Hallo Wirrlicht! Diese Frage beschäftigte mich auch, denn ich war sozusagen überrascht darüber, wie wenig mich die Folternachrichten überrascht haben - und dies widerum irritierte mich; es schien nur allzu logisch zu sein, dass dies passieren würde, nachdem die Amerikaner durch Guantamo und ihre "Spezialgefängnisse" die Voraussetzungen für diese Ausartugen geschaffen hatten.
Ich fragte mich nun: Kann man sich mit dieser Logik zufrieden geben? Wenn man die Voraussetzungen schafft, dann vergisst der Mensch die seinige und des Anderen Würde?
Ich glaube aber nicht, dass sich diese Soldatinnen und Soldaten erst bewusst machen müssen, dass die anderen nichts wert sind - schon der Hierarchieunterschied löst den Sadismus aus, wie dieses bekannte, ich glaube "Stanford-Experiment" genannte Beispiel gezeigt hat, das im Gegfängnis aus normalen Menschen in kürzester Zeit fiese Sadisten machte.
Die Wissenschaft gesteht ein, dass dazu fast jeder Mensch fähig ist und dass die Hemmschwelle erschreckend niedrig ist - umso mehr zeigt sich, dass wir auf die demokratischen Grundstrukturen, die uns vor diesen - ich sage jetzt mal provokativ "animalischen" - Zügen schützen, den höchsten Wert legen müssen. Weder die eigene Würde noch die des Anderen schützt uns vorm Rückfall in archaische Grausamkeit, sondern nur die fuktionierende humanistischen Strukturen.
EIne der vielen Definitionen, der ich zustimmen würde. SIe beinhaltet allerdings das Problem, dass hier die Psychologie dazwischen funken kann: Menschen mit geringem Selbstbewusstsein empfinden sich leicht als wertlos - ohne dass man ihnen das explizit gesagt hat. Vielleicht empfangen sie diese Botschaft indirekt durch die Gesellschaft, durch deren Werte. Aber kann man die Gesellschaft immer dafür verantwortlich machen? Hier liegt ein Kernproblem: DIe Gesellschaft kann die Unantastbarkeit der Würde zwar postulieren, wie sie sie aber erhalten, schützen kann, diese Antwort kann nicht umfassend gegeben werden.