Ohne jetzt mich fachwissenschaftlich zu verbreitern: eine Gegenfrage: Warum soll Geschichtsschreibung objektiv sein? Sie ist immer - sogar bei der Berücksichtigung der gleichen Faktenwahrheit - vom Weltbild des Verfassers geprägt; sei es ein mittelalterlicher Mönch, der Annalen verfasste, sei es ein neuzeitlicher Historiker. Und es soll dieses, sein Weltbild - diese spezifische Sicht der Welt urteilend festigen
Das wissen die modernen Historiographen auch und versäumen in wissenschaftlichen Werken nie, die Gegenpositionen anzuführen - zum Teil natürlich mit heftigen Polemiken.
Also: Warum soll Historiographie objektiv sein ? Was verstehst Du überhaupt unter Objektivität in den Geisteswissenschaften? Dieser Begriff ist an sich philosophisch veraltet - nebenbei bemerkt. Spätestens die Neurobiologieerkenntnisse haben gezeigt, dass dieses Idealkonstrukt nur eine Schimäre ist.
Da schweige ich von den offensichtlichen Machtbeklatschern, die jede Diktatur sich hält. In der SU wurde alle paar Jahre eine neue " Plattform" vom ZK bestimmt, die die Erklärung der Welt aus historischer Sicht für alle SU-Bürger " gleichschaltete. Immer wieder irgendwie neu 
Nur " nicht objektive" von verschiedenen AutorInnen verfasste Geschichtsschreibungen, die jedem Leser zugänglich sind, ermöglicht dem Interessierten ( Fachwissenschaftler und Laien), sich so etwas ähnliches, wie ein komplexeres Bild des beschriebenen Gegenstandes zu machen. Und sogar die Faktenwahrheit ändert sich mit jeder neuen Quelle: Stichwort: Ötzi - neuer Fund - neue Einsichten!
Gerade Geschichte erzieht schon methodologisch zur Toleranz.
Marianne