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Was ist Wut?

AW: Was ist Wut?

Hallo Frau Brezelmann.
Wenn etwas geschieht, was mich verletzt, wie etwa, wenn du mir beim aufräumen mit dem Klavier vors Schienbein donnerst, entsteht in mir eine Reaktion. Sofern ich die spontan zulassen kann, etwa indem ich dich anbrülle, fluche oder dich mit deinem Klavier wegschubse, äußere ich etwas, was ich mit Zorn beschreiben könnte.
Zorn als spontane Reaktion zur Abwehr des schmerzenden Umstandes. Das kommt m.E. selten beherzt vor.

Bei den meisten Situationen, reagieren wir m.E. nicht auf den heutigen Verletzer, sondern meine Reaktion erscheint auf den ersten Blick unangemessen hoch. Etwa, wenn du mich ein doofes Krokodil nennst, dreh ich durch, schnaufe und renne dir wild gestikulierend mit einem riesigen Messer hinterher. Ich reagiere damit offensichtlich nicht auf heute, sondern es scheint ein früheres „Programm“ anzulaufen, was alte Ohnmachtsgefühle in die Gegenwart verschiebt, was eine „Verletzung meines Selbstbildes“ oder gleichzeitig auch einen (alten) Rückhaltemechanismus spontanen Ausdruckes aktiviert (und noch unerschöpflich mehr). Das erste ist vom zweiten m.E. sehr schwer auseinanderzuhalten. Da wir nun leider vollgestopft mit Erfahrungen und vor allem diesen ausdruckshemmenden Schutzmechanismen sind, die wiederum kuriose Reaktionen, wie z.B. lächeln und runterschlucken, vielleicht auch mal einen Amoklauf erzeugen. Schutzmechanismen (im körperlichen Muskelverkrampfungen, im seelischen ICH-Widerstände)...wegen Angst vor Repressalien. Beispielsweise daher kann man im Grunde nicht sinnvoll sagen, woher was kommt und wie was beeinflusst wird und wurde. Das wäre deine Aufgabe, für dein Leben.

[Daher würde ich vereinfachend vermuten. Ein Mensch, der nie spontan zornig werden kann, ist nicht zu beneiden, denn das kann nicht gesund sein. Ein besonders lieber Mensch ohne jeden Ausbruch, wird in seiner Tiefe einige Gründe mit sich herumschleppen, die ihn zwingen, das nicht zu dürfen.]

Ohnmacht kommt „im heute“ m.E. sehr selten vor. Jeder wird mir hier widersprechen. Aber ich meine, dass es in 99% der Fälle das bewusste oder unbewusste Motiv ist, was dich zurückhält, das dich ohnmächtig macht. Und das Motiv ist hier seinerseits ein alter Mechanismus. Du hast Angst, den Job zu verlieren, den Ehemann, dein Geld oder hast Angst vor anderen Strafen oder Verlusten, Leid.... Man muss hier vorsichtig sein, all diese Ohnmachtsituationen als „tatsächlich heute existent“ anzusehen. Es gibt sie m.E. oft garnicht, sie sind reiner Konflikt von Bestrebungen Lust zu bekommen und andererseits Schmerz zu vermeiden. Dem täglich Brot unserer sogenannten ICH´s. Es klingt wie eine dumme Hypothese, vielleicht schnüffelst du aber mal ganz leise bei dir.

Ich vermute, die Situationen, in denen wir heute ohnmächtig sind, sind fast immer nur die Folge davon, dass wir bereits „mehrmals den Zorn zurückgehalten“ haben. Denn sonst könnten wir nicht in die Abhängigkeitssysteme geraten sein.
Kein Mensch würde ohne gesellschaftliche Dressur monogam, duldsam, autoritätsgläubig oder verschuldet für ein Betonkästchen sein, Gebote oder Regeln einhalten, Wahlversprechen glauben, Fahnen, Bücher, Götzen oder Altare anbeten oder jeden Tag im Büro, auf dem Schlachtfeld, in Arbeitsklamotten in Erdlöchern oder glauben, er müsse verhungern, wenn er nurnoch 2000 Euro zum Leben hätte oder sich Fett absaugen lassen und dann ohnmächtig- wütend auf den pfuschenden Arzt.... sein. Jeder von uns hat zumeist einen „guten Grund“ wütend zu sein. Aber genau da ist für ihn ein Hinweis.

Ohnmacht scheint Wut heraufzubeschwören. Aber fast immer Wut als ein ganzes Sammelsurium von Erfahrungen und Reaktionen darauf. Fast nie den spontanen Zorn.

Sehr selten wird es geschehen, dass tatsächlich eine Ohnmachtsituation geschieht, wie bei einem Überfall, in der spontaner Zorn, der nicht zur Abwendung des Ereignisses führt, keine „alte Wut“ heraufholt. Es wird auch in diesen seltenen Fällen nur selten gelingen, völlig „in“ der Situation zu bleiben, sich ihrer bewußt zu bleiben, nicht in Schmerzerwartungen abzudriften. Was dann entstehen würde, weiß ich garnicht, dazu müsste ich ein Heiliger sein, der überfallen wird.

Aber ich bin nur ein grünes ängstliches
Krokodil
 
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Der Anfang vom Ende!

Mal allein das Wort Wut, ist (da ist man sich mal sicher) eine Erfindung des Menschen, dass Tier das auf 2 Beinen läuft!
Wut ist meiner Meinung nach, wie alle anderen Empfindungen auch, eine Reaktion im Gehirn, der eine Reaktion im Körper folgt. Wut ist immer der Anfang vom Ende dessen worüber man wütend ist, für einen selbst. Sehr gut zu erkennen, wie solls auch anders sein, in der Liebe. Eine Situation die nicht kompatibel ist mit der Vorstellung die das Gehirn von dieser Situation hat, abhängig von der Hemmschwelle und Toleranzgrenze, die bei vielen gleich ist u.a. aber auch abhänging von früheren Erfahrungen gleicher oder ähnlicher Situationen, daher entstehen die meisten Wutausbrüche in der Liebe, ist halt meistens das gleiche Szenario. Kleines Bsp, in jeder Sprache bekannt: Mann geht saufen, senkt somit durch den Konsum von Alkohol seine Hemmschwelle künstlich, die Toleranzgrenze spielt dann sowieso verrückt. Daheim angekommen, mit breit wehenden Fahnen und erwartet von der geliebten Frau, die abhänging von der Häufigkeit und Dauer des Alkoholkonsums, mehr oder weniger wütend ist, und der besoffene Mann wird dann ja schon wütend, da die Toleranzgrenze ja ganz unten ist und Kritik total überflüssig in diesem Moment, sobald nur ein Wort des dagegen seins fällt. Man könnte vermuten das nach ein paar Stunden Schlaf wieder alles im Lot ist, doch weit gefehlt ist es nur der Anfang vom Ende. Es ist ratsam zu lernen sich zu beherrschen, denn das ist möglich, so wie lesen und schreiben lernen. Ich verstehe was dein Kollege meint wenn er sagt das er wütend nicht kennt, dass ist einfacher zu erklären wenn man sich fragt, ist dein Kollege ein Single oder schon lange in einer Beziehung und oder bist du für Ihn allgemein ein besonderer Mensch in den man sich verlieben kann?
Dann ist es wohl so das dieser Mensch mehr für dich empfindet und er seine allzu menschliche Wut aus diesem Grund nicht zeigen und zugeben möchte, da Wut in der Liebe (wie oben beschrieben) nichts Gutes mit sich bringt und er vermutet das du darauf negativ reagierst, auch wenn es nicht so ist (wo wir wieder mal bei der Toleranzgrenze wären).
Kannst deinen Kollegen ja mal drauf ansprechen und achte dabei auf seine direkt darauf folgende Reaktion...

Grüsse casebumbase
 
AW: Was ist Wut?

Wut entsteht dadurch, dass einen etwas auf Distanz zur Schau gestellt wird, was dann immer mehr eine magnetisierende Annäherungsfantasie im Kopf eines Menschen zeugt, und wenn er dann den Mut aufbringt sich der reizenden Sache zu nähern, dann wird sie ihm neckisch entzogen. Er fühlt sich von dem, der ihn köderte betrogen, das führt ihn dann oftmals sogar zum Griff nach Beruhigungsdrogen. Er wollte bei dem was zur Schau gestellt wurde zugreifen, doch der ihn Lockende (der gern Werbung in eigener Sache macht) schaltet sofort schadenfroh auf Entzug, zumeist unter dem Motto: „Sitte und Anstand, nun ist es aber mal genug!“
Wut ist die Ohnmacht gegenüber einem von der ganzen Gesellschaft unter Schutz gestellten Betrug, denn, wer Anreiz bietet und somit offensichtlich Neid zeugt, der fordert nicht den Zugriff ein, sondern nur, dass sich jeder hochachtungsvoll vor ihm verbeugt.

beziehungsWEISE
 
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AW: Was ist Wut?

An alle Teilnehmende, voran Frau Bezelmann!

Zuerst einmal ein Danke für eure Beiträge, ihr habt mir aus der Seele geschrieben!

Wut ist ein Zustand , in dem Grenzen überschritten werden.
Das Wort "Schreiten" finde ich jedoch in diesem Zusammenhang als unpassend, denn Schreiten heißt unter anderem "würdevoll gehen" und von Würde kann bei einem Wutanfall keine Rede sein.

Der Wütende nimmt seinem Opfer die Würde und hat sie längst schon selbst verloren.

Raphael
Täter und Opfer zugleich
 
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