Hallo Dextra,
bin dir sehr dankbar für deinen deutlichen Hinweis auf aktive bzw.passive Toleranz. Auch wenn ich den Begriff als solchen stark hinterfrage: er sollte nur mit diesen wesentliche Nuancen angewendet werden, wenn man über Toleranz spricht.
Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass die Nähe, die Vernetzung, etc., eigentlich uns erlauben sollten, die Schwellen der Toleranz leichter zu überschreiten. Natürlich sagst du: "um so geringer muß die Toleranzschwelle sein". Also ein Idealfall, bzw. eine Bedingung sine qua non, um das Miteinander überhaupt zu ermöglichen. Sollte ich den Satz falsch verstanden haben, bitte lass es uns wissen. Nun, der Idealfall und die Realität sind weit voneinander entfernt, ich denke, dass die Angst vor dem Umbekannten, Fremden, uns eher Grenzen errichten lässt.
Meiner Meinung nach legt "man" nicht bewusst, die Lunte an einem Pulverfaß, aber die Politik vergisst, wie immer, dass große Umwälzungen nicht betrieben werden können, ohne die Psychologie der Menschen mitzuberücksichtigen. Natürlich kann man der Gesellschaft etwas aufobtruieren - aber wird sie das auch verkraften, akzeptieren auf Dauer?
Denn hier geht es immer wieder um die Grenzen der Toleranz, und die kann man einer Gesellschaft nicht diktieren.
Kurz - aber nicht wesentlich - zurück zum Begriff der Toleranz in Zusammenhang mit dem berühmten Satz Friedrichs den Großen. Es war natürlich ein neuer Gedanke in der Zeit, aber schwingt nicht auch Indifferenz da mit?
Übrigens änderte Goethe seinen erst positiven Gedanken zur Toleranz im laufe der Zeit - und sagte, dass Toleranz auch Menschenverachtung sei.