Reinhard70
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Wertlehre
Experten und Vertreter klassischer und moderner Wertlehren
fragen danach, wie Werte entstehen; konkreter interessieren
sie sich dafür, wie Bewertungen von Gütern (Waren und
Dienstleistungen) zustande kommen. In diesem Sinne ist
Wertlehre ein wichtiger Teil von Kosten- und Preistheorien.
Die grundsätzliche Unterscheidung von objektiver und subjektiver
Wertlehre zeigt das Problem. Dazu hier nur ein Beispiel, das
in Wertlehren der Vergangenheit wohl nur selten berührt wird:
Funktionäre, die man auch als Regulierer der volkswirtschaftlichen
Wertschöpfung bezeichnen kann, bestimmen den Wert ihrer "Arbeit"
bis zu einem gewissen Grade selbst. Abgeordnete erhöhen ihre
Diäten so nachhaltig und lange, bis sie auf erheblichen Widerstand
in der Öffentlichkeit stoßen. Diese Selbstbewertung hat mit dem
marktwirtschaftlichen Gesetz von Angebot und Nachfrage nichts
oder sehr wenig zu tun, hat aber Einfluß auf die Bewertung weiterer
Leistungen von "Funktionären", deren Zahl sich in der Büro- und
Technokratie ständig vermehrt. Damit ist nicht mehr und nicht
weniger gesagt, als daß -> Wertschöpfung teilweise der Willkür
und dem Eigennutz einflußreicher Menschen unterliegt. Demnach gibt
es so etwas wie eine Wertschöpfungsillusion, die auf der anderen
Seite durch Nichterfassung wichtiger und kreativer Arbeiten - z.B.
von Müttern und Vätern in Privathaushalten - untertrieben ist. Überspitzt
formuliert erscheint in der Wertschöpfungsrechnung nur als wertvoll,
was auf sogenannten Arbeitsplätzen geleistet wird. Funktionäre
haben Arbeitsplätze, soweit sie nicht ehrenamtlich tätig sind, und
damit einen "Stellenwert", obwohl sie häufig "Nichtarbeit" leisten
und schöpferische Arbeiten verhindern. Wie wertvoll die Verwalter
der volkswirtschaftlichen Tätigkeit wirklich sind, ist objektiv nur
schwer einzuschätzen. Die Leistung einer Hausfrau und Mutter hingegen
ließe sich objektiv wesentlich besser einschätzen, weil sie es
fast immer mit sehr handgreiflichen Objekten zu tun hat; den
subjektiven Wert dieser Arbeit kennen wir alle sogar sehr gut. Daß
diese Leistung bisher nicht als Wertschöpfung erfaßt wird, gehört
zu den Absurditäten der Begriffe wie -> Sozialprodukt und seiner
Ableitungen. Die Tatsache zeigt auch, daß einige wirtschaftliche
Grundbegriffe neu definiert und überdacht werden sollten.
Im Rahmen der Wertlehre bieten sich Ansatzpunkte dafür.
- Reinhard von Normann, Das kleine Wirtschaftslexikon, 1999, 470.
Experten und Vertreter klassischer und moderner Wertlehren
fragen danach, wie Werte entstehen; konkreter interessieren
sie sich dafür, wie Bewertungen von Gütern (Waren und
Dienstleistungen) zustande kommen. In diesem Sinne ist
Wertlehre ein wichtiger Teil von Kosten- und Preistheorien.
Die grundsätzliche Unterscheidung von objektiver und subjektiver
Wertlehre zeigt das Problem. Dazu hier nur ein Beispiel, das
in Wertlehren der Vergangenheit wohl nur selten berührt wird:
Funktionäre, die man auch als Regulierer der volkswirtschaftlichen
Wertschöpfung bezeichnen kann, bestimmen den Wert ihrer "Arbeit"
bis zu einem gewissen Grade selbst. Abgeordnete erhöhen ihre
Diäten so nachhaltig und lange, bis sie auf erheblichen Widerstand
in der Öffentlichkeit stoßen. Diese Selbstbewertung hat mit dem
marktwirtschaftlichen Gesetz von Angebot und Nachfrage nichts
oder sehr wenig zu tun, hat aber Einfluß auf die Bewertung weiterer
Leistungen von "Funktionären", deren Zahl sich in der Büro- und
Technokratie ständig vermehrt. Damit ist nicht mehr und nicht
weniger gesagt, als daß -> Wertschöpfung teilweise der Willkür
und dem Eigennutz einflußreicher Menschen unterliegt. Demnach gibt
es so etwas wie eine Wertschöpfungsillusion, die auf der anderen
Seite durch Nichterfassung wichtiger und kreativer Arbeiten - z.B.
von Müttern und Vätern in Privathaushalten - untertrieben ist. Überspitzt
formuliert erscheint in der Wertschöpfungsrechnung nur als wertvoll,
was auf sogenannten Arbeitsplätzen geleistet wird. Funktionäre
haben Arbeitsplätze, soweit sie nicht ehrenamtlich tätig sind, und
damit einen "Stellenwert", obwohl sie häufig "Nichtarbeit" leisten
und schöpferische Arbeiten verhindern. Wie wertvoll die Verwalter
der volkswirtschaftlichen Tätigkeit wirklich sind, ist objektiv nur
schwer einzuschätzen. Die Leistung einer Hausfrau und Mutter hingegen
ließe sich objektiv wesentlich besser einschätzen, weil sie es
fast immer mit sehr handgreiflichen Objekten zu tun hat; den
subjektiven Wert dieser Arbeit kennen wir alle sogar sehr gut. Daß
diese Leistung bisher nicht als Wertschöpfung erfaßt wird, gehört
zu den Absurditäten der Begriffe wie -> Sozialprodukt und seiner
Ableitungen. Die Tatsache zeigt auch, daß einige wirtschaftliche
Grundbegriffe neu definiert und überdacht werden sollten.
Im Rahmen der Wertlehre bieten sich Ansatzpunkte dafür.
- Reinhard von Normann, Das kleine Wirtschaftslexikon, 1999, 470.