AW: Wie nehmen wir die Kinder wahr?
Hallo!
Den Beruf "Pädagoge" gibt es nicht, wenn man von Spezialrichtungen absieht (Heilpädagogen, Sozialpädagogen). Der Begriff wird im allgemeinen Sprachgebrauch (z.B. im Duden) sehr wohl speziell auch für Lehrer verwendet. Nicht nur, weil Pädagogik Bestandteil ihrer Ausbildung ist, sondern weil Schul-Pädagogik ein unvermeidbar tägliches Element in der Lehrertätigkeit ist und sein muss (nicht nur hie und da).
Wenn etwa der Lehrer bei einer Gruppenbildung überlegt, ob oder inwieweit er frei "demokratisch" wählen lassen soll oder ob er Außenseiter gezielt integrieren soll/muss/kann, ist das alltägliche Pädagogik "am Rande".
"Pädagoge" ist so gesehen vielmehr eine Tätigkeit und Funktion in einem Beruf. Debatten in dieser Richtung halte ich daher eher für tendenziös, oft mit gewissen Absichten oder Hintergründen.
Schulpädagogik ist aber nicht gleich Erziehung im engeren Sinn. Darin liegt eines der Hauptprobleme im heutigen Schulsystem. In unserem Schulsystem (das gilt wahrscheinlich auch für D) ist die Kindererziehung nicht vorgesehen, weder in der Lehrerausbildung, noch in den Inhalten (Lehrplan) noch in der Zeit (Stundenplan). Nachmittagsbetreuung kann niemals die Lösung sein, die Ganztagsschule wäre ein überlegenswerter Ansatz, vielleicht.
Eben das, die Kindererziehung, wird aber heute mehr denn je von der Schule gefordert und wenige wollen offenbar eingestehen, dass das gar nicht funktionieren kann, mit diesem Schulsystem aus der Zeit Maria Theresias. Aus solcher Hilflosigkeit werden Prügelknaben konstruiert und wirkungslose Kurzzeitmaßnahmen als geniale Lösung angepriesen, nicht selten bloß aus einem Anlass heraus (Verhaltensproblematik, Amokläufe, Budgetnöte usw.).
lg
Andreas