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Nein, sie lernen schon Koch. Allerdings haben zwei von ihnen vorher Beikoch gelernt - aber auch der Beikoch ist mittlerweile ein Ausbildungsberuf mit voller Lehrzeit von 3 Jahren. Es handelt sich allerdings nicht um Menschen mit Down-Syndrom.




Nun, ich bin ja streng genommen nicht der Ausbilder, obwohl ich de facto genau das tue.

So "experimentell" ist das Konzept eigentlich nicht, vielmehr ist es eher "visionär".

Der Kochberuf ist kein so einfacher Beruf. Er fordert, nach wie vor, die menschliche Arbeitsleistung sehr, physisch, psychisch und auch mental. Hinzu kommen außergewöhnliche Arbeitszeiten und eine vergleichsweise geringe Entlohnung. Das alles gefällt nicht jedem.

Der Beruf ist zwar noch immer bei jungen Menschen populär, vor allem durch den Starkult um Köche und die Kochshows im Fernsehen. Sind sie dann aber erst einmal in der Ausbildung, dann sehen sie schnell, wie wenig der Beruf mit diesen Shows im TV zu tun hat.

Und dann brechen sie ihre Ausbildung ab.

Der Kochberuf hat die zweithöchste Abbrecherquote aller Ausbildungsberufe, 49.5% aller Auszubildenden brechen in unseren Tagen ihre Ausbildung ab (der mit der höchsten Abbrecherquote ist der Restaurantfachmann, sprich Kellner, mit 50.5%).


Die Schlaueren ergreifen den Beruf gar nicht erst, warum auch, sie haben genügend andere Möglichkeiten. Als Mediengestalter oder einem anderen IT-Beruf muss man halt nicht so hart schuften und verdient schließlich auch mehr. In Zukunft wird die Branche keine anderen Menschen mehr haben, in der Masse jedenfalls nicht. Es werden diese Menschen sein, die diese Berufe ausüben und die von den wenigen angeleitet werden, die keine Einschränkungen haben.


Das Projekt des Tim Mälzer ist also in erster Linie gar kein soziales Projekt. Es ist vielmehr die Zukunft, ein Herantasten an eine Betriebsform, die in wenigen Jahren die Normalform sein wird. Denn es wird keine anderen Menschen mehr geben, die das machen wollen.

Dem steht ein hoher Bedarf an dieser Arbeit gegenüber und ein gestiegenes Niveau in der Qualität.

Was das für die Kochkunst und die Essenskultur bedeutet, das steht in den Sternen.


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