Ich kann das mit meinen 53 Jahren bestätigen, wobei ich diese Achtsamkeit nach innen schon auch Selbstliebe nennen würde (spontane Interessens- und Wunschbefriedigungen müssen durchaus zurückstehen), und vor allem halte ich die Zugewandheit auch zum eigenen Körper für unverzichtbar, ob nun durch Yoga, Tanzen, Sport, zelebrierte Körperpflege o.ä.
Mit zunehmendem Alter wird das Wissen um die eigene Komplexität immer größer, so dass die Erwartung, von anderen wirklich gesehen und verstanden zu werden sich langsam verabschiedet und einer großen Befreiung Platz macht, weil die Reduktion oder gar das Hineinpressen in einengende Rollen durch die Wahrnehmung und das niemals gänzlich unterdrückbare Eigeninteresse des Gegenübers seine Macht verliert.
Gleichgültig ist mensch aber trotzdem nicht gegenüber seiner Umgebung, eine freundliche, ausgelassene, an Inhalten interessierte Atmosphäre bleibt dem eigenen Wohlbefinden sehr viel zuträglicher als eine von permanentem Streit oder Gehässigkeit geprägte. Und Wärme, Wertschätzung und Einigkeit tun weiterhin gut, nur ist mensch mit diesen Bedürfnissen eben nicht mehr auf bestimmte Personen fixiert.
Beruhigend auch, dass die Verbundenheit aus prägenden Zeiten keiner ständigen Liebesbekundungen mehr bedarf, um verlässlich zu sein, sondern ganz im Gegenteil viel Freiraum und Distanz verträgt.
Eine Gesellschaft, in deren Mitte es nur noch vernetzte Subjekte und keine Abhängigkeitsverhältnisse mehr gibt empfinde ich als eine lohnenenswerte Vision. 