AW: Wie entsteht der Glaube an einen Teufel?
Die Geschichten des Alten Testaments kommen eigentlich ohne einen Teufel aus. Wenn Unglück geschieht, ist es meistens der zürnende Gott, der dahintersteckt und sein Volk dafür bestraft, dass es Götzendienst betreibt und zu wenig an ihn, den _einzigen_ glaubt.
Götzendienst und Polytheismus sind meist verantwortlich für die verheerendsten Folgen und stehen auf der schwazen Liste alias "10 Gebote" ganz oben.
Der Mythos vom gefallen Engel wurde so weit ich weiß erst später stark betont um die Herkunft des Teufels zu erklären, der nötig wurde, als die bisherigen Erklärungen für Unheil nicht mehr ausreichten um die Menschen zufriedenzustellen. Vielleich enstand durch das Verschwinden des äußeren Feindbildes, den einst dominierenden Polytheismen, eine Lücke, die man genötigt war zu schließen. Also hat man im eigenen System einen Teufel aufgerichtet anstatt ihn als Verdorbenheit bei den anderen Kulturen zu suchen.
Der Teufel ist einfach die Verkörperung des Bösen und dient als Erklärung für so gut wie alles Schlechte. Er trägt auch dazu bei den Namen Gottes rein zu halten. Schließlich straft Gott schon lange nicht mehr (im alten Testament fegt er noch schnaubend über die Abtrünnigen und Ungläubigen und ersäuft fast die gesamte Menschheit und Tierwelt) irgendwann hat er damit aufgehört und den Großteil der Strafe ins Jenseits verlagert. Dort überreicht er die Sünder quasi dem Teufel, der sie dann in seiner Hölle auf ewig quälen darf.
Das ganze ist irgendwie seltsam, denn der Teufel hat nur Zugriff auf den Menschen, gegen Gott hat er keine Chance. (Zumindest weiß ich nichts von einem direkten Kräftemessen) Zu Lebzeiten versucht er die Menschen zur Sünde zu verführen, so wie Jesus in der Wüste. Er schmeichelt sich ein, ist rhetorisch gut drauf und versucht Gottes Anspruch auf die höchste Autorität zu untergraben. Irgendwie scheint das aber schon auch eine Prüfung zu sein, der Gott die Meschen unterziehen will. Hiob wird z.B. aufs härteste vom Schicksal gestraft, damit Gott sehen kann, ob er wahrhaft gläubig ist.
Schafft es der Teufel die Menschen zur Sünde zu verleiten, so darf er sie nach dem Tod quasi behalten. Die Hölle scheint ihm nie voll genug zu sein. Gott duldet also den Teufel nicht nur, sondern er ist in gewisser Weise sein Angestellter.
Auf diese Weise ist die Verführung zum Polytheismus und Götzendienst zur Verführungskraft des Teufels geworden und der zornige Gott hat sich einen Lakaien angestellt um sich künftig nicht mehr die Hände schmutzig machen zu müssen.