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AW: Zum Tode von Michel Serrault, Ingmar Bergman und Michelangelo Antonioni


Ich möchte  nun wirklich keine neuen  Threads eröffnen um über die  Filmemacher bzw. Schauspieler zu schreiben die in den letzten Tagen gestorben sind – also nach dem Tod von George Tabori.

Es macht schon fast den Eindruck,  dass der alte Herr doch noch seine Gespräche über das Theater und den Film mit Menschen  fortführen möchte, die dessen würdig sind.


Michel Serrault, einer der größten Schauspieler Frankreichs, geboren in 1928, starb am 29. Juli.  Bekannt war Serrault sowohl als Theaterdarsteller als auch als wunderbarer Kinoschauspieler – seine wahrscheinlich bekanntesten Filme sind "La cage aux folles" (Ein Käfig voller Narren), "Das Verhör" (mit Lino Ventura) und der sehr anrührende Film "Nelly et Monsieur Arnaud" in dem die wunderbare Emmanuelle Béart als Nelly an seiner Seite spielt.  "Der Schmetterling" ist  einer seiner letzten Filme.


  Bemerkenswert war die breite Palette seiner Rollen – denn er war ein großer Komiker, doch genau so differenziert gestaltete er seine dramatischen oder einfach nur melancholischen Rollen. 


 Ingmar Bergman – der große schwedische Regisseur wurde  in 1918 in Uppsala geboren – er starb am 30. Juli auf Fårö.


Aus einer strengen Pfarrersfamilie stammend, war eigentlich das Leitmotiv  vieler seiner Filme,  der Blick hinter den schön aufgeräumten Fassaden, die Zerrissenheit der Menschen, die Ängste die hinter den  Anschein sie eigentlich quälen - und auch die Obsessionen die aus der unterdrückten Sexualität entstehen. 

Bergman war in seinem Frühwerk stark von August Strindberg beeinflußt.  Hauptsächlich die Filme seiner ersten Schaffensperiode,  sind von einem starken Pessimismus  geprägt.


 Im  Jahr 1962 sorgt der  Film "Das Schweigen"  für Empörung – man findet die Geschichte der Nymphomanin die darin erzählt wird, viel zu freizügig – und er erhält einen Aufführungsverbot. 

 Doch eigentlich ist "Das Schweigen"  Teil einer  Trilogie, zu der noch gehören:  "Wie in einem Spiegel" (1961) und  "Licht im Winter" (1963). 

Bergmann stellt darin  philosophisch-existentielle Fragen nach dem Sinn des Lebens und  der Existenz Gottes. 


Doch  die internationale Anerkennung Bergmans kam schon 1957 durch den Film "Wilde Erdbeeren".

Er arbeitete gerne mit Schauspielern die er zum Teil selber entdeckt hatte und denen er immer neue Rollen in seinen Filmen anvertraute.

 Dazu gehören Liv Ullmann, Bibi Andersson, Ingrid Thulin oder Erland  Josephson. 


Mit Liv Ullmann und Erland Josephson drehte Bergman in 1973 sein berühmtes und sehr nuanciertes Psychogramm "Szenen einer Ehe".  Wie auch bei anderen Bergman-Filmen,  stehen im Mittelpunkt des Filmes eigentlich die Dialoge. 

Dieser Film sollte einer seiner größten und auch populärsten Werke werden. 


Als er der Steuerhinterziehung beschuldigt wurde, verließ Bergman Schweden und lebte ca. 10 Jahre in München, wo er am Residenztheater  öfters Regie  führte und auch den wunderbaren Film  "Aus dem Leben der Marionetten" inszenierte, der – so scheint es mir – nicht so  bekannt ist wie er es eigentlich verdient hätte.


Bergmans Werk wurde durch viele großen Preise ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Goldenen Bären, dem Oscar, dem Goldenen Löwen von Venedig und die Ehren-Palme in Cannes.  


Michelangelo Antonioni – einer der ganz großen Regisseure  und ein Pionier des italienischen Films der Nachkriegszeit, wurde 1912 in Ferrara geboren – er starb am 30. Juli. 

In den achtziger Jahren wurde er groß gefeiert anlässlich der Filmfestspiele von Venedig – doch sein Erscheinen stimmte auch traurig – da man deutlich die Spuren die der schwere Schlaganfall von 1985 hinterlassen hatte wahrnehmen konnte.


Zu seinen sehr großen Filmen zählt in erster Linie "Blow Up" der ihn auch außer Italien bekannt machte. Ich denke, dass dieser Film aus dem Jahr 1966 sogar  der jüngeren Generation bekannt sein müsste. 

 

 Doch schon in  1954 hatte Antonioni seinen ersten großen Spielfilm gedreht: "Chronik einer Liebe" - andere ebenfalls bemerkenswerte Filme folgten, ich erwähne hier nur noch "Die Nacht",  gedreht in 1960.

 Alle diese Filme prägten einen neuen Stil der von einem berühmten Filmkritiker als  "Innerer Neo-Realismus"  bezeichnet wurde.  

Im Jahr 1973 drehte Antonioni seinen großen Erfolg  "Beruf: Reporter" mit Jack Nicholson in der Hauptrolle. Wieder wandert dabei Antonioni zwischen Realität und Fiktion – wie so oft in seinen Filmen. 


Nach seinem Schlaganfall arbeitete er nur noch selten – doch der Unterstützung von Wim Wenders ist es zu verdanken,  dass Antonioni mit einem  Autorenfilm so zu sagen Abschied nehmen  konnte  von seinem Publikum. 

So entstand 1994 "Jenseits der Wolken" – Wim Wenders arbeitete neben Antonioni als Stand by Regisseur. 

Auch Wenders hat diese tolle Zusammenarbeit dokumentiert in einem fotografischen Tagebuch mit dem Titel: "Die Zeit mit Antonioni. Chronik eines Films". Wenders charakterisiert den Altmeister mit den Worten:


"Unter seinen Augen gerät wirklich jede Kopfbewegung, jede Geste, jede Kamerabewegung zu etwas Notwendigem, Unabänderlichem, Unverwechselbarem."




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