• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Auf Thema antworten

Hallo Neugier!


Da vermischen sich mMn zwei verschiedene Themenkreise miteinander. Bei einem geht es um die Fähigkeit, Gefühle richtig zu benennen, beim anderen um das Erlernen von Spielregeln (was ist richtig und falsch) in der Gefühlsäußerung.


Zum Thema „Wie heißt das was ich da spüre, welchen Begriff gibt es dafür, meint der andere dasselbe wie ich, wenn ich diesen Begriff verwende“ : Da kann ich dem zustimmen, was du geschrieben hast.


Ja, ein Kleinkind redet meistens nicht darüber, wie es sich fühlt, es drückt Gefühle unmittelbar aus. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)


Der zweite Teil der Geschichte ist das, was ich ursprünglich damit gemeint hatte. Ich wollte damit erklären, wie es zu dem Umstand kommt, dass Gefühle gar nicht erst gefühlt werden. Dieses NICHT FÜHLEN ist Ursache der Verwirrung und des NICHT ARTIKULIEREN KÖNNENS, was mit mir los ist.


In der guten Absicht, dem Kind das erwünschte Verhalten beizubringen, entsteht durch das korrigierende Eingreifen der Mutter oder eines sonstigen Erziehers beim Kind permanent der Eindruck, „So wie ich etwas aus mir heraus tun will, so ist es falsch“. Da das Kind alles was ihm widerfährt persönlich nimmt, speichert es „Ich BIN falsch“. Die Mutter hat immer recht, also muss das Kind aus seiner Sicht im Unrecht sein. Und das hat Auswirkungen auf sein zukünftiges Verhalten.


Die unangenehme Erfahrung, immer das Falsche zu spüren führt dazu, dass die Gefühle abgespalten und verdrängt werden. Daraus folgt ein ständiges Überlegen-Müssen, was in einer bestimmten Situation denn üblicherweise gefühlt werden sollte, und das stellt man dar. Wie ein Schauspieler seine Rolle spielt, mit dem Unterschied, dass der Schauspieler weiß, dass er nur darstellt, der Mensch der so handelt, glaubt, es geht nur so, weil er sich durch den Mechanismus des Verdrängens, der ja in frühester Kindheit stattfindet, nicht mehr erinnert, dass da mal etwas anderes war.


Diese Gefühlstaubheit kann in verschiedenen Auswirkungsgraden auftreten. Es gibt Menschen, die spüren wirklich gar nichts, bei manchen tritt das nur in bestimmten Situationen auf, z.B. in Beziehungen, die zu einer Partnerschaft führen könnten. Oder nur im geschäftlichen Bereich.

Je nachdem, in welchen Bereich die „Familienmuster“ stärker wirksam waren. 


Ich glaube, jeder kennt Menschen, die sehr beherrscht und kontrolliert durchs Leben gehen, denen kein spontaner Ausrutscher passieren könnte. Menschen die sich nicht wirklich entspannen können, weil sie immer alle Sensoren auf Empfang ausrichten müssen, um ja immer „richtig“  reagieren zu können. Auch solche, die sich nicht entscheiden können und solche, die sich an allem schuldig fühlen, gehören dazu, weil sie glauben, die Erwartungen aller anderen erfüllen zu müssen. Wenn man in sich nichts spürt, braucht man immer die anderen zur Orientierung. Es ist ein Leben voller Angst, die aber als Angst gar nicht wahrgenommen wird, WEIL MAN NICHTS SPÜRT!


Das ist jetzt ziemlich lang geworden, aber hoffentlich kommt das jetzt auch rüber, was ich meine. Es ist mMn das Verhalten einer ziemlich großen Gruppe von Menschen in unserer Gesellschaft. Da werden Therapeuten und Berater (und was weiß ich noch wer aller) noch ein Weilchen ein reiches Betätigungsfeld  haben. Denn irgendwann kommt fast jeder drauf, dass zum Leben, wenigstens im privaten Bereich, mehr gehört als die Erwartungen der anderen zu erfüllen.


herzlich

lilith


Zurück
Oben