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Naja, das Selbstverständnis einiger zeitgenössischer Künstler dürfte die Kunsttheorie kaum nach vorne bringen. Metaphysischen oder esoterischen Unsinn zu labern, um das eigene Schaffen aufzuwerten, ist natürlich verlockend. Für die Frage nach dem Wesen der Kunst spielt das allerdings keine Rolle.


Kunst kommt ethymologisch von Können, in der heutigen Semantik haben die Begriffe jedoch nichts mehr miteinander zu tun. Mit der Ausdifferenzierung des ästhetischen Systems im 18. Jahrhundert wurde die Kunst von jeder Regelhaftigkeit befreit. Dies begann im Sturm und Drang, als die barocke Regelpoetik (Paradebeispiel Rhetorik) von der Genieästhetik abgelöst wurde: Einzig ein Genie kann - aus sich selbst heraus - ein Kunstwerk schaffen. Der Künstler war somit der Begründer der Autonomie der Kunst. Ein Bezug zu Konventionen bzw. zur Gesellschaft wurde nicht nur unnötig für die Entstehung eines Kunstwerks gehalten, er behindert das Genie sogar, da es durch die Kommunikation des Kunstwerks sich der Sprache - und damit einer gesellschaftlichen Konvention - bedienen muss. Dieses Kommunikationsparadoxon führte in der Frühromantik zum Phänomen des "Künstlers ohne Werk".

Auch, wenn sich diese Kunstdefinition nicht durchgesetzt hat, wird Kunst seit dieser Zeit nicht mehr von Regeln konstituiert. Mich würde wirklich interessieren, ob hier jemand eine fundierte Kritik an der systemtheoretischen Perspektive vorbringen kann, wie ich sie vor ein paar Tagen dargelegt habe. Ich habe nie etwas überzeugenderes gelesen.


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