Es kommt wohl sehr darauf an, wie stark "die" Religion vom jeweiligen Individuum internalisiert wurde. Vor allem sind Menschen, die der gleichen Religion angehören, dennoch unterschiedlich stark von ihr geprägt. Sowas lässt sich, m. E., nicht verallgemeinern.
Angehörige einer Religion unterliegen (im Idealfall) einer Rückbindug an eine Gottheit und einer entsprechenden Einbindung ins Sozialleben, je nach dem, welche Verhaltensregeln (z. B. die 10 Gebote) vorgeschrieben werden.
Geht man von diesem Idealfall aus und nimmt man zusätzlich an, dass Menschen leere Gefäße sind, in die man nur religiöse Vorschriften füllen muss, um ein angemessenes Resultat in Form eines dem religiösen Kontextes entsprechenden Verhaltens zu generieren, dann wird ein Mensch sich entsprechend der differierenden Parameter des religiösen Habitus' verhalten. Das ist aber, m . E., unrealistisch und in der Welt empirisch nicht nachweisbar.
Daraus folt, dass man nicht pauschal sagen kann, dieser oder jener würde weniger aggressiv sein, wenn er nur einer anderen Religion anghöre. Agression ist ein Affekt, der sich nicht primär aus einer Überzeugung oder sonstiger Verinnerlichung speist. Es ist ein genuin menschliches Reaktionsmuster. Es gehört zu unserer Natur. Beim einen ist es stärker, beim andern schwächer ausgeprägt. Mit mehr Bewusstheit kann man dem gegensteuern, aber das ist ein anderes Thema.