Ja, das klingt schon brutal, ich kann verstehen, dass man in solchen Situationen auch an seine Grenzen kommen kann. Schließlich muss man ordentliche Arbeit leisten, ist irgendwo auch auf halbwegs brauchbare Zuarbeit angewiesen und kann nicht ständig alles doppelt und dreifach kontrollieren. Es scheint aber so, dass der Kochberuf tatsächlich für jeden offen steht und man diesen Zutritt auch ganz bewusst gewährt und weiter forciert.
Die von dir prognostizierte und ja auch schon spürbare Entwicklung wird dazu führen, dass das Thema Restaurantbesuch noch mehr einem Glücksspiel gleichen wird. Gehe ich in ein mir unbekanntes Restaurant, kann ich zwar die Bewertungen im Internet anschauen, diese sind aber häufig unzuverlässig, gekauft oder bilden aus anderen Gründen nicht die Realität ab. Auch die Preise sind kein zuverlässiger Indikator. Es kann vergleichsweise günstig sein und wider Erwarten sehr gut schmecken, aber auch teuer und enttäuschend ausfallen. Neulich war ich in einem altgedienten Traditionsrestaurant zum Essen und ich muss sagen, dass die Salate eine absolute Frechheit waren: Blätter viel zu groß, einfache Blattsalate ohne Variation, das Dressing fade und kaum vorhanden. Ebenso die Käsespätzle, das kann ich daheim als wenig begabter Herdbediener nach Rezept locker vielfach besser und schmackhafter. Trotzdem war die Bude brechend voll und im Internet überschlägt man sich mit Lobhudelei.
Ich esse auch immer wieder befriedigend bis gut, aber fast nie sehr gut. Selbst im teuersten Restaurant am Platz war das Fleisch sehnig und zäh, die Saucen dünn und ohne Inspiration. Ich bin eigentlich ein anspruchsloser Esser und wahrlich nicht kleinlich, aber ich merke halt auch, ob etwas mit Pfiff und echtem handwerklichen Können zubereitet oder mal eben so abgearbeitet wurde. In mir steigt die Lust, selbst richtig lecker zu kochen - das ist allemal billiger und man weiß, was man auf dem Teller hat. Schade wäre es um den kleinen Luxus aber schon, welchen man sich hin und wieder gönnt. Man muss halt einfach die wenigen begabten Köche finden, die es (noch) gibt und dann auch das Glück haben, dass sie wirklich in der Küche anwesend sind und das Essen maßgeblich zubereiten und nicht Hilfskräfte, die einem verkochte Nudeln, übergartes Fleisch oder irgendwas aus der Tüte vorsetzen.