Na ja, Gisy, Mit obigen Satz bin ich totalst einverstanden.
Aber mir geht es , wenn ich an Höflichkeit denke, immer mehr um das Formale: Du vergleichst es mit dem Zeremoniell an Fürstenhöfen. Und den Vergleich finde ich gut.
Schau mal:- ein Beispiel aus meinem Beruf - . Ich war Lehrkraft an einer staatliechen Schule für Erwachsenenbildung. Und da hatten wir so manche hellen Typen und die , die das Abitur neben Beruf und/oder Haushalt schafften, mussten schon ordentlich geistig auf Zack sein.
Viele unserer Studierenden kamen aus absolut handfesten Berufen (Bauhilfsarbeiter, Metaller usw), wo höfliche Umgangsformen oft nicht "drin" sind.
Und wenn ich( nicht nur ich)dann einmal eine Diskussion mit so einem Raubein hatte, war es oft schon lächerlich: ich sagte "Sie, danke, usw " und bekam beispielsweise zu hören:"Waascht, des wa oba bleed vu dia". Nun kannte ich ja "meine Pappenheimer und nahm so ein Verhalten in der Regel geslassen hin.
Aber solche - von höflichen Umgangsformen unbeleckten Typen wollten ( und vermochten das auch vom Intellekt her) dann z.B. auf der Fachhochschule für Touristik weiterstudieren.
Um wieviel schwerer werden sie es wohl gehabt haben, in den von ihnen gewählten Berufen erfolgreich zu sein.
Siehst Du, in diesem Sinne meine ich, ob Höflichkeit nicht ein notwendiges, rein formales Element ist, Zusammenleben friktionsfreier zu gestalten.
Und noch ein Beispiel, wo mich Unhöflichkeit sehr gekränkt hat.
Ich hatte eine große Gruppe -a l l e - von Geschichtsabiturienten ( in diesem Falle mit Mühe und Not, denn wen interessiert schon Geschichte wirklich?) durch die Runden gebracht, und beim Überreichen des Zertifikats hat mir niemand, nicht einmal der Studienvertreter des Semesters das ganz formal Dankeschön für ihre Mühe ( und das war es in diesem Falle)gesagt.