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Das mit der Privatversicherung als Beamter ist auch so eine Sache (ich spreche nur für die Situation in DE). Ich war die längste Zeit meines Lebens in normaler Kasse versichert und eigentlich immer zufrieden (von Zahnersatz abgesehen) mit den Leistungen und der Behandlung. Zwar wurde ich auch schon falsch behandelt als Kind (eine große Narbe am Körper zeugt heute noch davon), aber das passiert - niemand ist perfekt.


Zum Thema: Leider musste ich nach der Verbeamtung in die private KV wechseln, alles andere ergibt für Beamte (jedenfalls nach derzeitigem Stand, vielleicht ändert sich das auch mal, Bestrebungen sind jedenfalls im Gange) schlicht und ergreifend keinen Sinn. Der Staat gewährt nur dann 50% Beihilfe, wenn man privatversichert ist. Früher konnte ich einfach mein Kärtchen abgeben und der Rest wurde hinter den Kulissen erledigt. Heute bekomme ich eine fette Rechnung (in der Regel die Höchstsätze) nach Hause geschickt und muss mir das Geld mühsam zurückholen. Es kann durchaus vorkommen, dass Kosten nur teilweise oder gar nicht erstattet werden und man bei Ärzten Beschwerde wegen den Abrechnungen einlegen muss, da die Sätze laut privater Kasse zu hoch angesetzt seien etc.


Ein Schnäppchen ist die private Kasse auch längst nicht mehr für Beamte. Die Kosten liegen inzwischen um die 400-500 Euro monatlich, wenn man neu beitreten muss und ggf. wegen Vorerkrankungen Risikozuschläge aufgebrummt werden.


Der Witz ist: Wenn ich keine Kosten über ein Jahr geltend mache, bekomme ich zwei Monatsbeiträge erstattet. Faktisch heißt das, dass man bis zu einem gewissen Betrag (eben alles unter ca. 800 Euro) in der Regel alles komplett selbst zahlt. Es würde sich nicht lohnen, die Kasse anzusprechen, da die "Belohnung für Wohlverhalten" (so nenne ich es lakonisch-ironisch) entfiele. Faktisch gehe ich nur noch ungern zum Arzt, seit ich privatversichert bin. Mich schreckt einerseits die Bürokratie und andererseits die selbst zu tragenden Kosten.


Was ist mit den häufig vermuteten Vorteilen der Privatversicherten? Gebracht hat es mir gefühlt noch gar nichts. Ich wurde z.B. mehrfach von Ärzten wegen Überbelegung abgewiesen nach Umzug, denen war es offenbar völlig gleichgültig, ob ich privat oder sonstwie versichert bin. Bei meiner Frau hat nach der Geburt der Chefarzt kurz ins Zimmer geschaut, was direkt mit mehreren hundert Euro auf der Krankenhausrechnung quittiert wurde. Das musste sie witzigerweise selbst zahlen, da ein Formular (unglaublicher Papierkram!) nicht ordnungsgemäß irgendwann bei der Beihilfe abgegeben worden war, wo man die Übernahme der Chefarztkosten erstattet bekommen hätte.


Im letzten Jahr habe ich für eine Vorsorgeuntersuchung 600 Euro selbst bezahlt und nichts eingereicht. Wozu auch: Ich hätte das ja direkt wieder abgezogen bekommen von der "Wohlverhaltensbelohnung" (siehe oben).


Auch sonst finde ich das Prinzip der Privatversicherung ätzend und unsozial. Es ist für mich eine Bürde des Beamtenstatus. Ich sehne mich nach meiner Zeit als Kassenpatient.


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