Hallo, das ist mein erster Beitrag auf diesem Forum, also lasst mich leben !

Als GeschichtsLKlerin, die gerade Geschichte paukt, kann ich Folgendes beitragen:
Als "reaktionär" werden in der Geschichtswissenschaft solche Politiker bezeichnet, die den Obrigkeitsstaat durchsetzten wollen und dabei liberale Strömungen unterdrücken.
Also Metternich, zum Beispiel. Der genialste Reaktionär war Bismarck, ABER historisch betrachtet war sein Genie auf der "falschen" Seite, auf der des Obrigkeitsstaates nämlich.
Man würde den Rückkehr zur Demokratie nach 1945 nie als "reaktionär" bezeichnen, auch die Wiedervereinigung Deutschlands nicht.
Nach dem Untergang der Weimarer Republik und dann des Nationalsozialismus sind die Reaktionäre (der ostelbische Adel, Konservative u.s.w.) untergegangen, weil sich ihre politischen Forderung nicht mehr durchsetzbar zeigten. Sie kooperierten mit der Demokratie. Man bezeichnet zwar Adenauer manchmal als einen Reaktionär, da er autoritär war, aber das finde ich falsch. Er war ein Demokrat und wollte eine demokratische Regierung etablieren, was damals eben am besten durch eine zeitweilig autoritäre Regierungsweise möglich war.
Die Wiedervereinigung war direkte Folge der Befreiung der DDR von dem sowjetischen Regime (krass ausgedrückt) und der Staat wurde zur Demokratie hingeführt. Ich würde das nicht als "reaktionär" bezeichnen.
Meine persönliche Meinung ist, dass in Deutschland nach 1945 keine Regierung als reaktionär bezeichnet werden könnte.
Fazit:
Geschichtlich gesehen, ist der Begriff "reaktionär" in Verbindung mit obrigkeitsstaatlichen Bemühungen, liberalen Strömungen entgegenzuwirken, zu bringen.
In der Umgangssprache wird der Begriff missbraucht und zum ettikettieren jeglicher konservativer oder einfach nur eindeutig nicht linker Ideen verwendet.