gehen wir essen?
Hätten wir ein genau so natürliches Verhältnis zur Sexualität, wie zu den anderen fundamentalen menschlichen Bedürfnissen, wie Atmen, Essen und Trinken, dann wäre die Frage nach sexueller Treue nicht wichtiger als die Frage, ob man mit Jemandem gemeinsam essen, trinken oder singen sollte.
Dem christlich-katholischen Unterdrückungssystem scheint es allerdings vorzüglich gelungen zu sein, das natürliche Gut Sexualität dermaßen zu verknappen, vorzuenthalten und zu reglementieren, daß der Mensch dadurch in einem ständigen sexuellen Hungerzustand gehalten werden kann.
Wem die freie Atmung verwehrt wird, dessen Gedanken werden sich hauptsächlich um den nächsten Atemzug drehen.
Ein permanent Durstender wird den Gedanken nach einem Schluck frischen Quellwassers oder einem gekühlten Bier nicht mehr los werden.
Ein Hungernder, der sein Bedürfnis nie ausreichend und ohne schlechtes Gewissen stillen darf, wird die Sehnsucht nach einem köstlichen Mahl kaum unterdrücken können.
Die Dämonisierung und Verknappung von sexueller Befriedigung führt zu Frustrationen, Schuldgefühlen und Aggressionen, die in manchen Religionen absichtlich hervorgerufen und dann schamlos für die eigenen Zwecke ausgebeutet werden.
Wäre es uns erlaubt unsere natürlichen sexuellen Bedürfnisse in der Selbstverständlichkeit zu befriedigen, wie wir das durch Essen und Trinken tun, dann würden die Fragen nach der Art dieser Befriedigung nicht diese Wichtigkeit und Dominanz erhalten, wie es momentan leider der Fall ist.
In manchen Kulturen hat eine Einladung zum Poppen keine größere Bedeutung, als eine Einladung zum Essen.
Sex wirkt entspannend, befriedigend, kommunikativ, verbindend, Aggressionen werden abgebaut und Differenzen werden überbrückt.
Die Frage nach der Monogamie ist in meinen Augen nichts anderes, als die Frage, ob man auch mit Anderen als seinem momentanen Sexualpartner essen, trinken und singen solle.