell in der Schweiz und andere „bemerkenswerte Ereignisse“, alle an einem 25. Februar.

Aber die Chronisten in Übersee konnten einen historischen Meilenstein vor dem Volke nicht verschweigen: „2010 – After being delayed by the Supreme Administrative Court of Ukraine, Victor Yanukovych is sworn in as the 4th President of Ukraine“.

Stürmischer und andauernder Applaus!

Und die Mächtigen und die Oppositionellen in der Ukraine erheben den 25. Februar 2010 zum Start in eine neue Äera.

Aus Sicht Janukowitschs lösten mutige Profis und Reformer verachtenswerte orangene “Rattenfänger“ ab.
Die Gegner von VFJa (1) zeichnen ein anderes Bild, das einer Invasion von Okkupanten und blutrünstiger Ukrainophoben aus dem Donbass, welche gnadenlos die vaterländische Demokratie mit Füßen treten.

Aber kann man so einen scharfen Trennstrich zwischen Gestern und Heute ziehen?

Wohl kaum. In dem mit Viktor Janukovitsch verbrachten Jahr gab es keine neuen Entscheidungen, es kamen für die Ukraine keine neuen Leiden hinzu, dafür verschärften sich die alten.

Janukovitsch und seine Parteigänger sind keine geheimnisvollen Aliens., vielmehr wie ihre Vorgänger aber typische Vertreter der ukrainischen Elite.

Doch die Mannschaft des Maidan (2) schwächte die tödliche Feindschaft zwischen VAJu und JuWT (3) , während die Regionalen geschlossen handelten. Das, wovon die zerstrittenen „orangenen“ Führer nur träumten, setzen die vereinten „Donezker“ (3) im Leben um.

Die charakteristischen Wesensmerkmale des ukrainischen Politikums zeigen sich im Wirken von Janukovitsch & Co. um ein vielfache klarer, genauer und markanter.

Die gegenwärtig Mächtigen, die über nahezu unbeschränkte Vollmachten verfügen, sind ein spezifisches Destillat aller dem ukranischen Establishment eigenen Bestrebungen. Da gibt es autoritäre Manieren, maßlose Selbstüberschätzung und Rechtsnihilismus ebenso wie verderbenbringende Kurzsichtigkeit, irrationalen Egoismus und strategische Kraftlosigkeit.

Im 19. Jahrhundert entwickelte der Engländer Sir Francis Galton (4) die Methode der Komposit-Proträts .Dazu fertigte er Fotoporträts mehrer Personen einer Ethnie an und legte sie so übereinander, dass charakteristische gemeinsame Merkmale eines Gesichts hervortraten, während individuelle Unterschiede verschwammen. Mit diesen fotografischen Experimenten versuchte Galton Idealporträts zuschaffen: das des typischen Verbrechers, das des typischen Vegetariers, den Typ des an Lungenschwindsucht Erkrankten u.s.w..

Die heutige Macht erinnert an eines dieser Galtonschen Porträts. Machen Sie sich vertraut mit dem ukrainischen Politiker in aller Krassheit! Er sehnt sich nach kaiserlichen Vollmachten und meint, wenn er die Daumenschrauben ansetzt, könne er objektive ökonomische Prozesse unter Kontrolle halten.

Er trampelt unzeremoniell durch die Verfassung und glaubt an den heiligen Grundsatz „Den Freunden alles, den Feinden das Gesetz!“. Er ist zu einer aktiven eigenständigen Außenpolitik unfähig und träumt von einer Welt in den Armen eines mächtigen Surezäns (7).

Vorschläge für die Zukunft seines Landes hat er nicht und gräbt daher eifrig im Vergangenen, wobei er existenzielle menschliche Fragen ignoriert.

Er ist daran gewöhnt, in den Tag hinein zu leben und hat seinen Staat über die Kreditspritze infiziert. Noch gestern drehte er anstelle seines Konkurrenten am populistischen Schwungrad und erkaufte sich seine Wählerschaft mit sozialen Geschenken. Heute aber muss dafür bezahlt werden: Unser Held ist gewzungen, die Tarife ebenso zu erhöhen wie das Renteneintrittsalter und er verschärft das steuerliche Pressing.

Die Gürtel enger schnallen, das ist die einzige Art von Reform, welcher der ukrainische Politiker zugänglich ist. Dafür ist strategische Begabung nicht vonnöten, dafür braucht es nur die Entschlossenheit eines scheinbar Überrumpelten, dem ausländische Kreditgeber keinen anderen Ausweg lassen.

So agieren die Regionalen, wie auch jede andere hiesige Mannschaft wohl agieren würde.

Erschreckend sind die bösen „Donezker“ also nicht durch ihre Einzigartigkeit, sondern durch ihre Trivialität. Doch leider legen zuviele Beobachter besonderen Wert auf äußere Formen.

Die Abkömmlinge des Donbass, umweht von einem kriminellen Flair, erscheinen als Muster einer bösen Macht. Und der plumpe ProFFesor (8) passt gut ins Bild des ukrainischen Ruins...

Leider ist der gesamte Text für diesen Blog zu lang. Bei Interesse bitte hier weiterlesen!:buch::)

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Timirjasevez
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