AW: Wonnemonat Mai
Liebe Céline,
ich antworte mal nach der Numerierung, da ich bis heute nicht recht begriffen habe, wie man vernünftig einfügt, es sich aber auch nicht mehr lohnt, das noch zu lernen.
zu 1) Räusper, es gibt ja diverse Gründe, warum eine Braut sich übergeben muß, ebenso wie es diverse Gründe gibt, warum eine Frau überhaupt zur Braut wird, ebenso wie es erklärbar ist, daß ein 3, 4, 5 Monatsbaby genausoviel wiegt, wie ein 9 Monate gereiftes...
zu 2) Stimmt. Es geht wirklich um Demut, auch wenn ich alles andere als ein frömmelnder Kirchenmensch bin. Aber anders macht das keinen Sinn. Jedem steht es frei, ob er einen dritten mit in die Ehe läßt bzw. glaubt, zu lassen. Wie gesagt hat sich für mich die Frage nicht wirklich gestellt, denn es ging schlichtweg nicht (primär) um mich.
zu 3) Die Ehe hat eine Schutzfunktion gegenüber dem sozial schwächeren Partner (traditionell die "Hausfrau", mMn. der Hauptgrund, warum früher Ehen besser hielten. Was sollte die Hausfrau denn angsichts der schlimmen sozialen Konsequenzen früher tun, wenn ihr Gatte sich mit anderen vergnügte? Heute tritt sie ihm zwischen die Beine und geht und das ist ja auch gut so).
Rein juristisch gesehen besteht trotzdem kein zwingender Grund zum Heiraten, alles könnte auch vertraglich ausgestaltet werden, ohne Trauschein. Die Ehe sieht bestimmte Mechanismen und Rechtsfolgen per Gesetz einfach vor und bietet daher natürlich ein gutes Grundgerüst.
Die echten "Eheverträge" übrigens machen idR. entweder für den reicheren Partner Sinn (dann sind sie mit Vorsicht zu genießen) oder sie sind darin begründet, daß beide Partner wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen (dann nachvollziehbar, allerdings mit der Frage: Was passiert, wenn der Nachwuchs kommt?).
Übrigens sind die gesetzlichen Regelungen über die Ehe ganz vornehmlich auf den Fall ihrer Beendigung ausgelegt, während die Trauung ja noch von der optimistischen lebenslangen Haltbarkeit ausgeht.
zu 4) Ja, Streß pur, zumal die Trauzeugin meiner Frau einfach nicht an Land kam, sich extrem verspätete (meinen mußte ich bereits Stunden vorher um 6 Uhr morgens am Bahnhof abholen...). Die meisten Komplikationen gab es beim Kuß, der Blitz funktionierte einfach nicht, und so wurde geküßt und geküßt und geküßt, bis es dann blitzte. Danach gingen wir im kleinen Kreis schick essen, nachher wurde der Garten hergerichtet und abends haben wir in einer Kneipe verbracht, bevor es dann einen Tag später zur kirchlichen Trauung kam, die weitaus stressiger verlief, zumal einige Zimmer fehlten und ich Schwierigkeiten und stundenlange Überredungskunst nötig hatte, meine Schwiegermutter davon zu überzeugen, zwei für sie völlig unbekannte Jungen im Alter von 12 - 15 Jahren für eine Nacht in ihrem Haus unterzubringen. Zudem mußte ich Luftmatrazen per Mund aufpumpen und das Lager herrichten, während unten grfragt wurde, wo eigentlich der Bräutigam die ganze Zeit stecke. Es folgte die Flucht in die Fotosession, nur weit weg...mit zwei Freunden, die das übernahmen. Lustig war auch der Vormittag, als ich den Strauß im Blumenladen abholen mußte und mich dabei erdreistete, dazu an einer langen Schlange Frauen einfach vorbeizuspazieren, ich wäre fast erschlagen worden...erntete dann aber ein breites und wohlwollendes Lachen der vielen Damen als ich sie in einem aufsehenserregenden Plädoyer um Mitleid anflehte.
Eigentlich hat mir der Tag der "Standesamtlichen" besser gefallen. Übrigens geschah alles Ende April, also erst kurz vorm Wonnemonat.
zu 5) Mir fällt auch keine ein.
zu 6) Nun ja, ich bin halt Anwalt und lebe indirekt davon.
Trotz allem Hin und Her, was die Trauung betrifft, stimme ich Dir zu. Die Kunst liegt doch vielmehr in der Fähigkeit, sich auch nach mehreren Jahren noch zu beobachten und für einander zu interessieren. Und lachen zu können. Darin liegt wirklich etwas heiliges. Finde ich jedenfalls.
Liebe Grüße
Zwetsche