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Hallo Rodolphe - jetzt bin ich wieder an Bord ;)


Nein, es geht bei den 'Grundwahrheiten' (ebenso wie im Christentum) weder um Gebote noch um etwas zu Erreichendes,

sondern darum, wie die Welt, die Gesamtheit des Seienden, gesehen wird. Ich konnte es mir ja einfach machen - ein

muslimischer Freund hat mich in einem interreligiösen Forum einmal gebeten, die Grundlagen des Buddhismus kurz

zu skizzieren - da brauchte ich nur daraus zu kopieren, und noch ein paar Dinge zu ergänzen... :reden:


Der Kern der Lehre sind die Vier Edlen Wahrheiten:

  • Das Leben ist grundsätzlich von Ungenügen - 'Leiden' - gekennzeichnet.
    Selbst in der größten Freude steckt das Wissen, dass sie einmal aufhören muss.

  • Die Ursache dafür liegt im Anhaften, am Haben- und Seinwollen.

  • Ohne dieses Anhaften gibt es auch kein Ungenügen.

  • Der Weg, das Anhaften zu beenden, liegt im rechten Leben,
    dem 'edlen achtfachen Pfad'.

Dabei muss man aber beachten, dass es im Buddhismus keine Dogmen, keine absoluten Gesetze gibt - immer wieder

(u.a. in der Rede an die Kalamer) fordert der Buddha seine Zuhörer auf, ihm nicht leichtfertig Glauben zu schenken,

sondern seine Aussagen an der Wirklichkeit und der eigenen Erfahrung zu messen.


Das letzte Glied des achtfachen Pfades ist die 'rechte [Geistes]Sammlung', die Meditation, die in (fast) allen Schulen

und Traditionen des Buddhismus eine tragende Rolle spielt, manchmal mehr (wie im Zen), manchmal weniger

(wie im Amida-Buddhismus, bei dem der zentrale Begriff eine Erlösergestalt ist). In der Meditation, die es in den

verschiedenen Traditionen in vielfältigen Gestalten gibt, soll auch das rational Verstandene zur eigenen Erfahrung

werden, letztlich zur Erfahrung des Buddha.


Dazu würde ich heute noch die Lehre vom Bedingten Entstehen (paṭicca-samuppāda) ergänzen - dass alle

Daseinsphänomene in Abhängigkeit von einander entstehen, und die tilakkhana, die drei 'Wesensmerkmale alles

bedingt Entstandenen':


anatta - Nicht-Ich

anicca - Nicht-Dauerhaftigkeit

dukkha wird meist mit 'Leiden' übersetzt, ich würde eher 'Ungenügen' verwenden...


Für mich persönlich ist die Aufzählung solcher eher philosophischen Punkte zwar interessant, aber an sich nicht so

wirkmächtig. Abgesehen von der Meditation als Übung sehe ich die Praxis des Buddhismus deutlicher in den vier

Brahma-vihara - 'göttlichen Verweilungszuständen' - die ein Buddhist verwirklichen sollte:


metta - Nächstenliebe, Freundlichkeit

karuna - [tätiges] Mitgefühl

mudita - Mitfreude

upekkha - Gleichmut


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