Ich kenne, da zufällig eine ganz ähnliche Geschichte:
Es war aber (anders)
eine Mutter und eine Tochter.
Die Mutter war Ärztin, eine gute noch dazu,
leider zu gut. Sie wollte den Patienten immer die Fürsorge geben, die über ihre Bezahlung hinausging. Eine Fürsorge, die bedeutete sich für andere so auf zu opfern, dass die Patienten das wirklich Nötige und Mögliche bekommen. Doch die Umstände sind nun einmal so, dass sich genau diese Behandlung nicht ausgeht, dreht und wendet man es, wie man will. Für die gute Frau und Mutter war das zu viel.
Die Tochter, die nichts davon wusste, zumindest nicht genug wusste, war einfach nur Tochter. Sie war eine außerordentlich kluge Tochter und sie war stark. (Stärke wird immer anders, immer mehr gefordert als Schwäche.) Der Lauf der Dinge kam so, dass die Mutter erkannte, sie konnte nicht die Ärztin sein, die sie sein wollte. Nicht weil ihr die Fähigkeiten gefehlt hätten, nein, fähig wäre sie gewesen. Nur ist die Gesellschaft so eingerichtet, dass für die Schwachen, Armen und Kranken oft das Schlechteste bleibt. Die sensible und ehrgeizige Frau wollte das nicht hinnehmen und so musste sie darunter leiden, bis es ihr zu viel war. Der Verlust des Mannes, die Schwierigkeiten bei der Arbeit, der Wunsch Vater und Mutter zu sein. Es war zu viel.
Die Tochter machte sich Vorwürfe, obwohl sie irgendwie wusste, dass wenn der Lauf der Dinge es anders gewollt hätte, wäre es auch anders gekommen. Ist es aber nicht.
Alles muss einen konkreten Grund haben, sowie die Tochter erkennt, dass sie sich selbst nicht schuldig fühlen wird, wenn sie anderen die Schuld vergibt. Jede Schuld wird man sich selbst vergeben können, die man anderen vergibt. Das weiß sie und sie weiß, dass es immer einen Ort geben wird, wohin sie kann.