Wie ich an der Bar eines Erfurter Inter-Hotels für einen Stasi-Spitzel im Gewande eines hessischen BND-Agenten gehalten wurde, obwohl ich doch nur ein einfacher badischer Waldbaum war.
Ich reiste damals zu Pfingsten 1977 ganz allein als Einzeltourist in die DDR. Das war eher unüblich. Man reiste in die DDR zu Verwandtenbesuch, als Delegation, oder in einer organisierten Reise-Gruppe. Aber ich kam als einzelner Tourist, mit einem Visum nur für mich allein.
Ich weiß noch, wie ich damals mein Zimmer im Reisebüro buchte. Vor mir wollten alle nach irgendwelchen Badeorten am Mittelmeer und wurden routiniert bedient. Aber als ich sagte, ich wollte nach Weimar, musste mal lange kramen, bis man da einen Reisekatalog dafür fand. Ich konnte dann auch nicht Weimar buchen, weil wegen der Shakespeare-Tage schon alle Inter-Hotels belegt waren. Und so kam ich nach Erfurt.
Ich verband meine Reise mit einem Verwandtenbesuch in der Nähe von Eschwege, damals westliches Grenzland. Wegen der nahen DDR-Grenze war diese Gegend schon recht abgeschieden, fast eine Art Niemandsland, und viele Straßen dort führten nicht von Hessen aus in das thüringische Nachbardorf, sondern ins Nichts.
Ich wollte die GÜST (Grenzübergangsstelle) Herleshausen/Wartha zur Einreise nutzen.Doch als ich morgens von Eschwege aus losfahren wollte, fand ich mein Visum nicht mehr! Ich stellte meín Auto auf den Kopf - aber nichts auch nur entfernt Visum-Ähnliches war zu finden. Mein schönes teures Visum, ohne das man damals nicht von Deutschland nach Deutschland fahren konnte, war weg. Was tun?
Ich konnte mir nur eines denken: Das Visum musste ich wohl in Baden-Baden auf meinem Schreibtisch liegen lassen haben. Also raste ich - so schnell ich mit meinem klapprigen R4 konnte - von Eschwege aus den langen Weg zurück nach Baden-Baden. Aber auch dort war nichts auch nur entfernt Visum-Ähnliches zu finden.
Ich ging ins Reisebüro und fragte, wie es nun aussehe. Das Visum sei mir ja erteilt worden, nur könne ich es eben leider nicht an der Grenze präsentieren. Ob diese Erteilung vielleicht irgendwo gespeichert sei und abgerufen werden könne, so dass ich doch noch nach Erfurt fahren könnte? Ich kam eine abschlägige Auskunft. Ohne sichtbares und greifbares Visum keine Einreise - da seien die Grenzorgane unerbittlich. Inter-Hotel müsse ich aber natürlich dennoch zahlen. So sah’s aus.
Was tun? Ich untersuchte mein Auto nochmal. Und wurde fündig. Das Visum war einfach vom Beifahrersitz abgerutscht und in einen Spalt gefallen, den ich bisher immer übersehen hatte! Große Erleichterung!
So schnell ich konnte, raste ich mit meinen R4 – nun bei Nacht und Nebel – von Baden-Baden aus den langen Weg zum Grenzübergang Herleshausen-Wartha. Etwas kurz nach Mitternacht kam ich an - standesgemäß, wie Spione das so machen. Der Grenzkontrollpunkt war in gleißendes Licht getaucht. Kennt man ja aus Filmen, wie “Der Spion, der aus der Kälte kam!” Und ich hatte tatsächlich was dabei, das ich verheimlichen wollte: Ein paar Adressen in Weimar, die ich mir von einem Schulfreund hatte geben lassen, um auch privat Leute besuchen zu können.Doch wollte ich nicht, dass man diese Adressen in meinen Papieren fand, damit die Leute nicht vielleicht in Schwierigkeiten kommen könnten. So hatte ich den Zettel mit den Adressen in meine Hemdtasche unter den Pullover gesteckt. Doch in einer Art verräterischer Freudscher Fehlleistung strich ich dummerweise genau dann mit der Hand über diese Stelle, als ich einem Grenzorgan der Deutschen Demokratischen Republik gegenüberstand. Und es knisterte.
Sofort kam die misstrauische Frage: “Was haben Sie denn da!”
Na Prosit! Jetzt war wohl wieder mal ein Verhör fällig - mit zusätzlicher Leibesvisitation als Sahnehäubchen. Man gönnt sich ja sonst nix …
Was hätte ich sagen sollen? Hätte ich sagen sollen: “Ach wissen Sie, Genosse Major … die Sache ist so: Ich bin ein Agent des südbadischen Geheimdiensts aus dem südlichen Südschwarzwald und habe hier die geheime Liste meiner geheimen Kontakte in Thüringen versteckt … aber diese Liste dürfen Sie natürlich nicht sehen, Genosse Major … die ist streng geheim … am Ende kämen diese Leute sonst noch in Schwierigkeiten … und das wollen wir doch beide nicht, Genosse Major.“
Hätte ich so sprechen sollen? Oder was hättet ihr gesagt? Jetzt mal ehrlich!
Ich reiste damals zu Pfingsten 1977 ganz allein als Einzeltourist in die DDR. Das war eher unüblich. Man reiste in die DDR zu Verwandtenbesuch, als Delegation, oder in einer organisierten Reise-Gruppe. Aber ich kam als einzelner Tourist, mit einem Visum nur für mich allein.
Ich weiß noch, wie ich damals mein Zimmer im Reisebüro buchte. Vor mir wollten alle nach irgendwelchen Badeorten am Mittelmeer und wurden routiniert bedient. Aber als ich sagte, ich wollte nach Weimar, musste mal lange kramen, bis man da einen Reisekatalog dafür fand. Ich konnte dann auch nicht Weimar buchen, weil wegen der Shakespeare-Tage schon alle Inter-Hotels belegt waren. Und so kam ich nach Erfurt.
Ich verband meine Reise mit einem Verwandtenbesuch in der Nähe von Eschwege, damals westliches Grenzland. Wegen der nahen DDR-Grenze war diese Gegend schon recht abgeschieden, fast eine Art Niemandsland, und viele Straßen dort führten nicht von Hessen aus in das thüringische Nachbardorf, sondern ins Nichts.
Ich wollte die GÜST (Grenzübergangsstelle) Herleshausen/Wartha zur Einreise nutzen.Doch als ich morgens von Eschwege aus losfahren wollte, fand ich mein Visum nicht mehr! Ich stellte meín Auto auf den Kopf - aber nichts auch nur entfernt Visum-Ähnliches war zu finden. Mein schönes teures Visum, ohne das man damals nicht von Deutschland nach Deutschland fahren konnte, war weg. Was tun?
Ich konnte mir nur eines denken: Das Visum musste ich wohl in Baden-Baden auf meinem Schreibtisch liegen lassen haben. Also raste ich - so schnell ich mit meinem klapprigen R4 konnte - von Eschwege aus den langen Weg zurück nach Baden-Baden. Aber auch dort war nichts auch nur entfernt Visum-Ähnliches zu finden.
Ich ging ins Reisebüro und fragte, wie es nun aussehe. Das Visum sei mir ja erteilt worden, nur könne ich es eben leider nicht an der Grenze präsentieren. Ob diese Erteilung vielleicht irgendwo gespeichert sei und abgerufen werden könne, so dass ich doch noch nach Erfurt fahren könnte? Ich kam eine abschlägige Auskunft. Ohne sichtbares und greifbares Visum keine Einreise - da seien die Grenzorgane unerbittlich. Inter-Hotel müsse ich aber natürlich dennoch zahlen. So sah’s aus.
Was tun? Ich untersuchte mein Auto nochmal. Und wurde fündig. Das Visum war einfach vom Beifahrersitz abgerutscht und in einen Spalt gefallen, den ich bisher immer übersehen hatte! Große Erleichterung!
So schnell ich konnte, raste ich mit meinen R4 – nun bei Nacht und Nebel – von Baden-Baden aus den langen Weg zum Grenzübergang Herleshausen-Wartha. Etwas kurz nach Mitternacht kam ich an - standesgemäß, wie Spione das so machen. Der Grenzkontrollpunkt war in gleißendes Licht getaucht. Kennt man ja aus Filmen, wie “Der Spion, der aus der Kälte kam!” Und ich hatte tatsächlich was dabei, das ich verheimlichen wollte: Ein paar Adressen in Weimar, die ich mir von einem Schulfreund hatte geben lassen, um auch privat Leute besuchen zu können.Doch wollte ich nicht, dass man diese Adressen in meinen Papieren fand, damit die Leute nicht vielleicht in Schwierigkeiten kommen könnten. So hatte ich den Zettel mit den Adressen in meine Hemdtasche unter den Pullover gesteckt. Doch in einer Art verräterischer Freudscher Fehlleistung strich ich dummerweise genau dann mit der Hand über diese Stelle, als ich einem Grenzorgan der Deutschen Demokratischen Republik gegenüberstand. Und es knisterte.
Sofort kam die misstrauische Frage: “Was haben Sie denn da!”
Na Prosit! Jetzt war wohl wieder mal ein Verhör fällig - mit zusätzlicher Leibesvisitation als Sahnehäubchen. Man gönnt sich ja sonst nix …
Was hätte ich sagen sollen? Hätte ich sagen sollen: “Ach wissen Sie, Genosse Major … die Sache ist so: Ich bin ein Agent des südbadischen Geheimdiensts aus dem südlichen Südschwarzwald und habe hier die geheime Liste meiner geheimen Kontakte in Thüringen versteckt … aber diese Liste dürfen Sie natürlich nicht sehen, Genosse Major … die ist streng geheim … am Ende kämen diese Leute sonst noch in Schwierigkeiten … und das wollen wir doch beide nicht, Genosse Major.“
Hätte ich so sprechen sollen? Oder was hättet ihr gesagt? Jetzt mal ehrlich!