liebe rhona
ich kenne einen kleinen jungen, 19 jahre ist er alt, zu studieren hat er gerade angefangen und furchtbar erwachsen kommt er sich vor - er hat sich wiedergefunden in deiner geschichte, denn auch er trauert wegen seiner fehler bei menschen, die er nie wieder sehen wird, die auf immer weg sind
heute noch kommen ihm dieselben gedanken wie vor einigen jahren - blind war er, zu früh hatte er aufgegeben und als er es begriff, war es schon längst geschehen, da war es schon zu spät
es war geschehen, die person war weg und er war geblieben
und er musste lernen mit seiner vergangenheit zu leben
wie er das heute noch schafft weiß er selber nicht, er weiß nur, dass es einen gedanken gibt, der ihm manchmal hilft:
er stellt sich vor, aus der vergangenheit gelernt zu haben
indem er beschließt es in zukunft anders zu machen - und sich auch daran hält - findet er trost
immernoch erkennt er fast täglich aufs neue, dass die fehler, die er gemacht hat und die folgen daraus nötig waren, vielleicht sogar - aber das traut er sich bis heute nicht laut auszusprechen - in gewisser hinsicht gut
ohne diese ereignisse hätte er sein handeln wahrscheinlich niemals begriffen - er würde heute vielleicht sogar immernoch genauso handeln, immer wieder aufs neue seine fehler wiederholen - und das schlimmste: es nichtmal begreifen
manchmal, wenn er vor der tür steht und dabei ist, das haus zu verlassen, hält er inne:
er denkt an die vergangenheit - er weiß, dass er daraus gelernt hat
und sollte sich das schicksal entscheiden ihn in dieselbe situation noch einmal zu bringen, so wüsste er sich dieses mal nichts vorzuwerfen - denn er hätte richtig gehandelt