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Der Versuch, den Begriff "Kunst" objektiv zu fassen, ist als endgültig gescheitert zu betrachten. Jahrhundertelang haben die größten Philosophen immer wieder Unsinn fabriziert, um eine "objektive", vom Kunstwerk ausgehende Definition zu finden. Einer kritischen Prüfung hält keiner dieser Versuche stand.


Diskussion ist damit nicht sinnlos. Die Systemtheorie entwirft ein hochkomplexes und äußerst fruchtbares Gebilde. Entitäten spielen keine Rolle, Kultur und Gesellschaft konstituiert sich in dieser Theorie einzig aus Kommunikation. Dadurch, dass der Mensch in der Lage ist, Kommunikation zu differenzieren, entwickeln sich Systeme. Das ästhetische System ist damit dasjenige, was nach dem Code interessant - uninteressant (oder auch nach dem Code schön-hässlich, was jedoch aufgrund der Übercodierung des Begriffes der Schönheit meist abgelehnt wird) bewertet wird.

Ein System hat ein sog. "symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium" (- dieses Monstrum hat Luhmann geprägt, da kann ich auch nichts für). Im Falle des ästhetischen Kommunikation - der Kunst - ist dies das "Werk". Dies entwickelt sich aus der Differenz von Medium (z.B. "Sprache"/"Schall") und einer "interessanten" Form (ein Gedicht, eine Symphonie). Was wir denn nun interessant finden, ist weniger ein philosophisches als ein hermeneutisches Problem.


Kunst ist das, wo eine "interessante" Differenz von Medium und Form wahrgenommen wird. Somit ist auch ein Fußballspiel "Kunst", sofern es nach dem ästhetischen Code rezipiert wird (interessant - uninteressant) und nicht nach dem Code des Sports (Sieg - Niederlage). Gleichzeitig bedeutet das, dass Kunst niemals unmoralisch, frauenfeindlich, subversiv, wahr/unwahr, rentabel im Verkauf o.Ä. sein kann. Wer ein Bild oder einen Roman so wahrnimmt, betrachtet ihn nicht als Kunst/Literatur, sondern aus seiner Umwelt - in meinen Beispielen als Teil des politischen, sozialen, ökonomischen oder wissenschaftlichen Systems.


Das ist die Wahrheit und Weisheit auf dem Silberlöffel. Wenn das zu knapp war (es ist äußerst reduziert, ich kann nicht beurteilen, ob es so noch einleuchten kann), kann ich gerne noch weiter ausholen. Dies sind natürlich nicht meine Gedanken, die moderne Systemtheorie hat Luhmann entworfen. Danken wir ihm dafür, sie lässt einen sehr viel klarer sehen.


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