AW: Werte der heutigen Kinder und Jugendlichen*
Hast du das wirklich so von mir verstanden? Mit dem Alltagsbeispiel der Heuchelei (Streit in der Familie - Prügeleien unter Freunden) und dem Umgang mit den eigenen Fehlern wollte ich eigentlich was ganz anderes sagen!
Das sind für mich so was wie wichtige Eckpunkte in der Erziehung.
Den Kindern etwas mitgeben – wie soll das umgesetzt werden? Durch Erziehung, in welcher Form auch immer (Erziehungsstil), was anderes fällt mir da nicht ein.
Beziehung in der Familie zu ermöglichen, Beziehungen in der Gesellschaft aufbauen zu können usw., das ist für mich ein wichtiger Bestand der Erziehung (Sozialisation), nicht eine Alternative.
Beziehungen fangen in der Familie an.
Es waren nicht deine Eltern, die dich geprägt haben? Vielleicht meinst du da was anderes:
Missverständnisse gibt es möglicherweise auch dadurch: In welchem Lebensabschnitt steigen wir hier eigentlich ein?
Erziehung beginnt ja nicht erst mit 13 oder 15, da beginnt eher bereits das Loslassen, die Eigenständigkeit, die natürliche Abgrenzung!
Wenn das Kind die Umwelt kennen lernt und ertastet, Laufen und Sprechen lernt, stehen die Eltern zur Seite. Alle begleitenden Maßnahmen (incl. gewähren lassen!) sind Erziehungsmaßnahmen.
Die Vorbildwirkung: Das Kind ist noch besonders stark auf die Eltern fixiert.
Wenn das Kind in der Schule Reibereien und andere Probleme hat, werden die Eltern irgendwie reagieren. Das Kind erwartet (in der Regel meist unbewusst) eine Hilfe, in welcher Form auch immer. Das zählt auch zur Erziehung.
Die Vorbildwirkung: Wie wird in der Familie mit solchen Problemen umgegangen? Die daraus resultierenden Erfahrungen werden in späteren Jahren mit Sicherheit bei den eigenen Entscheidungen und den Problemlösungen auch einfließen, ob bewusst oder unbewusst.
Wenn das Kind in die Pubertät kommt, wird es immer kritischer werden und alles hinterfragen – auch die Erziehung der Eltern und viele Werte, die sie von ihnen durch deren Lebensweise (=Vorbildwirkung!) erfahren hat.
Die Eltern müssen sich anpassen und immer mehr los lassen (oft ein besonders schwieriger Lernprozess für diese),
was aber nicht umgekehrt bedeuten darf, dass die Kinder bisher "unterdrückt" waren! Immerhin dürfen "Kinder" mit 16 schon die Landesregierung wählen (zumindest bei uns in Österreich).
Die Eltern können und sollen aber immer noch mit Rat und Hilfe zur Seite stehen. Es gibt immer noch eine Vorbildwirkung, wie auch immer die Eltern in dieser Situation vorgehen.
Es geht nicht um das Vorbild im Sinn von Perfektionismus, das verleitet eher zur hilflosen Heuchelei. Da sein füreinander, Sicherheiten geben. Ehrlichkeit ist dabei das Um und Auf, wie es Kathi ähnlich schon formuliert hat.
Du sprichst ja doch auch von einer "Erziehungsform", Ela, und wie ich merke, sprechen wir hier dieselbe Sprache.
Weil es so schön dazupasst:
https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?p=155725#post155725
Die Begriffe "Erziehung" und "Vorbild" haben nur dann einen bitteren Beigeschmack, wenn man sie auf "Drill" und "Bevormundung" bzw. auf das "leuchtende Vorbild" reduziert, was noch immer sehr oft der Fall ist: Sowohl in der Definition wie auch in der praktischen Realität!
Mir gefällt die Definition aus dem Lexikon sehr gut:
Erziehung,
Unterstützung und Förderung des heranwachsenden Menschen,
die ihn in seiner geistigen und charakterlichen Entwicklung befähigen soll,
sich sozial zu verhalten und als selbstständiger Mensch eigenverantwortlich zu handeln.
Der zu Erziehende soll die Verhaltenserwartungen (das heißt Normen oder Erziehungsziele)
seiner sozialen Umwelt kennen, beurteilen, gegebenenfalls als begründet anerkennen und erfüllen lernen.
Erzwungene Anpassung führt zu Autoritätsgebundenheit oder blinder Protesthaltung.
Erziehung in modernem Verständnis meint einfühlende Begleitung.
http://lexikon.meyers.de/meyers/Erziehung
lg
Andreas