Bernd
Well-Known Member
- Registriert
- 3. Mai 2004
- Beiträge
- 8.631
AW: Was ist Wut?
Hallo Frau Brezelmann.
Wenn etwas geschieht, was mich verletzt, wie etwa, wenn du mir beim aufräumen mit dem Klavier vors Schienbein donnerst, entsteht in mir eine Reaktion. Sofern ich die spontan zulassen kann, etwa indem ich dich anbrülle, fluche oder dich mit deinem Klavier wegschubse, äußere ich etwas, was ich mit Zorn beschreiben könnte.
Zorn als spontane Reaktion zur Abwehr des schmerzenden Umstandes. Das kommt m.E. selten beherzt vor.
Bei den meisten Situationen, reagieren wir m.E. nicht auf den heutigen Verletzer, sondern meine Reaktion erscheint auf den ersten Blick unangemessen hoch. Etwa, wenn du mich ein doofes Krokodil nennst, dreh ich durch, schnaufe und renne dir wild gestikulierend mit einem riesigen Messer hinterher. Ich reagiere damit offensichtlich nicht auf heute, sondern es scheint ein früheres „Programm“ anzulaufen, was alte Ohnmachtsgefühle in die Gegenwart verschiebt, was eine „Verletzung meines Selbstbildes“ oder gleichzeitig auch einen (alten) Rückhaltemechanismus spontanen Ausdruckes aktiviert (und noch unerschöpflich mehr). Das erste ist vom zweiten m.E. sehr schwer auseinanderzuhalten. Da wir nun leider vollgestopft mit Erfahrungen und vor allem diesen ausdruckshemmenden Schutzmechanismen sind, die wiederum kuriose Reaktionen, wie z.B. lächeln und runterschlucken, vielleicht auch mal einen Amoklauf erzeugen. Schutzmechanismen (im körperlichen Muskelverkrampfungen, im seelischen ICH-Widerstände)...wegen Angst vor Repressalien. Beispielsweise daher kann man im Grunde nicht sinnvoll sagen, woher was kommt und wie was beeinflusst wird und wurde. Das wäre deine Aufgabe, für dein Leben.
[Daher würde ich vereinfachend vermuten. Ein Mensch, der nie spontan zornig werden kann, ist nicht zu beneiden, denn das kann nicht gesund sein. Ein besonders lieber Mensch ohne jeden Ausbruch, wird in seiner Tiefe einige Gründe mit sich herumschleppen, die ihn zwingen, das nicht zu dürfen.]
Ohnmacht kommt „im heute“ m.E. sehr selten vor. Jeder wird mir hier widersprechen. Aber ich meine, dass es in 99% der Fälle das bewusste oder unbewusste Motiv ist, was dich zurückhält, das dich ohnmächtig macht. Und das Motiv ist hier seinerseits ein alter Mechanismus. Du hast Angst, den Job zu verlieren, den Ehemann, dein Geld oder hast Angst vor anderen Strafen oder Verlusten, Leid.... Man muss hier vorsichtig sein, all diese Ohnmachtsituationen als „tatsächlich heute existent“ anzusehen. Es gibt sie m.E. oft garnicht, sie sind reiner Konflikt von Bestrebungen Lust zu bekommen und andererseits Schmerz zu vermeiden. Dem täglich Brot unserer sogenannten ICH´s. Es klingt wie eine dumme Hypothese, vielleicht schnüffelst du aber mal ganz leise bei dir.
Ich vermute, die Situationen, in denen wir heute ohnmächtig sind, sind fast immer nur die Folge davon, dass wir bereits „mehrmals den Zorn zurückgehalten“ haben. Denn sonst könnten wir nicht in die Abhängigkeitssysteme geraten sein.
Kein Mensch würde ohne gesellschaftliche Dressur monogam, duldsam, autoritätsgläubig oder verschuldet für ein Betonkästchen sein, Gebote oder Regeln einhalten, Wahlversprechen glauben, Fahnen, Bücher, Götzen oder Altare anbeten oder jeden Tag im Büro, auf dem Schlachtfeld, in Arbeitsklamotten in Erdlöchern oder glauben, er müsse verhungern, wenn er nurnoch 2000 Euro zum Leben hätte oder sich Fett absaugen lassen und dann ohnmächtig- wütend auf den pfuschenden Arzt.... sein. Jeder von uns hat zumeist einen „guten Grund“ wütend zu sein. Aber genau da ist für ihn ein Hinweis.
Ohnmacht scheint Wut heraufzubeschwören. Aber fast immer Wut als ein ganzes Sammelsurium von Erfahrungen und Reaktionen darauf. Fast nie den spontanen Zorn.
Sehr selten wird es geschehen, dass tatsächlich eine Ohnmachtsituation geschieht, wie bei einem Überfall, in der spontaner Zorn, der nicht zur Abwendung des Ereignisses führt, keine „alte Wut“ heraufholt. Es wird auch in diesen seltenen Fällen nur selten gelingen, völlig „in“ der Situation zu bleiben, sich ihrer bewußt zu bleiben, nicht in Schmerzerwartungen abzudriften. Was dann entstehen würde, weiß ich garnicht, dazu müsste ich ein Heiliger sein, der überfallen wird.
Aber ich bin nur ein grünes ängstliches
Krokodil
Hallo Frau Brezelmann.
Wenn etwas geschieht, was mich verletzt, wie etwa, wenn du mir beim aufräumen mit dem Klavier vors Schienbein donnerst, entsteht in mir eine Reaktion. Sofern ich die spontan zulassen kann, etwa indem ich dich anbrülle, fluche oder dich mit deinem Klavier wegschubse, äußere ich etwas, was ich mit Zorn beschreiben könnte.
Zorn als spontane Reaktion zur Abwehr des schmerzenden Umstandes. Das kommt m.E. selten beherzt vor.
Bei den meisten Situationen, reagieren wir m.E. nicht auf den heutigen Verletzer, sondern meine Reaktion erscheint auf den ersten Blick unangemessen hoch. Etwa, wenn du mich ein doofes Krokodil nennst, dreh ich durch, schnaufe und renne dir wild gestikulierend mit einem riesigen Messer hinterher. Ich reagiere damit offensichtlich nicht auf heute, sondern es scheint ein früheres „Programm“ anzulaufen, was alte Ohnmachtsgefühle in die Gegenwart verschiebt, was eine „Verletzung meines Selbstbildes“ oder gleichzeitig auch einen (alten) Rückhaltemechanismus spontanen Ausdruckes aktiviert (und noch unerschöpflich mehr). Das erste ist vom zweiten m.E. sehr schwer auseinanderzuhalten. Da wir nun leider vollgestopft mit Erfahrungen und vor allem diesen ausdruckshemmenden Schutzmechanismen sind, die wiederum kuriose Reaktionen, wie z.B. lächeln und runterschlucken, vielleicht auch mal einen Amoklauf erzeugen. Schutzmechanismen (im körperlichen Muskelverkrampfungen, im seelischen ICH-Widerstände)...wegen Angst vor Repressalien. Beispielsweise daher kann man im Grunde nicht sinnvoll sagen, woher was kommt und wie was beeinflusst wird und wurde. Das wäre deine Aufgabe, für dein Leben.
[Daher würde ich vereinfachend vermuten. Ein Mensch, der nie spontan zornig werden kann, ist nicht zu beneiden, denn das kann nicht gesund sein. Ein besonders lieber Mensch ohne jeden Ausbruch, wird in seiner Tiefe einige Gründe mit sich herumschleppen, die ihn zwingen, das nicht zu dürfen.]
Ohnmacht kommt „im heute“ m.E. sehr selten vor. Jeder wird mir hier widersprechen. Aber ich meine, dass es in 99% der Fälle das bewusste oder unbewusste Motiv ist, was dich zurückhält, das dich ohnmächtig macht. Und das Motiv ist hier seinerseits ein alter Mechanismus. Du hast Angst, den Job zu verlieren, den Ehemann, dein Geld oder hast Angst vor anderen Strafen oder Verlusten, Leid.... Man muss hier vorsichtig sein, all diese Ohnmachtsituationen als „tatsächlich heute existent“ anzusehen. Es gibt sie m.E. oft garnicht, sie sind reiner Konflikt von Bestrebungen Lust zu bekommen und andererseits Schmerz zu vermeiden. Dem täglich Brot unserer sogenannten ICH´s. Es klingt wie eine dumme Hypothese, vielleicht schnüffelst du aber mal ganz leise bei dir.
Ich vermute, die Situationen, in denen wir heute ohnmächtig sind, sind fast immer nur die Folge davon, dass wir bereits „mehrmals den Zorn zurückgehalten“ haben. Denn sonst könnten wir nicht in die Abhängigkeitssysteme geraten sein.
Kein Mensch würde ohne gesellschaftliche Dressur monogam, duldsam, autoritätsgläubig oder verschuldet für ein Betonkästchen sein, Gebote oder Regeln einhalten, Wahlversprechen glauben, Fahnen, Bücher, Götzen oder Altare anbeten oder jeden Tag im Büro, auf dem Schlachtfeld, in Arbeitsklamotten in Erdlöchern oder glauben, er müsse verhungern, wenn er nurnoch 2000 Euro zum Leben hätte oder sich Fett absaugen lassen und dann ohnmächtig- wütend auf den pfuschenden Arzt.... sein. Jeder von uns hat zumeist einen „guten Grund“ wütend zu sein. Aber genau da ist für ihn ein Hinweis.
Ohnmacht scheint Wut heraufzubeschwören. Aber fast immer Wut als ein ganzes Sammelsurium von Erfahrungen und Reaktionen darauf. Fast nie den spontanen Zorn.
Sehr selten wird es geschehen, dass tatsächlich eine Ohnmachtsituation geschieht, wie bei einem Überfall, in der spontaner Zorn, der nicht zur Abwendung des Ereignisses führt, keine „alte Wut“ heraufholt. Es wird auch in diesen seltenen Fällen nur selten gelingen, völlig „in“ der Situation zu bleiben, sich ihrer bewußt zu bleiben, nicht in Schmerzerwartungen abzudriften. Was dann entstehen würde, weiß ich garnicht, dazu müsste ich ein Heiliger sein, der überfallen wird.
Aber ich bin nur ein grünes ängstliches
Krokodil
Zuletzt bearbeitet: