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Zielkonflikte

sind Grundelemente wirtschaftlichen Handelns. Die hemmenden

Wirkungen dieser Konflikte kann man negativ und positiv

beurteilen. - Nachhaltig aktuell bleibt in diesem Zusammenhang

das Konfkliktpotential zwischen dem Wirtschaftswachstum, das

möglichst vielen Menschen Wohlstand bringen soll, und dem Ziel,

die Umwelt dieser Menschen und weiterer Lebewesen nicht nur

sauber zu erhalten. Diese Umwelt soll uns auch Lebensqualität

bieten, sie soll attraktiv bleiben - und möglichst noch "gesünder"

und "schöner" werden. Damit stehen wir vor einer Fülle von

Aufgaben, die teilweise schon immer für Beschäftigung gesorgt

haben, teilweise aber auch ganz neue Perspektiven für

menschliche Tätigkeiten zeigen, Impulse für Innovationen

geben und Arbeitsplätze schaffen. Umweltökonomen sollen und

können Aktivitäten mit beachtlichen Wachstumseffekten anstoßen

und fördern. Ein Zielkonflikt, der auf dem Gedanken basiert,

daß die ökologischen Grenzen des Wachstums erreicht sind, kann

sich als Scheinkonflikt offenbaren, wenn Wirtschaftwachstum

vor allem als ein Zuwachs an nützlichen, hochwertigen und

unschädlichen Produkten - nicht zuletzt im Dienstleistungsbereich

verstanden, wenn Ökonomie ökologisch praktiziert wird. -

Zielkonflikte entstehen aus der Tatsache, daß sich viele Fragen

nicht so klar mit "Ja" oder "Nein" beantworten lassen, wie es

punktartige Ziele erfordern. Die Berücksichtigung des großen

Zwischenbereichs, z.B. vom Positiven zum Negativen hin und

umgekehrt, entspricht fuzzylogischen Denken. Dieses Einbeziehen

von "unscharfen" (vagen) Übergangsbereichen macht es möglich,

Konflikte aus Vorgaben und Zielen mit zunehmender Gelassenheit

zu lösen. Beispiel: Wenn die Verkehrsampel den zeitlichen Bereich

zwischen Rot und Grün deutlich sichtbar abstuft, kann man sich

ruhiger auf den Start einstellen.


Der Konflikt zwischen individuellem Gewinn und sozialer

Wohlfahrt ist, egal ob real oder scheinbar, zunächst ein

betriebswirtschaftliches (mikroökonomisches) Problem, das

auf gesamtwirtschaftliche (makroökonomische, volkswirtschaftliche)

und schließlich sogar weltwirtschaftliche Vorgänge übergreift.

Bei der Lösung müssen alle Beteiligten zusammenarbeiten. Das

könnte sich als ein riesiges Potential kreativer und innovativer

ökonomischer Tätigkeit erweisen.


Klassische Zielkonflikte wurden beispielsweise gern in den

"Magischen Vielecken" (-> Magisches Dreieck etc.) beschrieben.

Zwischen -> Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität würde

danach ein "natürliches" Spannungsverhältnis bestehen, das

jeder zuständige Poliitiker im Auge haben müßte, wenn er

Inflation bekämpfen und höchstmögliche Beschäftigung aller

Produktionsfaktoren erreichen soll. Wer wirksam gegen

Arbeitslosigkeit vorgehen will, müßte demnach ein gewisses

Maß an Inflation auf jeden Fall in Kauf nehmen. Mit der ->

Phillips-Kurve fand diese klassische These nach empirischen

Untersuchungen in der Mitte des 20. Jahhunderts eine Bestätigung,

die allerdings schon 30 Jahre später von vielen Fachleuten mit

starken Argumenten in Frage gestellt werden konnte. Ob nun aber

Vollbeschäftigung tatsächlich nur bei Preisstabilität erreicht

werden kann, wird man vermutlich auch im 21. Jahrhundert

noch unterschiedlich beurteilen. Die klassischen Zielkonflikte

werden uns wahrscheinlich noch eine Weile weiter begleiten.


Ökonomische Zielkonflikte sind immer Entscheidungs- und sehr

oft Führungskonflikte, die an Manager und (Wirtschafts-)Politiker

höchste Anforderungen stellen. Wenn hemmende "Zielkonflikte" aus

persönlichen Ansprüchen und/oder Überzeugungen im Topmanagement

entstehen, darf es nicht an einflußreichen Persönlichkeiten

fehlen, die das Geschäft und/oder die Gesamtwirtschaft wieder

in Gang bringen. Entsprechendes gilt für Zielkonflikte, die

auf unteren Ebenen der Hierarchie entstehen. Besonders wichtig

ist es, lähmende Wirkungen der Zielkonklikte im Führungsbereich

auf Mittelbau und Basis von Unternehmen und ganzen Volkswirtschaften

rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen.

- Reinhard von Normann, Das kleine Wirtschaftslexikon (1999), 489f


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