• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Auf Thema antworten

AW: wenn künstler eine depression haben


Ich stimme Robin zu. Und möchte noch anmerken, daß m. E. der wesentliche Unterschied zwischen Künstlern und "normal Depressiven" der ist, daß dieses "Künstlersein" allzuoft als faule Ausrede benutzt wird, nichts am eigenen Drama zu verändern.


Depressionen lähmen, machen Angst, sind ein Koglomerat aus Verzweiflung, Hass, Wut, Trauer, Hilflosigkeit bis hin zu Alpträumen und Realitätsflucht. Und wohl jeder, der unter ernsthaften Depressionen gelitten hat, wird wissen, daß das am stärksten empfundene Gefühl dabei eine entsetzliche Ohnmacht ist. Allein die Vorstellung, aktiv zu werden, gegen die Depressionen anzukämpfen, läßt das ganze Wesen auf ein unüberwindbar scheinendes  Ich kann nicht! zusammenballen bis hin zum Gedanken: "Tod sein wäre leichter".


Gegen dieses gewaltige Hilflosigkeit wird jeder Depressive seine eigenen Strategien entwickeln, die ihm Gründe liefern, nicht um Genesung kämpfen zu müssen. Sich als Opfer fühlen, die Vergangenheit hat einem so viel Leid zugefügt, daß man sich nun in dieser verzweifelten Verfassung befindet, man ist viel zu erschöpft, verzweifelt, ängstlich, um aus der Situation auch nur einen Schritt herauszutun. Und der Künstler? Mehr noch als jeder andere Depressive auch profitiert er von seiner Depression. Denn: so eine Depression ist ja auch irgendwie tragisch, verleiht scheinbar Tiefe und zusätzliche Ernsthaftigkeit, der echte Künstler zerbricht an der bösen, bösen Welt, weil er gar so sensibel und fühlend ist, und ein schwermütiges Wesen wird vom künstlerisch interessierten Konsumenten auch allzu gerne mit zarten Schauern genüßlichen Mitleids honoriert.


Falls es überhaupt einen Unterschied geben sollte zwischen depressiven Künstlern und depressiven Nichtkünstlern, dann den, daß der Künstler u. U. allzuviele Komplizen hat, die ihn darin bestärken, in seinen Depressionen zu verharren.


Zurück
Oben