Sinnsuche
Tja fusselhirn, ich glaube wir haben dich schon verstanden, nur scheint es dir schwer zu fallen den genannten "Sinn" anzunehmen. Es gibt keinen absoluten Sinn außer dem, was auch Matrus schön ausgeführt hat, daß etwas existiert. der Sinn liegt in der Existenz selbst.
Das Bedürfnis nach einem Sinn ergibt sich aus der Evolution des Menschen, der ein ausgeprägteres Ich-Bewußtsein erhalten hat und nun vor allem mit der gewonnenen Freiheit und der vermeintlichen Sinnlosigkeit seiner eigenen Existenz nicht mehr zurecht kommt. Der Mensch hat zunehmend seine Einordnung verloren und sieht sich nicht mehr als Teil des Ganzen. Er sieht sich als etwas Besonderes und damit irgendwie außerhalb der Natur, zu der er nunmal aber gehört. Erich Fromm bezeichnet dies als "freak of the universe" und zeigt in seinen Büchern (Escape from Freedom, Man for himself etc) auf, wie diese Hoffnungslosigkeit zu unseren inneren Zwängen, Psychosen und Verzweiflungen führt.
Darauf aufbauend: Die Sinnsuche allein ist schon ein Problem des Menschen. Und er will auch nur akzeptieren, was ihm genehm ist, das also, was ihm die Hoffnung gibt eben nicht so ein unbedeutender Bestandteil des ganzen zu sein. darin liegt das Problem.
Schau dich doch mal um. Welchen Sinn hat der Regen, der Sturm, die Sonne? Welchen Sinn hat die Biene, der Hund oder der Vogel? Entferne dich einmal vom Menschen, denn wir alle neigen in unserer abendländisch christlichen Auffassung allzu sehr dazu, uns viel zu wichtig zu nehmen.
Alles dient dem Gesamtsystem und wir sehen ganz schnell, was passiert, wenn man ein Biotop verändert, wenn man das System in sich stört. Schon wenn man den Hai ausrotten würde, wäre das Meer nicht mehr das was es ist. So gesehen hat alles einen Sinn. Eben nur nicht den, den du haben willst.
"Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft" ... "Du nennst dich einen Teil und stehst doch ganz vor mir?" ... "Bescheidene Wahrheit sprech ich dir. Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt, gewöhnlich für ein ganzes hält ..." (Goethe, Faust, 1333 ff).
Die Philosophen dieser Welt haben uns den Weg bereits gezeigt, doch die Religionen versuchen uns ins Göttliche zu heben. "Ein wenig besser würd er leben, hättest du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben" (Faust 285 ff).
Daneben kann ein jeder seinen eigenen Lebenssinn entwickeln, das also, was du erreichen willst, das was du persönlich für dich als Aufgabe in Anspruch nimmst. Dabei ist nur zu bedenken, daß es eben DEIN Sinn ist und du keine Übereinstimmung mit anderen zu erwarten hast. So lebte Mutter Theresa nach ihrem Sinn genau so wie Gandhi das getan hat. So gesehen bieten die Religionen wieder einige Ansätze, die zur persönlichen Sinnfindung gut geeignet sind. Aber, es bleibt der persönliche Sinn und wenn andere in anderen Kulturen genau das Gegenteil tun, dann muß dich das nicht entmutigen.
Und der eigene Sinn ist so verbindlich wie ein universeller Sinn. So kann die Menschwerdung auch zu einem sinnvollen Leben führen, von Sinn getragen sein und das Individuum muß auch keine Angst haben "auf das falsche Pferd zu setzen". Letztlich helfen uns auch die Ideen Plato's weiter und die Idee der universellen Werte.
Sobald wir aber damit beginnen unseren persönliche Sinn mit dem universellen Sinn zu verwechseln, dann sind wir bei Osama bin Laden, den Kreuzzügen und der Inquisition.
Alle sollen so denken wie ich, damit ich mich sicher fühle und keine Angst mehr habe. Dann bin ich mir sicher. Ist das wirklich so?
Glaube an dich und deinen Sinn. Hinterfrage deine Ziele und höre nie auf ein Mensch zu werden. Hierzu ein Klassiker zum (nochmals) aufmerksam lesen und verstehen: Hermann Hesse, Demian.
Gibt dir das ein paar Ideen zum weiterdenken?