Auch die Wirklichkeit unseres Innenlebens lässt sich wissenschaftlich abbilden, wenn man sie als Funktionen komplexer Systeme akzeptiert. Komplexe Systeme verhalten sich nicht vorhersagbar - und dafür git es verblüffend einfache Beispiele, mathematischer Natur oder Versuchsanordnungen, die nur aus zwei Pendeln bestehen. Sie stellen aber nicht die wissenschaftliche Methode als solche in Frage.
Die Geistes- und Sozialwissenschaften müssen sich der Belegbarkeit ihrer Aussagen stellen. Anderenfalls handelt es sich eben nur um Postulate. Sie versuchen es mit statistischen Methoden, die bekanntlich auch ihre Fallstricke haben.
Unlängst las ich ein - eher seltenes, ungewöhnliches - wissenschaftsphilosophisches Buch. Der Autor, ein Philosoph, stellte sich so unterschiedlichen Themen wie Quantenphysik, Relativitätstheorie und Chaostheorie ... und ging letztlich vor allem der Frage nach, was denn Wissenschaftler als Beweis akzeptieren und was eben nicht. Und ob die knallharte Beweisbarkeit der Wissenschaften denn nun - aus philosophischer Sicht - wirklich so beinhart ist, als die sie sich so gern ansieht.
Das fand ich spannend, denn endlich nahm da mal ein Philosoph den Fedehandschuh auf, den die Wissenschaften den Philosophen schon vor Jahrzehnten, wenn nicht länger, hingeworfen hatten. Er relativierte Aussagen über die Stichhaltigkeit einer wissenschaftlichen Beweisführung, denn aus philosophischer Sicht ist sie eben keineswegs so eindeutig und unfehlbar, wie sie sich darstellt.
Damit kann ich leben, bittesehr: Dann diskutieren wir eben darüber.
So ein Autor liegt aber dennoch Lichtjahre entfernt von Esoterikern und Quantenmystikern, die reale naturwissenschaftliche Erkenntnisse verklären, um daraus makroskopische Romanzen zu spinnen.