Bald schon entfernte sich Morgenstern in den
Galgenliedern vom ursprünglichen Thema des Galgens und erweiterte diese um sprachspielerische, oft Dinge verlebendigende, grotesk anmutende Gedichte, die erstmals in der Sammlung
Der Gingganz veröffentlicht wurden. Diese
Galgenlieder geben sich bewusst harmlos, sind dabei aber, von der Forschung oft übersehen, interpretatorisch von doppelbödiger Natur, bedürfen „eines zweiten und dritten Blicks“.
[2] Die in der Forschung wiederholt als literarischer Nonsens verkannten
Humoresken sind nicht bloße Spielerei, sondern, mit den Worten des Dichters gesprochen, „Spiel – und Ernst=Zeug“ [sic].
[3] So besteht etwa
Das große Lalulā aus vordergründig sinnlosen, dabei aber lyrisch-formal konsequent geordneten Silbenketten: Wie in so vielen
Galgenliedern überhaupt wird hier „vor allen Experimenten der [literarischen]
Avantgarde die Sprache selbst zum Anliegen der Dichtung“.
[4] Die komplette Auflösung unserer Sprache treibt Morgenstern schließlich in
Fisches Nachtgesang, das nur noch aus Längen- und Kürzezeichen besteht, als einem „wortwörtlich stumme[n] Protest gegen sprachliche Konvention und geistige Unbeweglichkeit“
[5] auf die Spitze.