Ich bin kein Casanova. Man weiß ja nie, aber mich verfolgt die Idee, dass ich auch nie ein solcher sein werde. Ein Schürzenjäger. Wer die Fähigkeiten für diese Kunstform mit sich bringt, labt sich auf direktem Wege an den höchsten Ergüssen. Die Betreiber anderer Künste kommen da eher durch die Hintertür. Für sie steht erst einmal im Vordergrund, ihrem drängelnden Talent Freilauf zu gewährleisten, damit es sich tanzend auf einer „Trägerform“ verwirklichen kann; sei es ein Instrument, ein Stück Ton oder ein Blatt Papier. Und spätestens, wenn der Plattenvertrag unterschrieben, die Kunstwerke ausgestellt und das Buch in den Bibliotheken platziert ist, zählt man zu den stolzen Besitzern des „Frauen-Frei-Scheins“. Durch den Erwerb des FührerScheins darf man sich, mit einer sinnvollen Ausrede auf den Lippen, auf einen Sprung in die Scheiben des Kleinstadtkonsums freuen. Mittels eines GeschenkgutScheins ist man mühelos in der Lage mangelnden Ideenreichtum zu kaschieren. Und der „Frauen-Frei-Schein“ wird dem erfolgreichen Künstler kurzerhand einverleibt und zieht hübsche „Keine-Unterwäsche-Trägerinnen“ magnetisch an.
Man müsste hierbei allerdings ergänzen, dass die relative Frauenausbeute, von Kunst zu Kunst Schwankungen aufzuweisen hat. Betrachtet man z.B. einen Schriftsteller, so hat er es im Vergleich zum Musiker um einiges „schwerer“. Denn ein einigermaßen anspruchsvolles Buch stößt wahrscheinlich lediglich bei intellektuelleren Frauen auf Sympathie. Und ehe die sich auf eine simple Liebelei einlassen, muss erst einmal, mittels Kosinussatz, die Luftlinie zwischen unaufgeräumten Schreibtisch und eingegangenem Dunkelkammerpflänzchen errechnet werden. Aber das stupide Ausgeharre muss man eben einfach mal über sich ergehen lassen; da hilft kein Strampeln und kein Schreien. Doch scheint der lang ersehnte „Holter-die-Polter“-Status dann endlich in greifbarer Nähe, knallt dir das Objekt der Begierde tatsächlich ihr Schachbrett auf den Tisch. Und dann werden Bauern geschlachtet und Pferde bestiegen, bis Schwarz und Weiß ineinander übergehen! In dieser Hinsicht ist man als Musiker auf jeden Fall deutlich besser dran, denn selbst mit anspruchsvoller Musik deckt man bereits ein recht breites „Frauenspektrum“ ab. (Denn sogar Analphabeten können mit Ton und Rhythmus was anfangen) Mir erscheint es jedenfalls mehr als einleuchtend, warum die Jugend, ganz klar, die Gitarre dem Kugelschreiber vorzieht.
Was mich allerdings wirklich beschäftigt, ist die Tatsache, dass ich ebenso wenig „Frauen-Frei-Schein“-Besitzer, wie Casanova bin. Ich gehöre zur Zunft der „mutlos Vereinsamenden“. Unser schmales Mitgliederfeld stößt hier und da durchaus auf positive Resonanz beim anderen Geschlecht. Doch sobald sich unsere Sinne auf ein wirklich außergewöhnliches Geschöpf dieser Erde prägen, bäumen sich im entscheidenden Moment mächtige Dämonen vor uns auf und unser sensibles Herz wächst über sich hinaus. Gierig trinken wir den Kelch der Flucht, mit dessen Hilfe wir uns in die vertraute Einsamkeit „retten“ können. Doch dann beginnt die Welt um uns herum zusammenzubrechen, weil uns wieder einmal klar wird, dass wir dem Potenzial zum wahren Leben einen Arschtritt verpasst haben. Sicher, die Angst auf Abneigung zu stoßen ist ein Urgefühl und sei jedem vergönnt, doch es wird Zeit, dass man die Zähne zusammenbeißt und auch mal seinen Hintern herhält, statt ständig wild um sich zu treten, Gefühle zu verschleiern, Möglichkeiten mit Seelengift zu verwechseln, dem Leben einen Laufpass zu geben.
Dummerweise kann man sich so tief wie man auch nur will in einen solchen Erkenntnisprozess reinwurschteln, doch den Kopf wird man tatsächlich erst beim Sprung über den eignen Schatten aus der Schlinge ziehen können. Und der Schatten wächst, wenn man ihn mit Gedanken füttert. Doch wer vermag das schon zu verhindern? Gefühle sind extrem kommunikationsfreudig. Und wenn man ihnen bereits verboten hat, sich in zielgerichteten Handlungen auszudrücken, muss man wenigstens den Verstand als Kommunikationsplattform bereitstellen, denn einfach so abschütteln kann man dies rege Gesindel eben nicht. Na ja, was bleibt mir auch als Mitglied der „mutlos Vereinsamenden“ anderes übrig, als mich gedanklich auf jedes noch so kleine Fünkchen Erfahrung zu fixieren und es gegebenenfalls als Quantensprung aussehen zu lassen? Auf diese Weise kann ich mir wenigstens einen Schritt in die richtige Richtung simulieren…
Aber wo treibt sich eigentlich der Rest meiner mutlosen Zunftkumpane herum?
Einige dürften wohl bereits im Himmel verweilen. Ein Sprung? Ein Schuss? Ein Schnitt? All den Mut aufgespart für den einen erlösenden Moment?
Andere wiederum haben es vielleicht tatsächlich in den siebten Himmel geschafft; es soll ja die Möglichkeit bestehen, sich seinen Schatten klein zu saufen.
Vielleicht muss man aber auch erst mit sechs Himmeln Bekanntschaft schließen, bevor man den siebten zu Gesicht bekommt. Doch ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich die bis dahin anfallende Zeit, schachspielend zu bringen will. Bei allem Respekt vor der Wiedergeburtlerei, aber da mache ich nicht mit!
Na ja, jedenfalls rage ich hier ganz allein aus diesem Trümmerhaufen. Weit und breit keine Spur, kein Lebenszeichen von irgendeinem Zunftgefährten. Der allerletzte „Überlebende“ kann ich jedoch nicht sein oder? Mit wem soll ich mich sonst noch austauschen? Von wem soll ich sonst Tipps zum Versagen beziehen?
„Die Zunft der mutlos Vereinsamenden beschwert sich öffentlich über Mangel an Mitgliedern! Das wahrlich überschaubare Mitgliederfeld beschränkt sich auf ein einziges vereinsamendes Mitglied, das an Einsamkeit vereinsamt und in geraumer Zeit eine Unterredung mit sich selbst einberufen wird, um über die erwähnten Missstände zu debattieren und demokratisch über mögliche Entlassungen abzustimmen.“
Bin ich Zunft?
Man müsste hierbei allerdings ergänzen, dass die relative Frauenausbeute, von Kunst zu Kunst Schwankungen aufzuweisen hat. Betrachtet man z.B. einen Schriftsteller, so hat er es im Vergleich zum Musiker um einiges „schwerer“. Denn ein einigermaßen anspruchsvolles Buch stößt wahrscheinlich lediglich bei intellektuelleren Frauen auf Sympathie. Und ehe die sich auf eine simple Liebelei einlassen, muss erst einmal, mittels Kosinussatz, die Luftlinie zwischen unaufgeräumten Schreibtisch und eingegangenem Dunkelkammerpflänzchen errechnet werden. Aber das stupide Ausgeharre muss man eben einfach mal über sich ergehen lassen; da hilft kein Strampeln und kein Schreien. Doch scheint der lang ersehnte „Holter-die-Polter“-Status dann endlich in greifbarer Nähe, knallt dir das Objekt der Begierde tatsächlich ihr Schachbrett auf den Tisch. Und dann werden Bauern geschlachtet und Pferde bestiegen, bis Schwarz und Weiß ineinander übergehen! In dieser Hinsicht ist man als Musiker auf jeden Fall deutlich besser dran, denn selbst mit anspruchsvoller Musik deckt man bereits ein recht breites „Frauenspektrum“ ab. (Denn sogar Analphabeten können mit Ton und Rhythmus was anfangen) Mir erscheint es jedenfalls mehr als einleuchtend, warum die Jugend, ganz klar, die Gitarre dem Kugelschreiber vorzieht.
Was mich allerdings wirklich beschäftigt, ist die Tatsache, dass ich ebenso wenig „Frauen-Frei-Schein“-Besitzer, wie Casanova bin. Ich gehöre zur Zunft der „mutlos Vereinsamenden“. Unser schmales Mitgliederfeld stößt hier und da durchaus auf positive Resonanz beim anderen Geschlecht. Doch sobald sich unsere Sinne auf ein wirklich außergewöhnliches Geschöpf dieser Erde prägen, bäumen sich im entscheidenden Moment mächtige Dämonen vor uns auf und unser sensibles Herz wächst über sich hinaus. Gierig trinken wir den Kelch der Flucht, mit dessen Hilfe wir uns in die vertraute Einsamkeit „retten“ können. Doch dann beginnt die Welt um uns herum zusammenzubrechen, weil uns wieder einmal klar wird, dass wir dem Potenzial zum wahren Leben einen Arschtritt verpasst haben. Sicher, die Angst auf Abneigung zu stoßen ist ein Urgefühl und sei jedem vergönnt, doch es wird Zeit, dass man die Zähne zusammenbeißt und auch mal seinen Hintern herhält, statt ständig wild um sich zu treten, Gefühle zu verschleiern, Möglichkeiten mit Seelengift zu verwechseln, dem Leben einen Laufpass zu geben.
Dummerweise kann man sich so tief wie man auch nur will in einen solchen Erkenntnisprozess reinwurschteln, doch den Kopf wird man tatsächlich erst beim Sprung über den eignen Schatten aus der Schlinge ziehen können. Und der Schatten wächst, wenn man ihn mit Gedanken füttert. Doch wer vermag das schon zu verhindern? Gefühle sind extrem kommunikationsfreudig. Und wenn man ihnen bereits verboten hat, sich in zielgerichteten Handlungen auszudrücken, muss man wenigstens den Verstand als Kommunikationsplattform bereitstellen, denn einfach so abschütteln kann man dies rege Gesindel eben nicht. Na ja, was bleibt mir auch als Mitglied der „mutlos Vereinsamenden“ anderes übrig, als mich gedanklich auf jedes noch so kleine Fünkchen Erfahrung zu fixieren und es gegebenenfalls als Quantensprung aussehen zu lassen? Auf diese Weise kann ich mir wenigstens einen Schritt in die richtige Richtung simulieren…
Aber wo treibt sich eigentlich der Rest meiner mutlosen Zunftkumpane herum?
Einige dürften wohl bereits im Himmel verweilen. Ein Sprung? Ein Schuss? Ein Schnitt? All den Mut aufgespart für den einen erlösenden Moment?
Andere wiederum haben es vielleicht tatsächlich in den siebten Himmel geschafft; es soll ja die Möglichkeit bestehen, sich seinen Schatten klein zu saufen.
Vielleicht muss man aber auch erst mit sechs Himmeln Bekanntschaft schließen, bevor man den siebten zu Gesicht bekommt. Doch ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich die bis dahin anfallende Zeit, schachspielend zu bringen will. Bei allem Respekt vor der Wiedergeburtlerei, aber da mache ich nicht mit!
Na ja, jedenfalls rage ich hier ganz allein aus diesem Trümmerhaufen. Weit und breit keine Spur, kein Lebenszeichen von irgendeinem Zunftgefährten. Der allerletzte „Überlebende“ kann ich jedoch nicht sein oder? Mit wem soll ich mich sonst noch austauschen? Von wem soll ich sonst Tipps zum Versagen beziehen?
„Die Zunft der mutlos Vereinsamenden beschwert sich öffentlich über Mangel an Mitgliedern! Das wahrlich überschaubare Mitgliederfeld beschränkt sich auf ein einziges vereinsamendes Mitglied, das an Einsamkeit vereinsamt und in geraumer Zeit eine Unterredung mit sich selbst einberufen wird, um über die erwähnten Missstände zu debattieren und demokratisch über mögliche Entlassungen abzustimmen.“
Bin ich Zunft?