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Wie hältst du´s mit der Höflichkeit

M

majanna

Guest
Höflichkeit

Die wahre Höflichkeit besteht darin, dass man einander mit Wohlwollen entgegenkommt. Sobald es uns an diesem nicht gebricht, tritt sie ohne Mühe hervor. Rousseau, Emilie, 2, 4


Wem Höflichkeit nur Maske ist, zählt zu den Betrügern.
Wem Höflichkeit Bedürfnis ist, kann lieben und kann Frieden.
sven200306
( rausgegoogelt)




1. Höflich ist, wer gewisse eingebürgerte Umgangsformen einhält, die die gegenseitige Achtung ausdrücken. Manche Umgangsformen werden von der Gesellschaft als bindend angesehen, weil der Mensch dieses Ausdruckes liebender Rücksichtnahme bedarf, soll er durch das Zusammenleben nicht überbelastet, sondern gefördert werden. H. gehört wesentl. zum christl. geformten Leben, da sie Betätigung der Nächstenliebe ist. "In der Bruderliebe seid einander herzl. zugetan, ein jeder schätze den anderen an Ehre höher ein" (Röm 12,10).

Wahre H. besteht natürl. nicht nur im äußeren Schöntun, sondern in innerer Achtung vor dem Mitmenschen, die in ansprechender Form ausgedrückt wird. Sie ist aufrichtig (das äußere Verhalten entspricht der Gesinnung), herzl. (aus echtem Wohlwollen stammend), einfach (in den Formen nicht übertreibend). Ihre Schwierigkeit liegt darin, daß sie alltägl. geübt werden muß, daher eines ständigen Durchhaltens (Tapferkeit) bedarf.


Höflichkeit
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral
LChM 1976, Sp. 814-816


Zeit meines Lebens habe ich mich gefragt: Ist Höflichkeit nur Schleimen, Mittel , um etwas schneller erreichen oder ist sie eine Form, die menschliches Zusammenleben reibungsloser gestaltet.

Was habt Ihr für eine Meinung zur Höflichkeit?
 
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Oh weh, dieser Hörmann... Ist schon ganz schön hochmütig, die Höflichkeit als christliche Charaktereigenschaft zu bewerten. Es git auch Heiden, die sich anständig benehmen können... :D

Also, ich finde es wichtig, den Menschen um dich herum nach Möglichkeit mit Freundlichkeit zu begegnen: Ein freundliches "Hallo!", "Guten Tag!" - wer Freundlichkeit ausstrahlt, pflanzt Freundlichkeit fort; das kann uns allen nur gut tun.

Das Wort "Höflichkeit" mag ich nicht. Kommt mir wie "gezwungen" rüber - ein Verhaltenskodex des FürstenHOFes.

Ich kann allerdings nicht immer freundlich sein. Wer mir 20 Euro geklaut hat oder wer böse gegen mich intrigiert hat - als Beispiel - der kann nicht mit meiner Freundlichkeit rechnen: Die Bereitschaft zur Freundlichkeit darf keine gegenteiligen Gefühle verdecken. Sie soll nur zeigen: Mit mir ist IMMER gut Kirschen essen - wenn DU dich ebenfalls halbwegs anständig benimmst.

Die Einsicht in die Vorteile des Verhaltenssprinzips der Nächstenliebe muss nicht nur Christen ereilen. Und sie ist auch nicht eine Erfindung von J.C.

Gysi
 
Ich halte sehr viel von Höflichkeit. Sie ist für mich Ausdruck des Respekts vor anderen und auch für meine innere Haltung meinen Mitmenschen gegenüber.

Klar, manchmal 'verstoße' ich auch gegen meine eigenen Regeln. Im Allgmeinen ist's aber eher so, daß ich Unhöflichkeit in bestimmten Situationen ganz bewußt "einsetze" (was ich allerdings dann auch nicht immer gut finde).

Als "Schleimerei" kann ich höfliches Benehmen nicht sehen, obwohl man das sicher auch so "praktizieren" kann. Da wir nun mal in Gemeinschaften leben, sind bestimmte allgemeingültige Verhaltensweisen, die den Umgang miteinander erleichtern, schlicht sinnvoll.

LG, wirrlicht
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich

Also, ich finde es wichtig, den Menschen um dich herum nach Möglichkeit mit Freundlichkeit zu begegnen: Ein freundliches "Hallo!", "Guten Tag!" - wer Freundlichkeit ausstrahlt, pflanzt Freundlichkeit fort; das kann uns allen nur gut tun.

Das Wort "Höflichkeit" mag ich nicht. Kommt mir wie "gezwungen" rüber - ein Verhaltenskodex des FürstenHOFes.

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Gysi



Na ja, Gisy, Mit obigen Satz bin ich totalst einverstanden.
Aber mir geht es , wenn ich an Höflichkeit denke, immer mehr um das Formale: Du vergleichst es mit dem Zeremoniell an Fürstenhöfen. Und den Vergleich finde ich gut.
Schau mal:- ein Beispiel aus meinem Beruf - . Ich war Lehrkraft an einer staatliechen Schule für Erwachsenenbildung. Und da hatten wir so manche hellen Typen und die , die das Abitur neben Beruf und/oder Haushalt schafften, mussten schon ordentlich geistig auf Zack sein.
Viele unserer Studierenden kamen aus absolut handfesten Berufen (Bauhilfsarbeiter, Metaller usw), wo höfliche Umgangsformen oft nicht "drin" sind.

Und wenn ich( nicht nur ich)dann einmal eine Diskussion mit so einem Raubein hatte, war es oft schon lächerlich: ich sagte "Sie, danke, usw " und bekam beispielsweise zu hören:"Waascht, des wa oba bleed vu dia". Nun kannte ich ja "meine Pappenheimer und nahm so ein Verhalten in der Regel geslassen hin.

Aber solche - von höflichen Umgangsformen unbeleckten Typen wollten ( und vermochten das auch vom Intellekt her) dann z.B. auf der Fachhochschule für Touristik weiterstudieren.

Um wieviel schwerer werden sie es wohl gehabt haben, in den von ihnen gewählten Berufen erfolgreich zu sein.


Siehst Du, in diesem Sinne meine ich, ob Höflichkeit nicht ein notwendiges, rein formales Element ist, Zusammenleben friktionsfreier zu gestalten.


Und noch ein Beispiel, wo mich Unhöflichkeit sehr gekränkt hat.

Ich hatte eine große Gruppe -a l l e - von Geschichtsabiturienten ( in diesem Falle mit Mühe und Not, denn wen interessiert schon Geschichte wirklich?) durch die Runden gebracht, und beim Überreichen des Zertifikats hat mir niemand, nicht einmal der Studienvertreter des Semesters das ganz formal Dankeschön für ihre Mühe ( und das war es in diesem Falle)gesagt.
 
Original geschrieben von majanna
Du vergleichst es mit dem Zeremoniell an Fürstenhöfen. Und den Vergleich finde ich gut.
Höflichkeit ist für mich was Schwülstiges, Schleimiges. Entsprechend war (sehr oft) Höflichkeit am Hofe auch: etwas Hohles. Entsprechend oft rollten auch die Köpfe.
Ich bin für Freundlichkeit: etwas, was von innen kommt.
Ich hatte eine große Gruppe -a l l e - von Geschichtsabiturienten ( in diesem Falle mit Mühe und Not, denn wen interessiert schon Geschichte wirklich?) durch die Runden gebracht, und beim Überreichen des Zertifikats hat mir niemand, nicht einmal der Studienvertreter des Semesters das ganz formal Dankeschön für ihre Mühe ( und das war es in diesem Falle)gesagt.
Tja. Vollziehe ich das jetzt richtig nach: Das Verhältnis Lehrer - Schüler ist oft nicht so emotional. Die/der tut ihren Job, fertig. So mögen viele Schüler wohl denken. Ich glaube, wenn deine Schüler gewusst hätten, wie sehr dich ihre Einstellung (die sie wohl völlig unbewusst inne hatten) verletzt hatte - sie hätten sich dann schon sehr gerne bei dir bedankt. Nehme ich mal an. ;)

(Ich hatte in der Hauptschule (bin 2. Bildungswegler) mal einen Klassenlehrer, den Herrn Bernhard Scholz. Dem hatte ich sehr viel zu verdanken. Der hatte mich von einem schlechten Schüler zu einem guten Schüler gemacht. Er kümmerte sich eben um mich, er kannte mich (mein Elternhaus und so). Ich möchte behaupten, dass ich ihm ALLES zu verdanken habe, was ich heute bin. Ich ging von der Schule und hatte ihn nie wieder getroffen. Dann starb er früh, und irgendwann erwachte das Bedürfnis in mir, mich bei ihm zu bedanken. Ging nur nicht mehr. Das tat mir unendlich leid. Tja. So sind die Schüler oft... :( )

Gysi
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Höflichkeit ist für mich was Schwülstiges, Schleimiges. Entsprechend war (sehr oft) Höflichkeit am Hofe auch: etwas Hohles. )

Gysi


Natürlich, Gisy, so, wie Du das sagst, bin ich ja auch Deiner Meinung - was Höflichkeit im Privaten betrifft, bei dem man voraussetzen kann, dass der/die Andere einen kennt.Vor allem ist sie es aber dann, wenn ich in der Position des Schwächeren von einem Mächtigeren etwas will- wo Sachargument nicht ausreichend ist.
Aber selbst da bin ich völig Wirrlichsts Ansicht, dass Höflichkeit dem Mitmenschengegenüber der Ausdruck des Respektes ist.

Wirrlicht, ich musste lächeln, als ich las,dass Du mitunter gegen die von Dir selbst gesetzten Höflichkeitsgebote verstößt. Das geht mir spontan auch öfter so: v. a. , wenn mein Gegenüber ein
von mir als Widerling Eingestufter ist.

Ein weiterer Aspekt: Unhöflichkeit als bewusst eingesetztes Mittel der Machtausübung. Da hatte ich doch mal so einen Direktor..... ( Beispiele dürfen selbst eingesetzt werden) .


Ein weiterer Aspekt der Höflichkeit: Diese als Handlungstrategie in jedem Beruf, in dem es ums Überreden geht: von der Verkäuferin bis zum freischaffenden Künstler.

Ich könnte mir sogar bei Jokho vorstellen, dass er , in einer Verhandlung über einen Auftritt befindlich, plötzlich sagt: "Na, ihr Blödmänner, dann sucht euch eben einen besseren Kabarettisten".:D Sorry, Jokho : Du fielst mir eben als Beispiel ein.




Nochmals Wirrlicht: mir fällt der Titel eines Songs von Bettina Wegener ein: "Na, Gebote braucht der Mensch, um zu überleben...."

Und so finde ich es wesentlicher ökonomischer, in Situationen, die mir wertneutral sind, höflich zu sein - ohne innere Beteiligung - einfach aus dem Bemühen heraus, nicht in ein schiefes Licht zu geraten, nicht zanken zu müssen und was der Gründe noch sein mögen.
 
Hallo Majanna!
"Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr."
Das ist zwar irgendwie gar nicht lustig von Wilhelm Busch aber ich bin der Meinung dass es stimmt.
lG
 
Original geschrieben von Nina
Hallo Majanna!
"Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr."
Das ist zwar irgendwie gar nicht lustig von Wilhelm Busch aber ich bin der Meinung dass es stimmt.
lG



Hallo, Nina,

womit wir ja bei dem Aspekt: Unhöflichkeit - Macht wären.

Ich denke da wie Busch: ein unhöflicher Ellbogenmensch erreicht ( für sich in bestimmten Situationen)mehr als ein herzensguter höflicher Mensch.

Und ich gebe Dir Recht,wenn Du findest, dass das gar nicht lustig ist.

lbg Majanna
 
Es gibt ja auch einen Mittelweg.
Man muss kein ausgesprochener Machtmensch sein um Erfolg zu haben, allerdings schadet es nicht wenn man sich auch mal durchsetzen kann. Ist aber kein Widerspruch zu Höflichkeit und Menschlichkeit. :)
 
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Ich finde, man kann gerade auch mit Höflichkeit ziemlich "Macht" ausüben.

Also wenn ich ein Grüppchen Leute, die direkt an einem Rolltreppenzugang stehen und diskutieren, so freundlich wie nur möglich frage, ob sie ihre Stehparty evtl. einen halben Meter nach rechts verlegen könnten... das funzt immer.

Macht hat ja was mit Überzeugung zu tun. Und Höflichkeit kann mitunter sehr überzeugend sein! ;)

LG, wirrlicht
 
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