AW: Wonnemonat Mai
Hi Céline!
Ein nettes Thema!
Erst wollte ich es großräumig umfahren, aber in fast allen anderen Themen kommt einem eine Kutsche (oder abgegangene Räder *lool*) auf der falschen Spur entgegen. Also ging ich in mich und fand einige Aspekte zum Thema Wonnemonat Mai.
Zeili hat wie schon so oft, den erdigen Aspekt eingebracht: Mai, die Bäume schlagen aus,
die Hormone beginnen zu hüpfen,
man verliert die Kontrolle, alles geht kreuz und quer und drunter und drüber, und ja, wo kämen wir denn da hin, Ordnung muss sein, und wenn schon dann richtig, die Kinder wollen schließlich wissen, wer ihr Vater ist und ob sie dermaleinst selbst arbeiten müssen oder nur zu erben brauchen.
Die Bank tut sich auch leichter mit Bürgschaften für ein Immobiliendarlehen, wenn sie auf zwei Personen zugreifen kann, im Fall des Falles. Ja sogar schon Vermieter von hübschen Wohnungen meinen, sich in die Familienplanung einmischen zu müssen. Keine Ehe? Wehe, wehe!!
Aber Ernst beiseite, es geht doch inzwischen um einen lukrativen Wirtschaftszweig. Heiraten ohne einen Hochzeitsarrangeur oder wie das heißt, geht ja schon fast nicht mehr. Da gibts stapelweise Hochglanzmagazine für Heiratswillige, wo genau drin steht, was unbedingt zu einer richtigen Hochzeit gehört. Und da kommt meiner Meinung nach auch die Notwendigkeit der Hochzeiten von Promis ins Spiel. Denn so wie die Dings und der Bums, so möchte dann jeder mindestens, wenn nicht gar so wie die Mausi und der Schnucki. Für die Promis ist die eigene Hochzeit ja eher ein PR-Event, wenigstens wird sie so aufgezogen.
Aaaaaber, es gibt ja auch noch andere Aspekte. Das rein formelle, der Ehevertrag, den man auch unterschreibt, die beiden, die sich etwas versprechen und dazu die Zeugen. Ein Vertrag bedarf nun mal eine amtliche Beglaubigung, damit man hinterher auch die Einhaltung einfordern kann. Gell Zwetsche! 
Ich hab damals, als ich zum Standesamt ging, mit meinem Eheliebsten nur das Minimalprogramm gebucht. Feierliche Musik aus der Konserve des Standesbeamten, der sofort abgedreht hat, als er sah, dass wir nur zu viert waren: Brautpaar und Trauzeugen. Noch dazu in ziemlich unhochzeitlicher Kleidung, mein Liebster hatte sich nicht einmal extra einen neuen Anzug geleistet. Wir verzichteten auch auf Ringe, dafür luden wir unsere zwei Kinder auch zum Hochzeitsessen ein, das wir im Gastgarten eines Wirtshauses in der Nähe unseres Domizils einnahmen.
Ich gestehe, meine Mutter war eine Zeit lang etwas wortkarg, als sie nach 2 Wochen zufällig von meiner Hochzeit erfuhr. Aber das war sie aus anderen Gründen auch öfter, also kein Drama.
Der Anlass war eine Wohnung, die wir nur bekamen, weil wir heirateten, und als Verstärker die Absicherung der Kinder. Denn bis dahin stand damals regelmäßig die Fürsorgerin vom Jugendamt auf der Matte um sich zu vergewissern, dass die armen Kinder nicht vernachlässigt werden, bei so schlampigen Verhältnissen. 
Inzwischen sind allerdings 35 Jahre vergangen, es hat sich vieles geändert, vor allem die Stellung der Kinder im Vergleich ehelich zu unehelich.
Zuletzt möchte ich aber noch erwähnen, dass sich auch meine Haltung zum Thema Ehe verändert hat. Jeder Mensch wurde durch Erfahrungen in der Kindheit geprägt, damit muss er sich dann für den Rest seines Lebens auseinandersetzen. Manche brauchen eben das Gefühl, dass sich beide Partner bewusst und ernsthaft füreinander entscheiden. Vor Zeugen und nachweisbar. Nicht um später auf Einhaltung zu pochen, als vielmehr sich selbst an eine Zeremonie zu erinnern, die einen tief berührt hat. Da ist etwas im Herzen bewegt worden, das vergisst man nicht so schnell.
Ich glaube, Céline, du meinst, dass man dazu weder einen Priester noch einen Standesbeamten braucht. Ich brauche das auch nicht, aber es sieht so aus, als ob sich viele selbst mit der offiziellen Zeremonie absichern wollen, weil sie fürchten, so ein Versprechen sonst nicht durchzuhalten.
Ein bisschen Romantik und Brimborium finde ich ganz nett, aber die ganze Geschichte ist ein Vertrag, das sollte man halt nicht vergessen, vor lauter klebrigem Zuckerguss. Aber - jedem das Seine!
