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Auf Thema antworten

lilith, genau darum ist es mir ja gegangen,

die Notwendigkeit einer solchen Unterscheidung in Erinnerung zu rufen.



Zum zweiten Teil möchte ich noch zwei Punkte bemerken.


Der erste Punkt ist, dass die emotionale Entwicklung eben nur dann wie beschrieben verläuft, wenn das Kind

regelmässig, oder zumindest ungewöhnlich häufig, die Signale aus dem Umfeld falsch interpretiert.


Missverständnisse sind bei Kommunikationsakten zwar nicht gerade selten, aber bei "stimmiger Begleitmusik"

werden sie sehr schnell neutralisiert.


Bei der beschriebenen Entwicklung wäre demnach der Frage nachzugehen, warum diese Fehlinterpretationen

so lange unentdeckt und wirksam bleiben.



Der zweite Punkt zielt auf die Diagnose "Gefühlstaubheit" durch einen Beobachter ab,

bei der anscheinend eine bestimmte Norm-Gefühlsstärke unterstellt wird,

eine Art Norm dafür, was in einer bestimmten Situation denn gefühlt zu werden hat.


Bei solchen Normierungen beschleicht mich der Verdacht, dass die Verschiedenheit der Menschen hinsichtlich

ihrer angeborenen Antriebs- und Gefühlsprofile zu wenig berücksichtigt wird, dass das Spektrum des Normalen

zu eng gefasst wird.



Über die Auswirkungen einer bestimmten Erfahrung auf die Entwicklung der Gefühlswelt eines anderen Menschen

können wir meiner Meinung nach keine verlässlichen Vorhersagen machen,

weil dazu die Menschen sowohl hinsichtlich ihrer angeborenen Antriebs- und Gefühlsprofile

als auch hinsichtlich ihres bisherigen Erfahrungshintergrundes zu stark verschieden sind.


Wir können bestenfalls einige Faktoren herausschälen, die  mit hoher Wahrscheinlichkeit 

mit einer bestimmten Stärke in eine bestimmte Richtung wirken.


Für die Erziehung eines Kindes gibt es eben kein allgemeingültiges detailliertes Erfolgsrezept,

ganz zu schweigen von einer Erfolgsgarantie.


Vielleicht ist ja doch was dran an dem weit verbreiteten Gerücht, dass gerade Pädagogen und Psychologen

häufig mit ihren eigenen Kindern ernste Probleme haben. Vertreter dieser Berufsgruppen sind ja am stärksten

der Versuchung ausgesetzt, zu eng gefasste Normvorstellungen von der Emotionalität zu entwickeln, sich als

Gefühlsvermessungstechniker beim Vermessen ein klein wenig zu vermessen und dann vermessen genug zu sein,

die Diskrepanz zwischen Messergebnis und eigener Normvorstellung dem Prüfling anzulasten.  ==> *ratlosbin*



Den Aussagen des vorletzten Absatzes kann ich wieder weitgehend zustimmen.

Auch ich habe den Eindruck, dass es sehr vielen Menschen anscheinend wesentlich wichtiger ist,

jederzeit "richtig" zu funktionieren, als sich wohl zu fühlen.



Das musste auch einmal gesagt werden.


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