AW: Werte der heutigen Kinder und Jugendlichen*
Lieber Andreas,
dann will ich's also mal versuchen. 
Grundsätzlich erst mal vorweg: Die Ideen und Ideale, die du zum Thema Erziehung formuliert hast, sind natürlich alle sinnvoll, vernünftig und, so glaube ich zumindest, allgemeiner Konsens.
Aber ich möchte erst noch einmal auf diese Vorbild-Sache zurückkommen.
Ja, da hast du natürlich Recht.
Ich war in meinen Gedanken tatsächlich mehr bei den schon etwas älteren Kindern, denn die Ausgangsfrage des Threads dreht sich ja um die Werte der Kinder und Jugendlichen. Diese entwickeln sie aber meiner Ansicht nach erst, wenn sie ein wenig älter sind und nicht mehr im "Lernen durch Nachahmen"- Alter.
Also, ich lasse die Vorbildfunktion für das Alter 0-3 jetzt einfach mal gelten 
Nein, im Ernst jetzt. Gestern beim Nachdenken darüber, weshalb für mich der Begriff Vorbild so negativ besetzt ist, habe ich gemerkt, dass es mit der Distanz zu tun hat, auch mit dem Unpersönlichen, welches ich damit verbinde.
Weisst du, ein Vor-Bild, das ist eben nur ein Bild. Wenn ich aber nichts von mir selber darin erkennen kann, wenn ich keine Beziehung zu diesem Bild finde, dann nützt es mir überhaupt nichts.
Ein Gegenüber aber, mit dem ich eine lebendige Beziehung habe, das mich wahrnimmt und anerkennt, das ist eben nicht mehr bloss ein Bild. Verstehst du, was ich meine?
Du hast das Feld der Konflikte angeführt, bei dem die Eltern Vorbildfunktion für das Kind einnehmen.
Nun, ich konnte damit meinem Sohn nicht dienen, da ich ihn alleine aufgezogen habe. Aber er konnte mit mir streiten. Und er kann das heute wirklich ziemlich gut. Und natürlich konnte er auch mit anderen Kindern streiten und hat auch dort gelernt, mit Konflikten umzugehen.
Aber er hat eben seine eigene Art gelernt, die ihm und seiner Persönlichkeit entspricht.
Und dann hab ich ihn noch gefragt, , was er zum Thema Vorbild meint und ob er welche hatte oder hat und so. Er ist jetzt 18 und ziemlich gut darin, die Dinge sehr präzise auf den Punkt zu bringen (während ich mich leider oft selbst verwirre.
)
Er hat dann gemeint, man wisse im Grunde genommen von selber, was man wolle, was für einen richtig und falsch sei usw.
Und dann suche man sich jemanden, der diese Werte am besten verkörpere um ihn dann als Vorbild zu nehmen. (Wenn man denn eines brauche).
Das fand ich interessant. Weil das die ganze Geschichte einfach umdreht.
Aber eben, auch hier kennt wahrscheinlich niemand die ganze Wahrheit und wahrscheinlich gibt es, wie fast überall, viele gangbare Wege. Aber ich finde es einfach interessant, darüber nachzudenken und auch mal von einer ganz anderen Seite an die Sache heranzugehen.
Und ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln wir m.E. vorallem daduch, dass man uns wahrnimmt und uns etwas zutraut. -> Beziehung.
Das Selbstvertrauen eines Kindes wird eher aufgebaut, indem ich Spiegelbild statt Vorbild bin.
Brauchen wir alle.
Allerdings sollten Regeln und Grenzen auch immer mal wieder in Frage gestellt und verhandelt werden dürfen. Bitte richtig verstehen: Nicht dauernd, denn das fände auch ich zu anstrengend. Aber immer dann, wenn es die eine oder andere Seite für nötig erachtet.
Ach das bedeutet doch nichts anderes als Beziehung.
-> Beziehung 
-> Beziehung

Ich glaube, wir liegen tatsächlich nicht allzu weit auseinander in unseren Ansichten.
Macht jedenfalls Spass, darüber zu diskutieren.
herzliche Grüsse
Ela