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Das, denke ich, ist tatsächlich der entscheidende Punkt.

  • Was ist eine illusionäre und was eine wahre Entscheidung

In einem deterministischen Universum kann nichts entscheiden werden, denn der Lauf der Dinge liegt von Anbeginn fest. Es ist (wie bei Bieri) ein widersinniger Gebrauch des Wortes "Entscheidung", wenn dort von freier Entscheidung gesprochen wird, wo nicht zu entscheiden ist, wo alles bedingt ist und längst feststeht. Wenn die Zukunft nicht offen ist, gibt es nichts zu entscheiden. Es spielt dabei keine Rolle, ob mir die Zukunft bekannt ist. Es kommt nur darauf an, ob sie offen ist oder nicht.


Das bedeutet dann aber, dass der perspektivische Gegensatz von innen und außen, der für das gegenwärtige Erleben von so zentraler Bedeutung ist, für das Zukünftige nicht in derselben Weise gegeben sein kann. Fast möchte ich sagen: das Vergangene ist das Gesetzmäßige, das Gegenwärtige das perspektive Gegensätzliche, das Zukünftige das Offene. Entscheiden kann ich daher nur in Richtung auf Zukünftiges, nicht in Richtung auf bereits Vergangenes. Diese fundamentalen Bestimmungen unserer Zeitlichkeit übergeht Bieri gänzlich. Ihre Bedeutung für die Frage nach der Willensfreiheit ist ihm entgangen.


Eine illusionäre Entscheidung wäre, um im Bild zu bleiben, eine Entscheidung, die Vergangenes betrifft. Ich kann mir die Illusion erschaffen, die Vergangenheit war genau so, wie sie war, weil ich sie so wollte. Es war meine Entscheidung. Genau diese Art von illusionärer Entscheidung projiziert Bieri nun auch auf das Zukünftige. Die Zukunft kommt, wie sie eben kommt, aber es ist meine illusionäre Entscheidung, dass sie so kommt. Meine Entscheidung beeinflusst Zukünftiges ebenso wenig wie Vergangenes. Sie ist eine Illusion.


Eine wahre oder freie Entscheidung ist dagegen eine, die Mögliches verwirklicht, die eine noch offene Zukunft in einer bestimmten Weise gestaltet. Die Offenheit der Zukunft muss auch ontologisch gedacht werden. Ein bloßes Nichtwissen, was kommt, ist unzureichend.


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