[USER=537]@Muzmuz[/USER] , [USER=6936]@FreniIshtar[/USER] , [USER=6956]@Chris M[/USER]
Muzmuz schreibt:
Wenn es aber das Unterbewusstsein ist, also etwas, das der Betroffene gar nicht steuern kann, und er nur nach "dessen Wille" entscheiden kann, wo bleibt dann noch die Freiheit ?
Ich kann das Unbewusste nicht von mir trennen oder meinem Bewusstsein gegenüberstellen. Das Unterbewusstsein gehört genauso zu meinem Bewusstsein, wie die bewussten Bereiche auch. Es macht mich zum Großteil aus, es gehört zu mir, es ist ein integraler Bestandteil meines ICH.
Das Unterbewusstsein steuert über 90 Prozent von dem, was wir täglich tun und denken.
Es handelt sich dabei also um ein System, welches so ziemlich alles in unserem Leben steuert. Zudem nimmt es bis zu 80.000 Informationen in der Sekunde auf, verarbeitet diese und speichert sie ab.
Es ist 10.000 Mal schneller als das Bewusstsein.
So ziemlich alles, was nicht an unser Bewusstsein gelangt, ist in unserem Unterbewusstsein gespeichert. Das betrifft u. a. unsere Erinnerungen, Überzeugungen, Fähigkeiten und Erfahrungen
Es hat Einfluss auf viele Bereiche meines Lebens wie :
-Verhaltensweisen und Reaktionen
- Einstellungen und Überzeugungen
- Wahrnehmung
- Zuordnung von Bedeutung in Situationen und bei Ereignissen
- Gesundheit und Wohlbefinden,
- Leistungsfähigkeit, Erfolge und Misserfolge
Diese Zusammenhänge zeige ich deshalb hier noch einmal auf, weil sie uns im Trubel des Alltags nicht bewusst sind.
Zum anderen machen sie deutlich, wie groß der Einfluss unseres Unterbewusstseins auf die Entscheidungsfindung ist.
Der Versuch, die Existenz eines freien Willens zu negieren, weil unsere Entscheidungen durch unser Unterbewusstsein (zumeist emotional) eingefärbt sind, verwundert schon etwas. Wenn das ICH von derart viel Unbewusstem bestimmt wird, ist das eine Realität, an deren Anerkennung ich nicht vorbeikomme, die mich aber keinesfalls entmündigt.
Meine Entscheidungen sind dennoch meine Entscheidungen, die ich auch alleine zu verantworten habe.
Frenilshtar schreibt:
Aber welche Rolle das Bewusstsein bei Entscheidungen genau spielt, bleibt vorerst offen."
Ja vermutlich, denn das ist das eigentliche Thema.
Es verwundert schon etwas, dass Philosophen und Wissenschaftler seit gefühlten Ewigkeiten sich in der ˋFrage des freien Willens´ herumquälen, ohne zu einem abschließenden und befriedigenden Ergebnis zu kommen.
Gerade dort, wo man versucht, unter Laborbedingungen (d. h. mit Versuchsanordnungen und Messgeräten) der Sache auf den Grund zu gehen, kommt es immer wieder zu mysteriösen Resultaten, die dann auch noch mit abenteuerlichen Theorien bedacht werden.
Wieso können Probanden Reaktionen zeigen, bevor sie überhaupt gesehen haben, auf was sie reagieren sollen.
Dazu gibt es viele Experimente. Ein solches ist, dass Testpersonen Bilder gezeigt werden, die erfahrungsgemäß starke Gefühle auslösen. Dabei wurde überraschenderweise festgestellt, dass die Gefühle bereits entstanden und messbar wurden, bevor die Probanden die Bilder sahen. Es waren genau die Gefühle und Reaktionen, die speziell beim jeweiligen Bild zu erwarten waren.
Daraus zu schlussfolgern, dass das Gehirn möglicherweise gar keine Entscheidungen trifft, weil die Entscheidung im Grunde schon gefallen ist, bevor sich das Gehirn mit dem Sachverhalt beschäftigt, scheint naheliegend.
Man wird sich die nächsten Jahrzehnte weiterhin streiten, was den freien Willen betrifft, es sei denn, man stellt das Ganze auf die Füße.
Hier wirkt nämlich dieselbe Blockade, die auch der Physik epochale Durchbrüche verwehrt.
Das Verhältnis zum Bewusstsein muss endlich auf einen zeitgemäßen Level gebracht werden. Die Annahme (und sture Behauptung), dass Bewusstsein ausschließlich in menschlichen Köpfen (Gehirnen) entsteht und anzutreffen ist, ist einer der größten Hemmschuh unserer Zeit.
Anzuerkennen, dass das Bewusstsein Ursprung und die innere Natur allen Seins ist, ist mehr als überfällig. Bewusstsein ist überall, in allen und allem.
Die ganzen Phänomene, mit deren Erklärung man sich derzeit noch schwer tut, könnte man ein für allemal entmystifizieren und Forschung auf ganz anderer Basis betreiben.
Dann würde man endlich verstehen können, dass jeder Gedanke, jeder emotionale Impuls, sobald er entsteht, in der Welt ist, dort bleibt und auch abrufbar ist.
Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass immer, wenn es “etwas Neues” gab, ob Verhaltensweisen in der Tierwelt, oder Entdeckungen und Erfindungen in der Wissenschaft, es nie lange gedauert hat, bis an den unterschiedlichsten Ecken der Welt “nachgezogen” wurde.
Ob ich nun von einem umfassenden Bewusstseinsfeld rede, oder es wie R. Sheldrake morphische Felder nenne, ist im Grunde egal. Wichtig ist zu wissen, dass alle Informationen nie verloren gehen.
Zurück zu den Laborversuchen.
Die Information, dass dem Probanden “Rainer” gleich ein Bild, von einem tragischen Verkehrsunfall, gezeigt werden soll, ist bereits verfügbar. Das allein schon dadurch, dass das technische Personal dies vorhat. D. h., der Plan (also der Gedanke) geht unmittelbar ins Bewusstseinsfeld ein. Das Gehirn der Versuchsperson hat darauf zunächst keinen Zugriff.
Das Bewusstsein des Menschen hat aber die Möglichkeit, Informationen aus dem Bewusstseinsfeld abzuziehen. Auch das läuft hauptsächlich über das Unterbewusstsein. Besonders gut gelingt das, wenn die Aufmerksamkeit auf die jeweilige Sache ausgerichtet ist. Das ist mit der Erklärung: “Wir zeigen dir gleich ein paar Bilder, um zu sehen, wie du darauf reagierst” natürlich gewährleistet.
Diese vorbewussten Informationen führen zur Reaktion beim Probanden und in der Folge dazu, dass das Gehirn im jeweiligen Bereich aktiviert wird.
Wie alle derartigen Versuche, bei denen davon ausgegangen wird, dass das Gehirn der Ausgangspunkt einer Entscheidung oder aufkommender Gefühle ist, gibt es verblüffende Ergebnisse und falsche Auslegungen.
Das Gehirn geht erst, im schon laufenden Prozess, ins Rennen, wenn die Vorentscheidungen schon feststehen. Jetzt werden einige sagen, es gibt also doch keine freie Entscheidung.
Das hängt davon ab, was ich zu sein glaube.
Sehe ich mich als Körper mit Geist und Verstand (also als ICH)
oder
sehe ich mich als Bewusstsein mit einem Körper als Werkzeug (also als SELBST).
Im ersteren Fall habe ich, wenn es auch viele Abstufungen gibt, immer Einschränkungen, was den freien Willen betrifft.
Im letzteren Fall habe ich, nachdem die Begrenzungen im Wesentlichen weggefallen sind, neben einem anderen Lebensgefühl, auch die freie Entscheidung.
So beantwortet sich die Frage nach dem freien Willen mit der Antwort auf die Frage:
“Wer und was bin ich?”
Die Identifikation mit dem ICH und die damit verbundene Abgrenzung ist das was unfrei macht.
ChrisM schreibt:
Der Meister in der Widerlegung des freien Willens ist Sam Harris
Ich halte es mit anderen Meistern. Heute Vormittag war ich beim Friseur-Meister und dann beim Metzger-Meister. 
LG * Helmfried